EVVA wurde im Jahr 1919 in Wien gegründet. 18 Jahre später folgte das erste Patent für ein Zylinderhangschloss, und der Weg in Richtung Sicherheitstechnik war geebnet. Ende der 1970er Jahre begann mit dem konsequenten Ausbau des Exports die Internationalisierung. Heute ist EVVA mit zehn Niederlassungen in Europa vertreten. Eine wichtige Rolle spielt die Forschung und Entwicklung, um technologisch immer am Ball zu bleiben. Darüber hinaus forciert EVVA die öl- und wasserfreie Fertigung der Produkte, um Ressourcen zu schonen. Die Bemühungen um eine nachhaltige Produktion und die Vermeidung von Abfällen sind bereits mit mehreren Umweltpreisen ausgezeichnet worden.
Am Hauptsitz Wien beschäftigt der Sicherheitstechnik-Hersteller 460 Mitarbeiter, europaweit sind es 750. Das Unternehmen verarbeitet jährlich rund 700 Tonnen Material. Zwei Millionen Sicherheitszylinder und 600 Millionen Einzelteile werden pro Jahr gefertigt. EVVA liefert in über 50 Länder weltweit. Die Stärke der Österreicher liegt in der Verbindung von mechanischem und elektronischem Sicherheits-Know-how. Mechanische Systeme machen nach wie vor den Großteil des Umsatzes aus, der Elektronik-Anteil dürfte mittelfristig auf 20 Prozent ansteigen.
Qualitätsansprüche enorm gestiegen
EVVA sieht sich in den vergangenen Jahren mit deutlich gestiegenen Kundenanforderungen konfrontiert. „Die Ansprüche an die Qualität sind enorm gewachsen. Unsere Schließsysteme müssen absolut zuverlässig sein und ein makelloses Erscheinungsbild aufweisen. Dies bedeutet, dass wir sehr gute Oberflächen benötigen“, schildert Rudi Reidl, Abteilungsleiter Oberflächentechnik bei EVVA. Das Schleifen von Profilzylindern und Hangschlössern bereitete ihm dabei Kopfzerbrechen. Die Werkstücke wurden von Hand in diversen Arbeitsschritten an unterschiedlichen Maschinen bearbeitet. „Das hat zu lange gedauert, und mit der Oberflächenqualität waren wir nicht immer zufrieden“, sagt Rudi Reidl. Eine automatisierte Lösung, so die Überlegung der Verantwortlichen, könnte hier Abhilfe schaffen.
Profunde Branchenerfahrung von SHL punktet
Im Rahmen ihrer Recherche stießen die Wiener schon bald auf die SHL AG in Böttingen, Spezialist für robotergestützte Anlagen zum Schleifen, Polieren und Entgraten. „Wir haben schnell gesehen, dass SHL über jahrelange Erfahrung am Markt verfügt und Kontakt aufgenommen“, beschreibt Herr Reidl, der schon bald mit Thomas Koch, Technischer Vertrieb bei SHL an einem Tisch saß. Die Österreicher hatten klare Vorstellungen, was im Pflichtenheft stehen sollte. „Hohe Prozesssicherheit, sehr gute Werkstück-Oberflächen und eine verbesserte Lieferperformance. Darüber hinaus war es uns wichtig, die Wertschöpfung im Hause zu behalten“, präzisiert Reidl.
Die SHL-Experten machten sich umgehend ans Werk, nahmen die Prozesse unter die Lupe, entwarfen erste Konzepte und führten in Böttingen Schleifversuche durch. So entstand ein halbes Jahr nach den ersten Gesprächen eine Schleifanlage mit sechsachsigem Industrieroboter zum automatischen Führen profilierter Werkstücke samt Sicherheitsumgebung, Paternoster, Schleifaggregaten und Schutzeinhausung. Nach kurzer Einweisung ist die Anlage im Sommer 2017 in Betrieb gegangen.
Seither hat EVVA bereits über 175.000 Werkstücke erfolgreich bearbeitet. Der Prozess läuft reibungslos. Zunächst öffnet der Bediener die Beladeseite des Paternostersystems und schiebt die Werkstückträger mit den Rohteilen ein. Anschließend betätigt er die Beladung, und der Paternoster führt den ersten Träger in die oberste Position. „Dort wird er in einer definierten Position fixiert. Daraufhin greift sich der Roboter das Werkstück und startet den Prozess an den Bearbeitungsmaschinen“, beschreibt SHL-Projektleiter Daniel Welte.
Für den perfekten Schliff sorgt zunächst eine SHL-Doppelfreiband- und Kontaktrollenschleifmaschine vom Typ DKS 250/450 ROB. An einem SHL-Schleifaggregat P550/100 ROB erfolgt der Bürstvorgang. Eine einfache Bedienung ermöglicht die intuitive Mensch-Maschine-Schnittstelle von SHL mit integrierter Datenbank für Prozess-, Maschinen- und Einrichtdaten.
Bearbeitung ohne Unterbrechung
Nach der Bearbeitung legt der Roboter das Werkstück auf der Trägerposition ab, an der er es zuvor geholt hat. Eine weitere Komponente kann geschliffen und gebürstet werden. Ist der Träger abgearbeitet, schiebt ihn die Anlage automatisch auf die Entnahmeseite des Paternosters und führt einen weiteren mit Rohteilen nach. Der Bediener entnimmt die fertigen Teile aus dem System und führt mit Rohlingen bestückte Träger in freie Plätze ein. Auf diese Weise erfolgt die Be- und Entladung ohne Unterbrechung – Stillstandzeiten entstehen nicht.
Für EVVA hat sich die Anschaffung der Anlage voll ausbezahlt. Prozesssicherheit und Lieferperformance haben sich deutlich verbessert. Der Roboter schleift und bürstet alle Seiten der Hängeschlösser und skandinavischen SKA-Zylinder vollautomatisch. „Das veredelt die Oberfläche unserer Produkte und verfeinert die Kanten. Dies ist ein optischer Vorteil, der immer wichtiger wird und den die Kunden bei hochwertigen Lösungen auch einfordern“, beschreibt Reidl. Die SHL-Anlage erfüllt die Erwartungen der Sicherheitsexperten auf ganzer Linie.
Die Taktzeiten liegen zwischen 40 und 120 Sekunden. In einem Arbeitszyklus schleift und bürstet die Anlage 20 Paletten mit insgesamt 1.440 Werkstücken. Bislang waren dafür bis zu fünf Fertigungsschritte erforderlich. „Dies verkürzt die Durchlaufzeit von einer Woche auf einen Tag“, freut sich Rudi Reidl. Jedes Teil wird zur Endabnahme von einem Mitarbeiter lediglich kurz kontrolliert. EVVA hat mit der SHL-Lösung einen Roboter mit „Manieren“ angeschafft. Dank robuster Einhausung arbeitet die Anlage besonders leise und sauber. Jede Woche fallen beim Schleifen rund zehn Kilogramm Messingstaub an. Dieser gelangt aber nicht in die Umgebung, sondern wird von der integrierten SHL-Absauganlage gesammelt und für das Recycling bereitgestellt.
Gute Noten verteilt EVVA auch in Bezug auf die Kooperation mit der SHL AG. Deren profunde Branchenerfahrung habe sich durch qualifizierte Beratung ausbezahlt. „Die Zusammenarbeit war stets persönlich und partnerschaftlich. Wir haben sie als sehr gut empfunden“, wertet Rudi Reidl. Aus diesem Grund sehe er einer weiteren Kooperation positiv entgegen. „Insbesondere dann, wenn weiteres Wachstum mit intelligenten Automatisierungslösungen zu bewältigen ist.“
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