25 Jahre FANUC Robotics Deutschland GmbH

FANUC Robotics geht traditionsbewusst in die Zukunft

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Vor 25 Jahren, am 6.August 1985 wurde im Handelsregister Mettmann das Unternehmen GMF Deutschland GmbH eingetragen. Damit beginnt, juristisch gesehen, die Geschichte der FANUC Robotics Deutschland GmbH. Unter die Lupe genommen, besteht die Firmenhistorie aus vielen Einzelgeschichten.

Von Anfang an war die Entwicklung des Unternehmens durch persönlichen Einsatz geprägt. Wie anders soll man beispielsweise werten, dass die Firmengründer Urlaub nahmen, um in den USA bei GMF ein vierwöchiges Robotertraining zu absolvieren? 1984, also ein Jahr vor Gründung der deutschen GmbH waren die Initiatoren Wolfgang Müller, Joachim Bäcker und Manfred Krimpmann zu einem vierwöchigen Training in die USA geflogen – unter Einsatz ihres Jahresurlaubes, versteht sich. Dieses Trio gründete dann mit tatkräftiger Unterstützung von GMFanuc aus Amerika die deutsche Gesellschaft GMFanuc Robotics GmbH mit Firmensitz in Erkrath.

Erster Geschäftsführer der neuen GmbH war Manfred Krimpmann. Mit seinem anschließenden Engagement bei BKLT, einem Unternehmen, das sich mit dem Einsatz der Lasertechnik befasste, zeigte Krimpmann, dass er ein Gespür für „Technik im Trend“ hatte. Dabei waren die Voraussetzungen Mitte der 80er Jahre durchaus unterschiedlich zu bewerten. Auf der einen Seite boomte die Robotertechnik. Auf der anderen Seite gab es nach Angaben von Zeitzeugen über 150 Roboterhersteller und -Anbieter in Deutschland. Zudem war die Robotertechnik erst im Aufschwung begriffen. Befürworter und Gegner lagen im Clinch.

Erste Meriten mit Lackierrobotern

Tatsächlich hatte sich FANUC in Europa vor allem bei Lackierrobotern in der Automobilindustrie Anerkennung erworben – und ist im Laufe der Jahre zum wichtigsten Lieferanten der Automobilindustrie geworden. Sechsstellige Summen mussten Käufer für einen Lackierroboter bezahlen. Schweißroboter waren tendenziell preiswerter. Laut Industrieroboter-Katalog, einer Art Wikipedia für Roboterkäufer in den 80er Jahren, herausgegeben von Warnecke/Schraft, kostete ein 60 kg-Roboter von Kuka immerhin 260.000 DM. Einen 50 kg-Roboter von FANUC gab es immerhin schon für 80.000 DM.

Traglast, Genauigkeit und Wiederholgenauigkeit waren damals den Einkauf beherrschende Kriterien. Den Unterschied zu heutigen Aufträgen macht Wolfgang Müller deutlich: „Die ersten Aufträge in der Automobilindustrie umfassten 30, vielleicht 60 oder 70 Roboter.“ Wenn BMW, Daimler oder VW heute Roboter kaufen, dann geht es regelmäßig um 3.000 oder 4.000 Maschinen.

Das FANUC-Geschäft war von Anfang an durch die Automobilindustrie geprägt. Müller: Als wir anfingen, hatten wir drei Kunden: BMW, Daimler und Opel.“ BMW und Daimler hatten aufgrund des guten Rufes schon Lackierroboter bei GMF in den USA geordert. Das war zwei Jahre vor Gründung der GMF Deutschland GmbH. BMW und Daimler hatten mehrere hydraulisch angetriebene „NC Painter“ gekauft; GM Antwerpen und Opel Bochum die ersten Schweißroboter, S-360, in der Produktion. Die OEM forderten von GMF lokalen Support.

„Alles beginnt mit einem Auftrag“ war damals ein von den Amerikanern übernommener Slogan. Wolfgang Müller, Manfred Krimpmann und Joachim Bäcker, alle drei damals bei Nordson in Erkrath beschäftigt, bekamen Wind vom Wunsch seitens BMW nach lokalem Support. Noch im Februar 1984 kam eine erste Einigung mit der GMF Corp. über einen Arbeitsvertrag zustande.

Zugute kam den GMF Deutschland-Gründern, dass General Motors eine Servicegesellschaft unterhielt, die praktisch für alle kleineren Aktivitäten des Konzerns Personal und Logistik zur Verfügung stellte. Da die drei Düsseldorfer in ihrer Heimat bleiben und keineswegs beispielsweise nach Rüsselheim umziehen wollten, argumentierten sie den Amerikaner gegenüber mit „Neutralität“, wenn man neben Opel auch andere OEM als Kunden gewinnen wollte. Die Taktik ging auf, am 6. August 1985 erfolgte die Eintragung ins Handelsregister Mettmann.

Erster Auftrag von VW

Reichlich Aktivitäten waren schon im Vorfeld entfaltet worden. Und über mangelnde Vielfalt bei den Auftraggebern konnte in den Anfangsjahren keine Rede sein. Der erste „eigene“ Auftrag kam aus Wolfsburg. Die Rechnung für den S-400 an VW kam zwar noch über die GMF Corp. und war ausgestellt in US-Dollar, aber eingefädelt hatten den Coup die Gründerväter der deutschen GMF Niederlassung.

Wenige Jahre später bot VW den Roboter zum Rückkauf an. „Wir wollten nur die Getriebe kennen lernen“, lautete die Begründung. Diese Getriebe hatten bei vielen anderen Roboterherstellern Begehrlichkeiten geweckt. Denn FANUC hatte schon sehr früh auf Präzisionsgetriebe von Cyclo gesetzt: ein Signal an Präzision und Zuverlässigkeit, das bei FANUC als selbstverständlich gilt. Die im Roboterbau schon immer gepflegte hohe Fertigungstiefe gab und gibt dem Unternehmen alle Möglichkeiten, Qualität und Zuverlässigkeit zu beeinflussen. Das gipfelte beispielsweise im Werbeslogan der 90er Jahre „Zuverlässigkeit 99,99 %“.

Das Interesse der Käufer galt in den frühen Jahren der Robotertechnik jedoch mehr Kriterien wie Traglast, Genauigkeit und Wiederholgenauigkeit – jedenfalls beim Rohbau, weniger beim Lackieren. Viel stärker diskutierten Techniker über Speicherkapazitäten. Aus alten Angeboten geht hervor, dass Kunden sich die Zahl der anfahrbaren Punkte haben bescheinigen lassen. Eingesetzte Magnetblasenspeicher, so genannte Bubble Memories, waren der Hit. Noch heute laufen Roboter mit dieser Speichertechnik, wenn auch nicht mehr allzu viele.

Ein interessanter Auftrag datiert im Jahr 1989 als GMFanuc Robotics in Deutschland den ersten Laserroboter verkaufte. Bemerkenswert ist außer dem Preis (über 300.000 DM) die Ausstattung der Steuerung: Die Karel R-H-Steuerung hatte 1,5 MB Datenspeicher und 1MB RAM – ein erstaunlich leistungsfähiges Paket.

Ein bewährtes Prinzip: Vor Ort betreuen

Von jeher setzte FANUC auf die Nähe zum Kunden. Exemplarisch lässt sich das am Aufbau des europäischen Niederlassungsnetzes zeigen. Große Aufträge aus der Automobilindustrie führten Ende der 80er Jahre zur Gründung von Regionalgesellschaften. Die deutsche GmbH war jeweils die Keimzelle. Ein Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe (DM, nicht französische Francs) von Peugeot/Sochaux führte zur Gründung von FANUC France. Als Pininfarina den ersten nennenswerten Auftrag platzierte, schlug die Geburtsstunde von FANUC Italia. Erster Mann in Gelb in Italien war der heutige Geschäftsführer Duilio Tissino.

1992 wurde das Joint Venture mit General Motors aufgelöst. Aus GMFanuc wurde FANUC Robotics. Unterschrieben war die Mitteilung im Juni 1992 über die Auflösung des Joint Venture von Dr, Seiuemon Inaba, dem heutigen Ehrenpräsidenten von FANUC, und Eric Mittelstadt, dem Präsidenten der GMFANUC Robotics Corporation. Aus dieser Zeit stammt auch ein Brief Dr. Inabas, in dem über eine engere Zusammenarbeit mit der damaligen IWKA, Karlsruhe, der Muttergesellschaft von Kuka, nachgedacht wurde.

In diese Zeit Anfang der 90er Jahre fielen zwei Ereignisse, die für die weitere Entwicklung von FANUC Robotics Deutschland wichtig waren: der Umzug des Unternehmens von Erkrath nach Neuhausen an den heutigen Firmensitz und ein Großauftrag über „zunächst 1.250 Roboter“ von GM. Das, so hieß es damals, war der größte jemals erteilte Auftrag zur Lieferung von Robotern in der Firmengeschichte. Diese Roboter sollten Teil eines strategischen Investitionsprogramms von GM in Europa sein.

Heute sind Pakete, die mit OEM verhandelt werden drei- oder viermal so groß. Die Roboter sind nicht nur preiswerter geworden, sondern kosten auch weniger als noch vor 20 Jahren. Über die Mechanik wird beim Kauf kaum noch diskutiert, jedenfalls wenn die Reichweite stimmt. Die wesentlichen Aspekte werden von leistungsfähigen Steuerungen wie der aktuellen R-30iA bestimmt. Doch das ist eine andere Geschichte.

In Eintracht mit den Systempartnern

Von Anfang an hielt FANUC Robotics, neben allen Veränderungen und notwendigen Anpassungen an, seiner Vertriebsstrategie fest.,: „Wir verstehen uns als Komponentenlieferant.“ wie Gerald Mies, seit 2004 zusammen mit Klaus Wagner Geschäftsführer der FANUC Robotics Deutschland erwähnt. Keinesfalls will das Unternehmen seinen Systempartnern Konkurrenz im Applikationsgeschäft machen. Nicht zuletzt wegen dieser strikt verfolgten Vertriebsstrategie kam ein Deal mit Comau nicht zustande. Im Jahr 2000 hatten beide Unternehmen auf der Hannover Messe eine Kooperation auf Basis der damals neuen Steuerung R-J3i bekannt gegeben. Das Interesse von FANUC bezog sich ausschließlich auf die Robotersparte. Fiat, als Comau-Muttergesellschaft, wollte jedoch „alles oder nichts“ und den Anlagenbau in den Deal einbeziehen. Es blieb bei der beiderseitigen Ankündigung der Kooperation.

Die Vertriebsstrategie war und ist eine Gewähr für Systempartner, der vollen Unterstützung gewiss zu sein und sich nicht auch noch im Wettbewerb mit ihrem Lieferanten FANUC Robotics aufreiben zu müssen. Zwei Beispiele, wie aus kleinen Anfängen bedeutende Systemintegratoren werden. HandlingTech hatte zunächst Roboter für den Eigenbedarf geordert und praktisch bei der Automation der eigenen Fertigung umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Anfang 2010 bestellte HandlingTech den 250. Roboter bei FANUC.

In der Schweiz ist Robotec Solutions als zertifizierter Systempartner sehr erfolgreich und aus kleinen Anfängen heraus inzwischen so erfolgreich, dass Anlagen aus Seon auf mehreren Kontinenten laufen. Die weltweite Präsenz von FANUC ist deshalb ein entscheidendes Argument für Systemintegratoren wie für Anlagenbetreiber. Dank der vielfältigen Aktivitäten von über 200 Systempartnern hat es FANUC Robotics geschafft, in zahlreichen Marktsegmenten das Innovationstempo mit zu bestimmen. Von jeher stark vertreten sind die gelben Roboter im Bereich Blechverarbeitung/Schweißen.

Der Palettiermarkt wurde eigentlich erst durch die flexiblen M-410i-Roboter Mitte der 90er Jahre wirklich erschlossen. Die Kombination FANUC als Weltmarktführer bei Werkzeugmaschinen-Steuerungen und mit weit über 200.000 Robotern auch in der industriellen Automatisierung ist in der verarbeitenden Industrie geschätzt. Seit 2008 sieht sich FANUC Robotics in Deutschland auf Platz 2 der nationalen Rangliste der Roboterhersteller. Dieses Ergebnis ist einerseits der im Vergleich zu den Anfängen des Unternehmens sehr viel stärkeren Verbreitung in der Automobilindustrie geschuldet, andererseits das Verdienst engagierter Systempartner in allen Branchen und Anwendungsbereichen. Nicht zuletzt das seit 2008 gepflegte Erscheinungsbild als „Marktplatz der Möglichkeiten“ auf der Automatica ist Ausdruck der intensiven Verbundenheit mit den Systempartnern.

Bild 1: Sitz der FANUC Robotics Deutschland GmbH in Neuhausen auf den Fildern

Bild 2: Gerald Mies, seit 2004 zusammen mit Klaus Wagner Geschäftsführer der FANUC Robotics Deutschland

Kontakt:

www.fanucrobotics.de