Präzisionsbohren bei MAN-Giganten

Mit dem Wechselkopf-Bohrsystem LOGIQ3CHAM von ISCAR konnte MAN Energy Solutions die Prozesssicherheit in der Serienfertigung deutlich erhöhen und die Kosten pro Bauteil senken.

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Bei MAN Energy Solutions entstehen große Viertaktmotoren für Schiffe und stationäre Anwendungen wie die Stromerzeugung. Bild: MAN Energy Solutions

Beim Bau großvolumiger Motoren für die Schifffahrt und die Energiewirtschaft nimmt MAN Energy Solutions weltweit eine Spitzenposition ein. Doch was im Großen reibungslos funktionieren muss, erfordert präzise und zuverlässige Lösungen im Detail. Beispielsweise bei der Produktion von Lagerböcken aus Gusseisen. Doch die bis dato eingesetzten Werkzeuge arbeiteten zu ungenau. Abhilfe schaffte schließlich eine Innovation aus dem Hause ISCAR. Die neuen, dreischneidigen Wechselkopfbohrer LOGIQ3CHAM erzielen top Ergebnisse und verbessern die Produktivität bei MAN deutlich.

Der größte bei MAN hergestellte Motor hat eine Leistung von 19 MW und wiegt 240 t . Bild: MAN

MAN Energy Solutions beschäftigt weltweit 14.000 Menschen an 120 Standorten. Hauptsitz und größter Produktionsstandort ist Augsburg mit 4.000 Mitarbeitern. Hier entstehen große Viertaktmotoren für Schiffe und stationäre Anwendungen wie die Stromerzeugung. Die Entwicklung klimaneutraler Lösungen für Kunden aus der Industrieproduktion, der Energie- und maritimen Wirtschaft ist zentrales Unternehmensziel.

37 Jahre nach der Gründung im Jahr 1840 wurde in Augsburg Industriegeschichte geschrieben: Ingenieur Rudolf Diesel baute in einem Labor der Maschinenfabrik Augsburg, jetzt MAN, den weltweit ersten nach ihm benannten Motor. Der größte heute dort hergestellte Motor hat eine Leistung von 19 Megawatt und ist 240 Tonnen schwer. Neben der Entwicklung, Produktion, Lizenzierung und dem Vertrieb von großvolumigen Viertakt-Diesel- und Gasmotoren sowie Turboladern für Schiffe, Heiz-, Kühl- und elektrische Systeme steuert MAN Energy Solutions aus Augsburg auch das globale Business Development von Zukunftslösungen wie der Wasserstoff-Technologie.

Ein Erfolgsfaktor ist die in am Standort umgesetzte hohe Fertigungstiefe. Im Werk ist die komplette Motorenproduktion abgebildet – von der Gießerei bis zum fertigen Motor.

Luft nach oben bei der Präzision

Mit dem Wechselkopfbohrsystem LOGIQ3CHAM von ISCAR erzielt MAN Energy Solutions deutliche Produktivitäts-Vorteile. Bild: Iscar

Zu den internen Zulieferern gehört auch die kubische Komponentenfertigung mit 30 Beschäftigten. Hier entstehen an sechs Maschinen 150 unterschiedliche Bauteile mit Gewichten zwischen fünf und 300 Kilogramm, darunter auch Lagerböcke aus Gusseisen für die Zylinderkopf-Steuerung. „Um die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen, brauchen wir für die Bearbeitung erstklassige Werkzeuge“, schildert Lukas Bachhuber, Segmentleiter bei MAN Energy Solutions.

Doch beim Einbringen von Anschraub-Bohrungen traten Probleme auf. Es muss von zwei Seiten gebohrt werden, und das bis dato eigesetzte zweischneidige Wechselkopf-System erfüllte die Anforderungen nicht. „Das Werkzeug war zu ungenau. Die Bohrungen müssen exakt aufeinandertreffen. Es kam jedoch immer wieder zu Verläufen. Trotz Vorzentrierung erzielten wir keine zufriedenstellenden Ergebnisse“, erklärt Lukas Bachhuber.

MAN Energy Solutions kann mit dem LOGIQ3CHAM 100 Prozent höhere Vorschübe als mit dem vorherigen Werkzeug fahren. Bild: Iscar

Sein Kollege Alexander Baier, Tooling Technologies, ergänzt: „Wir haben intensiv nach einem Werkzeug mit sehr guter Performance gesucht“ und erläutert, warum die langjährigen Kontakte zu ISCAR einen Lösungsansatz lieferten. Dirk Moosreiner, Anwendungstechnik und Beratung, sowie Detlef Ossadnik, Beratung und Verkauf, beide ISCAR, stellten das neue, dreischneidige Wechselkopf-Bohrsystem LOGIQ3CHAM vor.

LOGIQ3CHAM schafft Abhilfe

Die Bohrungen werden präzise und in hoher Oberflächengüte in die Lagerböcke eingebracht. Bild: Iscar

Im Vergleich zu konventionellen Bohrwerkzeugen mit zwei Schneiden erlaubt dieses um bis zu 100 Prozent höhere Vorschubwerte, was die Produktivität deutlich steigert. Das Bohrkopf-Klemmsystem ist einfach und sicher zu handhaben und benötigt, anders als konventionelle Klemmsysteme, keine weiteren Ersatzteile. „So entstehen selbst in der Maschine nur minimale Rüstzeiten beim Bohrkopfwechsel“, erläutert Florian Weiß, Product Specialist Drilling bei ISCAR.

Die radiale und axiale Klemmkraft wird ausschließlich in der schwalbenschwanzähnlichen Passung erzeugt. „Sie bietet im Zusammenspiel mit den großen Anlageflächen eine sehr hohe Prozesssicherheit auch bei unregelmäßigen Schnittkräften“, ergänzt ISCAR Regional Sales Manager Uli Köhler.

Die Bohrungen entstehen auf beiden Seiten des Lagerbocks und treffen jetzt exakt aufeinander. Bild: Iscar

ISCAR konzipierte das Bohrkopf-Zentrum beziehungsweise die Restquerschneide mit den drei spitz zulaufenden Schneiden im Hinblick auf eine gute Zentrierfähigkeit bei möglichst hoher Stabilität. Daraus resultieren geringe Axialkräfte und Drehmomentwerte während des Anbohrens sowie eine sehr gute Eigenzentrierfähigkeit. Beim LOGIQ3CHAM kommt der PVD-TiAIN-beschichtete Schneidstoff IC908 zum Einsatz. Dieser ist hoch verschleißfest und erlaubt hohe Standzeiten.

Alle Bohrkörpervarianten besitzen eine innere Kühlmittelzufuhr an jede Schneide sowie große, polierte Spankammern, die den Spanfluss durch variable Spiralwinkel verbessern.

Stellte das Werkzeug vor: Detlef Ossadnik, Beratung und Verkauf bei ISCAR (re.) im Gespräch mit Alexander Baier, Tooling Technologies bei MAN Energy Solutions. Bild: Iscar

„Nach der Vorstellung des neuen Werkzeugs haben wir mit unseren Projektpartnern Tests unter Praxisbedingungen durchgeführt“, erklärt Detlef Ossadnik. „Dabei stellten wir schnell fest, dass LOGIQ3CHAM sehr rund läuft und eine hohe Oberflächengüte erzeugt“, sagt Moosreiner. Weitere positive Testergebnisse haben den Ausschlag gegeben, das bisher eingesetzte Werkzeug durch die ISCAR-Innovation zu ersetzen.

100 Prozent höhere Vorschübe

Tests am Bauteil in der Maschine (v.l.): Dirk Moosreiner, Anwendungstechnik und Beratung bei ISCAR, Alexander Baier, Tooling Technologies, Lukas Bachhuber, Segmentleiter, beide MAN Energy Solutions, und Detlef Ossadnik, Beratung und Verkauf bei ISCAR. Bild: Iscar

MAN Energy Solution arbeitet seit 2022 mit dem Wechselkopf-Bohrsystem und erzielt messbare Erfolge. „Die Fluchtung hat sich deutlich verbessert. Die Bohrungen treffen jetzt präzise aufeinander“, berichtet Alexander Baier. Aufgrund seiner guten Zentrierfähigkeit arbeitet MAN im Vergleich zu vorher mit 100 Prozent höheren Vorschüben. „Unsere Produktivität hat sich deutlich erhöht“, fasst Lukas Bachhuber zusammen. Das Werkzeug ist auf den leistungsstarken Maschinen schnell einsatzbereit.

„Wir sparen fünf Euro pro Bauteil. Bei 1.000 Stück pro Jahr rechnet sich das“, freut sich Alexander Baier. MAN hat die Standzeit im Vergleich zum vorherigen Werkzeug um zehn Prozent erhöht. Gesunken sind hingegen die Ausschuss-Kosten. „Die Bohrungen liegen durchweg innerhalb der vorgegebenen Toleranzen“, sagt Lukas Bachhuber. Die Augsburger setzen LOGIQ3Cham in den Durchmessern von 18 bis 24 Millimetern und den Bohrtiefen von 5xD und 8xD ein.

Im Team zum Erfolg (v.l.): Florian Weiß, Product Specialist Drilling, Detlef Ossadnik, Beratung und Verkauf, Uli Köhler, Regional Sales Manager, alle ISCAR, Lukas Bachhuber, Segmentleiter, und Alexander Baier, Tooling Technologies, beide MAN Energy Solutions. Bild: Iscar

Von der Präsentation bis zum Praxiseinsatz verlief die Kooperation mit den ISCAR-Experten vorbildlich. „Die Kontakte bestehen seit vielen Jahren, und auch bei diesem Projekt haben wir offen, vertrauensvoll und auf Augenhöhe zusammengearbeitet“, beschreibt MAN-Experte Alexander Baier. LOGIQ3CHAM überzeugte bei MAN Energy Solutions rundum. „Die präzise und zuverlässige Bearbeitung mit hohen Vorschüben hat dazu geführt, dass wir das Werkzeug auch bei anderen Bauteilen erfolgreich einsetzen“, fasst er zusammen.

Kontakt:

www.iscar.de