Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland Dezember 2003

Nachdem die Konjunktur in der ersten Hälfte des laufenden Jahres in Deutschland noch eine Schwächephase durchlaufen hat, haben sich in der zweiten Jahreshälfte konjunkturelle Auftriebskräfte mehr und mehr durchgesetzt.

6126

Wichtige vorlaufende Indikatoren wie der ifo-Geschäftsklimaindex und die Umfrageergebnisse des ZEW unter Finanzanalysten hatten bereits im zweiten Quartal eine einsetzende konjunkturelle Erholung angezeigt. Der Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal dieses Jahres gegenüber dem Vorquartal um saisonbereinigt *) 0,2 % zeigte, dass sich die gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten wieder belebt haben.

Die Entwicklung der aktuellen Konjunkturindikatoren signalisiert eine Fortsetzung der Erholung. Die seit Monaten aufwärts gerichtete Entwicklung des ifo-Geschäftsklimaindex im westdeutschen Verarbeitenden Gewerbe hat sich im Oktober und November spürbar verstärkt. Erfreulich an der aktuellen Entwicklung ist, dass die Stimmungsverbesserung im Oktober und November nicht mehr nur wie in den vorangegangenen Monaten auf einem Anstieg der Erwartungskomponente beruhte, sondern auch die Beurteilung der Geschäftslage betraf.

Der kräftige Anstieg der Industrieproduktion im Oktober um saisonbereinigt 3,2 % kann als Bestätigung der in den Umfrageergebnissen des ifo-Instituts zum Ausdruck kommenden Einschätzungen angesehen werden. Im Zweimonatsvergleich (September+Oktober gegenüber Juli+August) ergibt sich saisonbereinigt zwar noch ein leichter Rückgang der industriellen Erzeugung; dies ist jedoch auch auf die teilweise ferienbedingte schwache Entwicklung der Produktionstätigkeit im September zurückzuführen. Es spricht vieles dafür, dass der industrielle Ausstoß auch in den kommenden Monaten in der Tendenz zunehmen wird.

Ein Indiz hierfür ist die im Zuge der Belebung der Weltwirtschaft von Juli+August auf September+Oktober saisonbereinigt spürbar angestiegene Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen(+2,8 %). Bemerkenswert ist, dass die Zunahme des Ordervolumens zum überwiegenden Teil von der Inlandsnachfrage getragen wurde (+3,5 %). Den stärksten Zuwachs erfuhren hierbei die Inlandsbestellungen im Investitionsgütersektor, was darauf hinweisen könnte, dass die im dritten Quartal sichtbare ausgeprägte Schwäche der Ausrüstungsinvestitionen überwunden wird. Auch beim Ordervolumen aus dem Ausland war trotz Euro-Stärke ein beachtlicher Anstieg zu verzeichnen (+2,2 %).

Obgleich es im Bauhauptgewerbe im Oktober zu einem saisonbereinigt moderaten Anstieg der Erzeugung gekommen ist, bleibt die Entwicklung der Bauproduktion im Mehrmonatsvergleich abwärts gerichtet. Binnen Jahresfrist wurde im September+Oktober der entsprechende Stand des Jahres 2002 weiter deutlich unterschritten. Auch angesichts der in der Tendenz anhaltend rückläufigen Baunachfrage dürften in absehbarer Zeit keine konjunkturellen Impulse vom Baugewerbe ausgehen.

Das konjunkturelle Umfeld für die Entwicklung der Verbrauchskonjunktur hat sich zuletzt gebessert. So hat sich die Umsatzentwicklung im Einzelhandel nach den schwachen Sommermonaten im September+Oktober gegenüber Juli+August saisonbereinigt wieder etwas stabilisiert (+0,4 %). Nach den jüngsten Umfrageergebnissen der Gesellschaft für Konsumforschung ist es im Dezember auch wieder zu einer Aufhellung des Konsumklimas gekommen.

Die Preisentwicklung in Deutschland ist weiterhin durch Stabilität gekennzeichnet. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November um 0,2 %. Hieraus ergibt sich im Vorjahresvergleich ein Anstieg um 1,3 %. Nach wie vor weist damit Deutschland eine der geringsten Preissteigerungsraten innerhalb der Länder der Europäischen Union auf.

Die Warenausfuhren sind im Oktober zurückgegangen, nachdem es im Monat zuvor einen deutlichen Anstieg gegeben hatte. Die in den letzten Monaten insgesamt aufwärts gerichtete Tendenz der Ausfuhrentwicklung ist damit jedoch nicht unterbrochen. Auch im Zwei- bzw. Dreimonatsvergleich zeigen die Ausfuhrwerte saisonbereinigt noch eine aufwärts gerichtete Entwicklung an (+1,3 % bzw. +2,4 %).

Die Zinsen an den europäischen Finanzmärkten blieben am kurzen Ende in den letzten sechs Monaten nahezu unverändert, während die Renditen am langen Ende seit Juni 2003 tendenziell aufwärts gerichtet sind. Die Jahresrate des Wachstums der Geldmenge M3 liegt im Dreimonats-Durchschnitt August bis Oktober nach wie vor deutlich über dem Referenzwert der EZB. Die saisonbereinigte Jahreswachstumsrate der Kreditgewährung an den privaten Sektor verharrt ebenso wie die entsprechende Wachstumsrate für die Buchkredite an den privaten Sektor in Deutschland deutlich unter den vergleichbaren Größen im Euroraum.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt war auch im November durch die noch zu schwache konjunkturelle Entwicklung in Deutschland gekennzeichnet. Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich saisonbereinigt von Oktober auf November mit -18.000 etwas stärker als in den Monaten zuvor; hierin spiegelten sich jedoch nach wie vor in erster Linie Maßnahmen im Zuge der Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung wider.

*) Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Census-Verfahren

Quelle: http://www.bmwi.de

FDZT