UCIMU zieht positive Bilanz für 2022

Auf seiner jährlichen Mitgliederversammlung zog der italienische Verband für Werkzeugmaschinenhersteller ein positives Fazit für 2022. Auch in 2023 rechne man mit Wachstum, doch Fachkräftemangel und die unsichere weltweite Lage machen den Unternehmen zu schaffen.

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Bildnachweis: UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE

Die italienische Produktion von Werkzeugmaschinen, Robotern und Automationssystemen belief sich im Jahr 2022 auf 7.280 Millionen Euro, was einem Anstieg von 15% gegenüber 2021 entspricht. Der Verbrauch stieg um 26% auf 6.311 Millionen, was zu einem Anstieg sowohl der Inlandslieferungen (3.812 Millionen; +21,6%) als auch der Einfuhren (2.499 Millionen; +33,3%) führte.

Auch die Exporte stiegen und beliefen sich 2022 auf 3.468 Mio. Euro, 8,5% mehr als im Vorjahr. Das Verhältnis Export/Produktion sank von 50,5% im Jahr 2021 auf 47,6% im Jahr 2022.

Im Jahr 2022 waren die wichtigsten italienischen Absatzmärkte: die Vereinigten Staaten (482 Millionen, +43,5%), Deutschland (306 Millionen, -13,3%), China (226 Millionen, -0,7%), Frankreich (193 Millionen, +9,6%), Polen (188 Millionen, +6,2%), die Türkei (124 Millionen, -3,9%), Spanien (119 Millionen, +19,7%), Russland (99 Millionen, -3,9%), Mexiko (84 Millionen, +5,2%), die Schweiz (74 Millionen, +36,8%).

Die positive Leistung des italienischen Industriesektors spiegelte sich in der Auslastung der Produktionskapazität wider, deren jährlicher Durchschnitt von 80,2% im Jahr 2021 auf 86,6% im Jahr 2022 deutlich stieg. Ebenfalls im Wachstumstrend die Auftragslage, bei einer gesicherten Produktion von 8 Monaten, gegenüber den 7,3 Monaten im Vorjahr.

Der Branchenumsatz betrug 10.482 Millionen Euro.

Prognosen 2023

Wie aus den Prognosen hervorgeht, wird das Jahr 2023 ebenfalls positiv abschließen. Jedoch hat sich bei den Auftragseingängen im ersten Halbjahr nicht viel getan.

Die Produktion wird sich auf 7.750 Millionen Euro belaufen, 6,5% mehr als im Vorjahr und somit einen neuen Rekord aufstellen. Der Verbrauch wird ebenfalls einen neuen Rekordwert von 6.835 Millionen Euro (+8,3%) erreichen, genauso die heimischen Lieferungen der Hersteller mit einem neuen Wert von 4.155 Millionen Euro (+9%). Auch die Importe werden weiter ansteigen und einen Wert von 2.680 Millionen Euro (+7,3%) erreichen. Der Export wird auf 3.595 Millionen (+3,7%) ansteigen und somit ein Niveau wie vor der Covid-Pandemie erreichen.

Laut UCIMU waren in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 die wichtigsten Absatzmärkte die Vereinigten Staaten (126 Millionen +35,4%), Deutschland (89 Millionen, +43,8%), China (55,5 Millionen, +23,3%), Frankreich (54 Millionen, +33,9%), Polen (38 Millionen, +10,2%), die Türkei (34 Millionen +86,8%), Mexiko (29 Millionen, +49,7%), die Tschechische Republik (27 Millionen, +118%), Spanien (25 Millionen, -16,5%) und Indien (24 Millionen, +38,9%).

Veränderung als ständige Variable

Barbara Colombo, Präsidentin von UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE, sagt: „Wenn wir die Entwicklung im Zeitraum 2021-2023 analysieren, wird deutlich, dass Italiens Werkzeugmaschinensektor gestärkt aus der Gesundheitskrise hervorgeht. Das Land hat sie schlagkräftiger und entschlossener gemeistert hat als viele Konkurrenten, angefangen bei Deutschland. Diese Ergebnisse zeigen unsere Fähigkeiten und den Wert unseres flexiblen und stark innovationsorientierten Geschäftsmodells.“

So müssen die italienischen Unternehmen seit einiger Zeit aus einer ungewöhnlichen Situation heraus handeln. Ständige Veränderung sei eine konstante Variable der Branche. Das sei nicht einfach, aber man werde auch in Zukunft so weitermachen.

„Als Antwort auf die Ungewissheit, die sich in der Auftragslage des ersten Semesters widerspiegelt, haben die Unternehmen einige Herausforderungen erkannt, auf die sie sich mittel- bis langfristig konzentrieren wollen, um die Positionierung auf dem internationalen Markt zu stärken: Innovation, die sich in Digitalisierung & Nachhaltigkeit, Verfügbarkeit von geschultem Personal, Servifizierung und Internationalisierung niederschlägt.“

Digitalisierung & Nachhaltigkeit

Die eigentliche Herausforderung für Hersteller in Bezug auf Innovation ist heute die Kombination von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das zeigt sich in der Fähigkeit, Systeme zu realisieren, die dem Benutzer effiziente Prozesse gewährleisten. Diese Systeme zeichnen sich durch den korrekten Einsatz von Ressourcen und angemessene Produktionszeiten aus, sowie durch die Möglichkeit, die Umweltauswirkungen (z. B. Carbon Footprint) jedes Prozessschrittes zu messen.

Diese rasche Entwicklung der Innovationsprozesse kann jedoch nicht von einer Unterstützung seitens der Regierung absehen. „Deshalb fordern wir die Regierungsbehörden auf, den Piano Transizione 4.0 zu bestätigen und zu verstärken, der – unserer Ansicht nach – von Grund auf Folgendes beinhalten muss: ein modulares System von steuerlichen Anreizen, die miteinander kombiniert und kumuliert werden können und die diejenigen, die in neue Maschinen investieren, in denen die Digitalisierung auch Nachhaltigkeitsfaktor ist, stärker belohnen.“

Fachkräftemangel

Die italienischen Werkzeugmaschinenunternehmen hat Schwierigkeiten Fachkräfte zu finden. Globalisierung und digitale Transformation erfordern in der Tat eine tiefgreifende Untersuchung der Fähigkeiten, die von den Mitarbeitern verlangt werden und treiben die Etablierung neuer Berufsbilder voran, die zuvor nicht existierten.

Eine kürzlich von UCIMU durchgeführte Umfrage zum „Bedarf an Fachkräften und Kompetenzen für Unternehmen der Branche“ weist zwei besonders interessante Aspekte auf. Erstens: technisches Personal, das man als „traditionell“ bezeichnen würde, ist auch heute noch von zentraler Bedeutung und schwer zu finden.

Zweitens: Für die Zukunft ist Personal mit Kompetenzen in den Bereichen Digitales, Automatisierung aber auch Management wichtig. Das bedeutet, dass Kontakt zu jungen Absolventen technischer Studiengänge geknüpft werden müssen. Aber auch Studiengänge neben Ingenieurwissenschaften sind wichtig.

Um den Mangel an Arbeitskräften zu verringern, treffen Unternehmen häufig Kooperationsvereinbarungen mit den technischen Instituten in ihrer Region, damit diese zu Nachwuchsstätten für ihre Beschäftigungsbedürfnisse werden. Bei dieser Tätigkeit werden Unternehmen von Verbänden wie UCIMU unterstützt, um den Dialog zu fördern. Das hat auch zum Ziel, die Studienprogramme so auszurichten, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Betriebe besser entsprechen.

Die Ergebnisse dieser Arbeit sind jedoch mittel- bis langfristig zu beoachten. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Regierung direkt eingreift, um Schulen und Universitäten zu unterstützen, indem die Lehrpläne an veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden.

Des Weiteren fordert der Verband weiterhin von den Regierungsbehörden, dass auch in Zukunft die Anwendung des Steuererstattungsanspruchs für die Ausbildung bestätigt wird. Das ist von entscheidender Bedeutung, um die Unternehmen bei einem schnellen Weiterbildungsprozess der Mitarbeiter zu unterstützen.

Schließlich ist der Anstieg der Personalkosten, der auf +6,6% geschätzt wird, ein weiteres Problem für die Unternehmen, die Mitarbeiter einstellen müssen. Daher fordert UCIMU die Regierungsbehörden auf, durch die Senkung der Lohnnebenkosten zu intervenieren.

Mehr Service

Immer mehr Unternehmen der Branche arbeiten an der Entwicklung eines Angebots, das neben dem Verkauf des physischen Produkts (der Maschine) auch eine Reihe von Mehrwertdiensten umfasst, die die Nutzerzufriedenheit verbessern können. Diese Tätigkeit könnte unter anderem zu einer interessanten zusätzlichen Einnahmequelle für die Hersteller werden. Darüber hinaus entwickelt UCIMU zusammen mit akkreditierten Partnern ein Leasingmodell.

Internationalisierung

„Der Export ist unsere beste Möglichkeit, den internationalen Markt zu kontrollieren, aber er kann und darf nicht die einzige Möglichkeit sein. Die Unternehmen wissen das und richten sich ein, um Chancen (auch die noch unausgesprochenen) besser nutzen zu können, welche die ausländische Nachfrage sowohl seitens traditioneller Wirtschaftsmärkte wie EU-Länder und der USA als auch seitens der Schwellenländer wie China, Indien, Vietnam, die Türkei bietet.“

„Die Unternehmen agieren indem sie an internationalen Messen teilnehmen, aber auch mittels ihres Vertreternetzwerkes. Es gibt auch diejenigen, die Niederlassungen und Tochtergesellschaften haben, meistens handel es sich dabei um Vertrieb und After-Sales-Service. Nur wenige haben Produktionsstätten im Ausland. Und daran müssen wir noch arbeiten.“

Da es sich meistens um kleine und mittlere Unternehmen der Branche handelt, ist die Eröffnung von Produktionsstätten weltweit sehr komplex. Aus diesem Grund suchen die Unternehmen der Branche andere Wege, die ihren Geschäftszielen dienen können. So z.B. bei Unternehmensnetzwerken, die auf Initiative des Verbandes entstehen und mehrere Mitgliedsunternehmen vereinen. Insbesondere engagiert sich UCIMU derzeit für den Aufbau eines Unternehmensnetzwerkes in Vietnam nach dem Vorbild des ITC India.

Darüber hinaus hat UCIMU zur Unterstützung der Internationalisierungstätigkeit mit Ad-hoc-Initiativen, die in voller Autonomie oder manchmal unter Beteiligung institutioneller Partner wie SACE, SIMEST und ICE-Agentur durchgeführt werden, eingegriffen und tut dies auch weiterhin.

Die Präsidentin Barbara Colombo schloss mit den Worten: „In diesem Zusammenhang bitten wir die Regierungsbehörden um mehr Mittel für die Einladung ausländischer Einkäufer nach Italien. Außerdem bitten wir so bald wie möglich um die Wiederöffnung des Fonds 394. Von ihm hoffen wir, dass er nicht nur den KMU, sondern auch den Mid Caps zur nicht rückzahlbaren und zinsverbilligten Finanzierung von Internationalisierungsmaßnahmen offen steht. Dazu zählen zum Beispiel die Eröffnung von Niederlassungen, Tochtergesellschaften und Unternehmensnetzwerken im Ausland sowie Entwicklungsprojekte für den ökologischen und digitalen Wandel sowie die Teilnahme an internationalen Messen.“

Kontakt:

www.ucimu.it