Zwischen Skepsis und so etwas wie Optimismus

Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie lud Anfang Oktober seine Mitglieder zur Herbsttagung nach Düsseldorf ein. Neben der konjunkturellen Lage stand der „Green Deal“ der EU im Fokus.

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Einladung zum Austausch: Die Herbsttagung des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

„Corona ist der Katalysator einer Krise, die ihren Ursprung in der ideologischen Verdammung des Verbrennungsmotors hat.“ Diese klaren Worte findet Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie, zu Beginn der ersten Mitgliederversammlung des Jahres.

Die Frühjahrstagung musste er kurzfristig absagen – der Lockdown war schuld. „Wir leben vom persönlichen Austausch“, begründet er die Tatsache, dass es keine Videokonferenz gegeben hat, und lässt Vertreter der Mitgliedsunternehmen – Drehteilehersteller und deren technologische Partner – zu Wort kommen.

Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

Die Zahlen zur Auftragslage und zum Umsatzeinbruch hinterlassen ein wenig Optimismus mit vielen skeptischen Zwischennoten. Neben Aussagen wie „das Schlimmste ist vorbei“ hinterfragen andere Unternehmer die vermeintliche Trendwende. Nahezu alle Redner bestätigen, dass sie mehr Aufträge als in den vergangenen Monaten verzeichnen. Allerdings haben die Kurzfristigkeit zu- und die Losgröße abgenommen. Das erschwert eine zuverlässige Prognose für 2021.

Ein Fakt bestätigt Rumpels Aussage, dass die Krise nicht der Pandemie geschuldet sei: Kurzarbeit fahren einige der anwesenden Unternehmen nicht erst seit Corona. Er fordert die Politik auf, sich mehr an wissenschaftlichen Fakten zu orientieren statt an Ideologien. „Elektromobilität ist kein pauschaler Klimaretter“, macht er seinen Standpunkt deutlich.

Hier drückt der CO2-Schuh

Eine weitere Herausforderung ist der European Green Deal. Die Europäische Kommission beabsichtigt, bis 2050 die Netto-Emissionen von Treibhausgasen in der EU auf null zu reduzieren. Firmen verpflichten sich zu strengen CO2-Grenzwerten – und geben den Druck direkt an ihre Zulieferer weiter.

Das treffe vor allem die metallverarbeitende Industrie: 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Produkts hängen am Vormaterial wie dem Stahl. „Mit Wasserstoff lässt sich Stahl CO2-neutral herstellen, doch das macht den Stahl deutlich teurer“, fasst es Andreas Schneider, Unternehmensberater der StahlmarktConsult, in seinem Vortrag zusammen.

Diese Frage treffe die Mitglieder gleich von zwei Seiten: Auftraggeber, die massiv krisenbedingte Rabatte einfordern, und im Einkauf von teureren Materialien. Rumpel empfiehlt seinen Mitgliedern, sich nicht auf ein Corona-Dumping einzulassen. Generell sieht der Vorsitzende im Netzwerken ein wichtiges Mittel, um besser durch die Krise zu kommen. „Im Austausch und in der Zusammenarbeit unter Kollegen steckt viel Potenzial, was wir hier optimal nutzen können.“

Kontakt:

www.drehteileverband.de