Für die Zukunft gut aufgestellt

Die Berger Gruppe hat ihre Geschäftsführung neu aufgebaut. Seit dem ersten Juni ist Dr. Klaus Rudolf Mäusl Teil von ihr. Ein Novum, denn erstmalig in der Firmengeschichte tritt ein Nicht-Familienmitglied in die Geschäftsführung ein.

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v.l.n.r.: Oswald Berger, Karin Berger-Haggenmiller und Dr. Klaus Rudolf Mäusl. (Bildnachweis: Firma Berger)

Die Maschinen laufen auf Hochtouren. Im Sekundentakt werden Bauteile produziert. Täglich fertigt die Berger Gruppe weltweit 1.882.766 Teile, die anschließend in unterschiedlichen Branchen verbaut werden. Das einst in einer Garage gegründete Unternehmen, ist heute mit rund 2500 Mitarbeitern in 11 Werken weltweit im Einsatz. Im Laufe der 67-jährigen Firmengeschichte hat sich Berger international einen Namen gemacht.

Gerade in der Automobilindustrie gehört die Berger Gruppe seit Jahrzehnten zu den führenden Zulieferern. In nahezu jedem Fahrzeug bekannter Automarken befindet sich heute ein Berger Teil. Doch die Industrie ist im Wandel – hin zu E-Mobilität und grüner Produktion. Die EU will ab 2035 neue Benziner, Diesel- und auch Hybridautos untersagen und nur noch vollelektrische Fahrzeuge zulassen. Eine neue Mobilitätswelt, in der Berger ganz vorne mit dabei sein möchte.

Für Berger, der bislang Bauteile und -gruppen für verschiedene Anwendungsbereiche im Diesel und Benziner herstellt, bedeutet das, sich neu zu orientieren. Die Herausforderung im Wandel hin zur E-Mobilität besteht aber nicht nur darin, neue Teile zu produzieren. Vielmehr ist auch die Anzahl an benötigten Komponenten ausschlaggebend. Während der Verbrennungsmotor aus mindestens 1200 verschiedenen Teilen besteht, kommt der Elektroantrieb gerade einmal auf ein Sechstel davon.

„Wir brauchen ein breiteres Produktportfolio“ definiert Karin Berger-Haggenmiller, CEO der Berger Gruppe, wie Berger auf die veränderte Marktsituation reagieren möchte. Die PECM Technologie sei hier ein Vorreiter. Dabei geht es um Pemmen, ein elektrochemisches Bearbeiten von metallischen Werkstoffen. Mit Erweiterung der PECM-Maschinenkapazität im Jahr 2022, bietet Berger nämlich erstmalig die Herstellung von Prototypen sowie Kleinserien als Dienstleistung an. Speziell für die Bereiche Medizintechnik, Aerospace und Consumer lassen sich hochpräzise, gratfreie Geometrien und Oberflächen in vergleichsweise sehr niedrigen Bearbeitungszeiten herstellen.

„Gemeinsam mit Maschinenhersteller und Kunde haben wir die PECM Technologie über dreizehn Jahre zielorientiert weiterentwickelt. Die konzipierte Technologie ist bei Berger in der Anwendungsweise heute weltweit einzigartig und ermöglicht höchste Präzision in Bezug auf Oberflächen- und Konturgenauigkeit“, erklärt Oswald Berger, CEO der Berger Gruppe. Nicht nur deshalb sieht Berger in der PECM Fertigung und Dienstleistung großes Potenzial. „Wir stehen unseren Kunden als Full-Service-Partner zur Seite – vom Entwicklungsprozess bis hin zur Serienfertigung.“ Bereits heute verlassen Berger jedes Jahr weltweit rund 6 Millionen elektrochemisch bearbeitete Bauteile und es werden täglich mehr.

Aber auch im Bereich der Brennstoffzelle ist Berger aktiv. Gemeinsam mit führenden Anbietern finden Gespräche statt, um die Entwicklung der Serientauglichkeit voranzutreiben. Berger sieht hier die Chance eines zukünftig noch intensiveren Austauschs zu neuen Technologien, Produkten und Projekten entlang des gesamten Entwicklungsprozesses. Neben neuen Märkten und Technologien hält Berger dennoch weiterhin an Teilen fest, die unabhängig vom Antrieb in allen Autos verbaut werden können. Bauteile für die Lenkung, Bremse und das Fahrwerk zählen beispielsweise schon heute zum Kerngeschäft.

„Und auch vom Benzin- und Dieselmotor haben wir uns noch nicht komplett verabschiedet. Heute werden nach wie vor Bauteile hierfür benötigt“, so Oswald Berger. Dass Berger bis zuletzt Zulieferer für den Verbrenner sein möchte, zahlt sich offenbar aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Gesamtumsatz von 280 Millionen Euro (2020) auf 330 Millionen Euro (2021) gestiegen. Und das trotz Corona-Lockdowns, Materialknappheit und  Lieferkettenprobleme.

Auch die Entwicklung hin zur grünen Produktion beschäftigt Berger. „Heute ist es nicht nur wichtig, dass die Fahrzeuge klimaneutral fahren, sondern auch dass die Produktion klimaneutral erfolgt“, berichtet Karin Berger-Haggenmiller. Aus diesem Grund wurden erst zwei weitere große Photovoltaikanlagen auf den Firmendächern installiert, mit denen die Berger Gruppe nicht nur eigenen Strom produziert, sondern auch auf die CO2-Bilanz achtet. „Unser oberstes Ziel neben dem Klima- und Umweltschutz ist eine autarke Energieversorgung. Auch wenn wir heute bereits unabhängiger sind als vor ein paar Jahren, würde uns ein Gas-Embargo schwer treffen.“

Für Berger, ein verarbeitendes Industrieunternehmen, stellt die energetische Abhängigkeit gerade zu Zeiten des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Unsicherheit dar. Denn ohne Strom gestaltet sich die Metallbearbeitung durch große Maschinen und Anlagen schwierig. „Aus diesem Grund arbeiten wir intensiv am weiteren Ausbau erneuerbarer Energien“, betont Karin Berger-Haggenmiller mit Hinblick auf die anstehenden Energieprojekte.

Und damit nicht genug Veränderung. Erstmalig in der Firmengeschichte tritt ein Nicht-Familienmitglied in die Geschäftsführung der Berger Gruppe ein. Dr. Klaus Rudolf Mäusl, welcher bereits seit vier Jahren im Beirat und seit zwei Jahren als Beiratsvorsitzender der Berger Gruppe tätig war, wechselte zum 01.06.2022 in die Geschäftsführung. Er hat in seinem bisherigen Berufsleben in verschiedensten Funktionen Familienunternehmen begleitet und mit diesen erfolgreich Perspektiven für die generationsübergreifende Fortführung entwickelt und umgesetzt.

Damit besteht bis Ende August ein Dreier-Team an der Spitze des Familienunternehmens. Anfang September tritt Oswald Berger, bislang geschäftsführender Gesellschafter, aus der Geschäftsführung aus und wechselt in den Beirat. Karin Berger-Haggenmiller, bislang geschäftsführende Gesellschafterin, führt gemeinsam mit Dr. Klaus Rudolf Mäusl die Geschäftsführung bis 01.10.2023 weiter und tritt dann in den Beirat ein.

Berger sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt. Gemeinsam mit den Familiengesellschaftern und dem Beirat wird die Geschäftsführung unverändert am Ausbau der Werte und Stärken der Berger Gruppe arbeiten. Die Flexibilität des Familienunternehmens, seine soziale Kompetenz und das vertrauensvolle Miteinander schaffen die Basis für die marktseitigen Stärken von Berger – technische Offenheit bei höchster Produktqualität sowie ausgeprägte Innovationsbereitschaft, insbesondere im Bereich neuer Fertigungsverfahren. „Diese Stärken leben vom persönlichen Engagement unserer Mitarbeiter“, so Alois Berger, Firmengründer der Berger Gruppe.

Kontakt:

www.bergergruppe.de