Der Drehteile-Verband im internationalen Austausch

Die internationale Drehteile-Industrie hat sich im Juni in Spanien getroffen. Die 120 Teilnehmer tauschten sich beim SID-Kongress über aktuelle Technologien und globale Themen aus.

3160
Auf dem Programm des SID-Kongresses stand auch ein gemeinsamer Besuch bei der JOAN BONASTRE, S.A. Das Unternehmen ist seit 1958 ein zuverlässiger Partner unter anderem für die Medizintechnik, die Wert auf präzises und hochwertiges Drehen und Zerspanen legt. (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

Etwa 120 Teilnehmer aus acht Ländern trafen sich im Juni in Barcelona, um über Themen zu diskutieren, die die internationale Drehteile-Industrie bewegen: Dieses Jahr lag der Fokus der Fachvorträge auf künstlicher Intelligenz, Globalisierung und Energieversorgung. Aber auch eine offizielle Mitgliederversammlung und intensive Diskussionen über individuelle und gesamtwirtschaftliche Themen in den einzelnen Ländern standen auf der Agenda.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen

Die internationale Zusammenarbeit im SID (Syndicat International du Décolletage – zu Deutsch: Internationaler Verband für Automatendrehteile) geht auf eine Initiative aus den 60er-Jahren zurück. Damals hatten sich Unternehmer aus Frankreich, Deutschland und den USA zusammengetan, um die Aktionen in ihren jeweiligen Drehteil-Verbänden zu bündeln. Mittlerweile ist nicht nur die Produktpalette der Hersteller deutlich größer geworden, sondern auch der Verband: Großbritannien, Irland, Schweden, Schweiz und Spanien (Katalonien) sind dazu gekommen. Bei allen beteiligten Ländern stehen die individuellen Interessen der Mitgliedsunternehmen im Fokus.

„Wir sind in diesem Jahr mit einer 25-köpfigen Delegation aus Deutschland angereist“, erzählt Werner Liebmann, der den Verband der Deutschen Drehteile-Industrie als Geschäftsführer repräsentiert. Ihn interessiert bei seinen internationalen Kollegen besonders der Kennzahlenvergleich, aber er schätzt auch den Erfahrungsaustausch beispielsweise zur Situation bei Vormaterial und Energie.

„Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern ergeben sich oft aus den regionalen Anforderungen und Gegebenheiten. Besonders deutlich ist das, wenn es um das wirtschaftliche Umfeld oder um Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen geht“, stellt Liebmann fest. Auch die Situation bei Azubis und Fachkräften ist überall anders. „Ein strukturiertes duales Ausbildungssystem gibt es in der Form nur in Deutschland und in der Schweiz“, weiß der Verbands-Chef. Die Unternehmen in allen anderen Ländern sind hier sehr stark auf eigene Initiativen oder Branchenlösungen angewiesen.“

Erfolgreich in der Medizintechnik

Auf dem Programm der internationalen Verbandstreffen stehen immer zahlreiche Betriebsbesichtigungen. Eine davon führte die Teilnehmer beispielsweise zur JOAN BONASTRE, S.A., die sich auf Implantate, Prothesen, chirurgische Instrumente und Analysegeräte spezialisiert hat. Fazit des Besuchs: Das präzise Drehen und Zerspanen dieser Produkte ist nur möglich, wenn das Know-how der Fachkräfte weit über die herkömmliche Metallbearbeitung hinausgeht.

Das ist auch Thomas Brehm, Geschäftsführer der Brehm Präzisionstechnik GmbH & Co. KG., aufgefallen: „Es ist beeindruckend, wie die spanischen Drehereien den Wandel zu erfolgreichen Akteuren in der Medizintechnik geschafft haben. Das zeigt uns, dass man auch in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich unternehmerisch tätig sein kann“.

Seine Verbandskollegen Thomas Braun, Geschäftsführer der Maier GmbH & Co. KG, und Alexander Klinke, Geschäftsführer der Julius Klinke GmbH & Co. KG, stimmen ihm zu. Auch sie nutzten die Gelegenheit, bei den Gastgebern über den Tellerrand zu schauen und betonen das sehr familiäre Miteinander unter den Beteiligten.

Ein weiterer Pluspunkt der internationalen Zusammenarbeit der Verbände, die allen Teilnehmern sehr am Herzen liegt: das Austauschprogramm für junge Leute aus den Mitgliedsunternehmen. Werner Liebmann ergänzt: „Das ist eine tolle Gelegenheit für unseren Nachwuchs, der dadurch mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr in einem anderen Land als Trainee verbringen und seinen Horizont erweitern kann.“

In diesem Jahr hat der spanische Drehteile-Verband den Kongress ausgerichtet. Das letzte Treffen liegt bereits fünf Jahre zurück, die Pandemie verhinderte die geplanten Veranstaltungen für 2020 und 2022. Den nächsten Termin in den USA können sich die Mitgliedsunternehmen schon mal für 2025 in ihren Kalender eintragen – dann heißt es: auf nach Chicago.

Kontakt:

www.drehteileverband.de