
Gleich zu Beginn ihres Studiums entdeckte Dr. Monika Kipp – die diesjährige Preisträgerin der Otto-Kienzle-Gedenkmünze der WGP – in einem Praktikum ihre Leidenschaft für die Zerspanung und besonders für die Schleiftechnik. Im Laufe ihrer Tätigkeiten am Institut für Spanende Fertigung (ISF) der TU Dortmund entwickelten sich aus diesem Faible handfeste internationale Forschungsprojekte, die die Schleiftechnologie insbesondere im Werkzeugschleifen spürbar voranbrachten. So untersuchte sie die Feinstbearbeitung von Hartmetall mit elastisch gebundenen Diamantschleifwerkzeugen. Einen hohen Stellenwert in ihrer Arbeit haben zudem nachgiebige Diamantwerkzeuge, mit denen auch strukturierte Oberflächen nachbearbeitet werden können, ohne deren Profil zu beeinträchtigen. So forscht sie zur Oberflächenfeinstbearbeitung mit diamantbelegten Schaumstoffen. „Mit Monika Kipp haben wir eine Nachwuchswissenschaftlerin auszeichnen können, die sich bereits sehr früh international einen Namen in ihrem Forschungsbereich gemacht hat“, freut sich Prof. Michael Zäh, Präsident der WGP. „Ihre Zielstrebigkeit und ihre Einsatzfreude sind beispielgebend.“
Ein Deutschlandstipendium brachte die damals angehende Wirtschaftsingenieurin schon sehr früh in engen Kontakt zu Unternehmen. Später am ISF konnte sie im Rahmer ihrer Forschungstätigkeit am ISF Dortmund in der Industriellen Gemeinschaftsforschung die Zusammenarbeit mit der Industrie intensivieren. „Ich weiß sehr zu schätzen, dass ich schon als junger Mensch von den Erfahrungen etablierter Industrievertreter profitieren konnte und mir ein Netzwerk aufbauen konnte.“, berichtet sie. Aufgewachsen ist das Nachwuchstalent im Tecklenburger Land, zwischen Münster und Osnabrück. Dort wohnt sie auch immer noch und fährt jeden Morgen rund 100 km nach Dortmund zur Universität. Das Ruhrgebiet sei zwar bekannt für seine Stauanfälligkeit, aber oft laufe es doch besser als man denkt, sagt sie. Und ergänzt: „Heute gab es allerdings Stau aufgrund eines Unfalls“, weshalb sie das Interview vom Rastplatz aus dem Auto heraus führt. Das ist allerdings nichts, was Monika Kipp so aus der Ruhe bringen könnte, dass sie nicht mehr von der Feinstbearbeitung von Hartmetallwerkzeugen oder dem Einfluss der Einsatzvorbereitung zu derselben schwärmen könnte.
Gute Vorbereitung ist wichtig beim Schleifen
Letzteres sei sehr spannend, zumal sie damit auch ihr Promotionsthema weiterentwickeln könne, freut sich die 35-Jährige. Sie hat es in Kooperation mit Kollegen im schwedischen Göteborg angestoßen, an der Chalmers University of Technology. Ermöglicht hat ihr diesen Forschungsaufenthalt im vergangenen Frühjahr der Rudolf Chaudoire-Preis der TU Dortmund. „Der Aufenthalt dort war extrem lehrreich und gewinnbringend“, schwärmt die Saerbeckerin. „Wir haben Grundlagenkenntnisse zur Einsatzvorbereitung von Diamantfeinstschleifscheiben und den Wechselwirkungen zur Materialtrennung in der Oberflächenfeinstbearbeitung von Hartmetall voranbringen können.“
Bei diesem Projekt – wie auch in anderen, an denen sie beteiligt ist – wertschätzt die Nachwuchswissenschaftlerin die Kooperationen mit anderen Forschungsdisziplinen, wie etwa den Werkstoffwissenschaften und der Physik, aber auch der Industrie.
Feinstbearbeitung wie mit einem Küchenschwamm
Neben ihren Forschungsarbeiten zum Werkzeugschleifen und zur Werkzeugpräparation nennt Monika Kipp die Endbearbeitung von Oberflächen mit diamantbelegtem Schaumstoff als eines ihrer zentralen Forschungsthemen – eine Arbeit, die auch auf internationalen Kongressen auf großes Interesse stieß. „Mit diesem Material lassen sich komplexe Oberflächen effizient bearbeiten. Gleichzeitig verhält es sich so flexibel wie ein Küchenschwamm, so dass es sich Formen und Strukturen anpassen kann. Dadurch lassen sich selbst strukturierte Oberflächen sehr fein nachbearbeiten und Mikrodefekte entfernen, ohne das Profil zu beeinträchtigen. Damit hat das Verfahren großes Potenzial für viele Branchen, von der Hartmetallbearbeitung bis zur Medizintechnik“, erläutert die Nachwuchswissenschaftlerin. Auch in diese Richtung möchte sie mit dem Team am ISF weiterforschen und ein Nachfolgeprojekt anstoßen.
Mentorin für Studierende und Mitarbeitende
Ihre zielstrebigen Forschungen haben die Preisträgerin schon früh weit gebracht. Noch vor ihrer Promotion bekam sie 2020 die Chance, die Abteilung Schleiftechnologie am ISF der TU Dortmund zu leiten – erst fünf Jahre zuvor hatte sie eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin angetreten. „Das Angebot habe ich sehr gerne angenommen und sofort zugesagt, weil es eine unglaublich tolle Möglichkeit ist, sich weiterzuentwickeln.“ Das meint sie nicht nur in Bezug auf die Schleiftechnologie, sondern auch mit Blick auf „Hintergrundthemen“ wie die Führung ihres derzeit 18-köpfigen Teams, Organisation und Kooperationen.
Neben ihrer Funktion als Abteilungsleiterin zählen auch Lehrveranstaltungen zu ihren Aufgaben am ISF. „Ich möchte nicht nur Wissen weitergeben, sondern auch Begeisterung für die Schleiftechnologie wecken. Das versuche ich, indem ich die Theorie mit praktischen Anwendungen verknüpfe – und mit einem Blick in die Zukunft. Wenn junge Studierende wissen, wohin sich die Technologien weiterentwickeln könnten, können sie es eher mit ihrer eigenen Zukunft verknüpfen. Das macht die Themen greifbarer.“ Monika Kipp versteht sich als Mentorin der Studierenden und ihrer Mitarbeitenden. „Ich möchte sie nicht nur in ihrer fachlichen Entwicklung begleiten, sondern auch meine eigenen Erfahrungen weitergeben, als Sparringpartner in Diskussionen wirken, damit sich die jungen Menschen auch persönlich weiterentwickeln können. Das geht nur mit einem offenen, Austausch auf Augenhöhe.“
Sport als Ausgleich
Wie aber lässt sich das außergewöhnliche Engagement an der Universität mit dem Privatleben vereinbaren? „Ich bin ein sehr bewegungsaktiver Mensch“, sagt das Nachwuchstalent von sich selbst. Sie betreibt Leichtathletik, Volleyball und fährt Motorrad. „Mit Sport, insbesondere mit Leichtathletik, schaffe ich mir einen Ausgleich.“ Bis 2009 betrieb die Schleiftechnikerin Mittelstrecken- und Hindernislauf sogar als Leistungssport. „Heute bin ich nur noch freudige Hobbyläuferin.“ Neben der körperlichen Betätigung ist sie ehrenamtlich in ihrem Verein SV Teuto Riesenbeck e.V. tätig, unter anderem als Kampfrichterin. „So behalte ich den Kontakt zu Wettkämpfen. Und da ich mir die ehrenamtliche Arbeit selbst einteilen kann, bekomme ich das neben meiner Arbeit am ISF gut geregelt. Würde ich das nicht tun, würde mir etwas fehlen.“
Kontakt:
wgp.de
            


