Sexy Metallberuf – Nachgefragt bei der Röders GmbH

Jürgen Röders, Geschäftsführer der Röders GmbH zum Thema: Wie kann können Metallberufe „sexier“ gestaltet werden?

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Bild: Röders

ZT.de: Mit Blick auf den Fachkräftemangel: Können Sie für uns die allgemeine Situation in Ihrem Unternehmen beschreiben?

Mitarbeiter mit akademischem Abschluss sind noch leichter zu finden als Facharbeiter mit einer Berufsausbildung. Besonders schwierig ist es Elektrofachkräfte oder Mechatroniker einzustellen. Eine große Hürde ist es außerdem, wenn regelmäßige Reisen mit der Arbeit verbunden sind. Insofern braucht es deutlich mehr Zeit als früher, um geeignete Fachkräfte einzustellen.

ZT.de: Was sind Ihrer Meinung nach die Ursachen dafür, dass in einem Hightech-Land wie Deutschland, ein massiver Fachkräftemangel entstehen konnte? An welcher Stelle lag der Fehler?

Das liegt ganz wesentlich am Bildungssystem. Es wird nicht vermittelt, dass Wohlstand durch Leistung erwirtschaftet werden muss und dass es interessante technische Berufe gibt, die abwechslungsreich sind und in denen das gut möglich ist.

ZT.de: Führen aktuelle Krisen (z.B. Automobil- oder Chipkrise und Ukrainekrieg) oder auch die Automatisierung der Produktion dazu, dass in Ihrem Unternehmen weniger Fachkräfte benötigt werden?

Durch den allgemeinen konjunkturellen Abschwung zunächst in Asien und nun auch in Europa ist der Bedarf von Fachkräften deutlich zurückgegangen. Derzeit haben wir keine offenen Stellen außer für Auszubildende.

ZT.de: Haben Berufe in der Metallindustrie einen schlechten Ruf? Und wenn ja: womit hat das zu tun?

Insbesondere bei vielen Elterngenerationen herrscht immer noch der Eindruck vor, dass es in der Metallindustrie schmutzig ist. Die vielen interessanten Aufgaben und inzwischen guten Arbeitsbedingungen werden nicht wahrgenommen.

ZT.de: Provokante Frage: Lohnt es sich überhaupt, sich für eine Ausbildung in einem Metallberuf zu entscheiden? Andere Branchen scheinen attraktiver zu sein…

Wenn mit „lohnt“ finanzielle Gesichtspunkte gemeint sind, lohnt das auf jeden Fall. Außerdem bietet eine technische Ausbildung eine hohe Arbeitsplatzsicherheit, da Techniker immer und überall in der Welt gebraucht werden.

ZT.de: Was könnte getan werden, um technische Berufe für Frauen attraktiver zu machen?

Der wesentliche Hemmschuh sind die Lehrkräfte für MINT-Fächer in den Schulen. Wenn es da nicht gelingt, Begeisterung für Aufgaben aus dem MINT-Bereich zu wecken, lässt sich das außerhalb der Schule kaum ausgleichen. Das ist ein ganz wesentlicher Faktor.

ZT.de: Was ist notwendig, um Personen, die nach Deutschland einwandern, schnell in technischen Berufen auszubilden?

Es muss einen stärkeren Anreiz geben, überhaupt eine Arbeit aufzunehmen. Einige richten sich mit der staatlichen Unterstützung und einem Minijob ihr Leben ein.

ZT.de: Welche Maßnahmen ergreift Ihr Unternehmen, um den Metallberuf „sexy“ zu gestalten?

Wir sind auf vielen regionalen Messen, in den Schulen mit Ausbildungsbotschaftern, zeigen in den Sozialen Medien wie es in einem Maschinenbauunternehmen ist etc.

ZT.de: Auch die Mentalität gegenüber Arbeit und Freizeit hat sich verändert. Auch bei Ihnen? Und wie versucht Ihr Unternehmen diesen Veränderungen gerecht zu werden?

Da es im Moment einen starken Fachkräftemangel gibt, muss man auf Mitarbeiterwünsche sehr flexibel reagieren, um attraktiv zu sein, gleichzeitig aber deutlich machen, dass unsere Kunden eine gewisse Leistung erwarten. Da ist es sehr wichtig, dass man den richtigen Ton trifft.

ZT.de: Wie können Politik und Gesellschaft auf dieses Problem Einfluss nehmen?

Es müsste von der Politik deutlicher gesagt werden, dass wir dabei sind unseren Wohlstand zu verlieren, weil unser technologischer Vorsprung in immer mehr Branchen immer schneller verloren geht. In einigen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung ist der Niedergang ja bereits ganz offensichtlich. Daher wäre es wichtig, dass die Politik deutlich macht, dass für einen gewissen Lebensstandard, wozu ich auch Dinge wie die Gesundheitsversorgung rechne, auch eine entsprechende Leistungsbereitschaft erforderlich ist. Die Bevölkerung scheint mir diesbezüglich schon viel weiter zu sein, als so mancher Politiker ahnt.

ZT.de: Neben Ausbildung kann auch die Weiterbildung von bereits Beschäftigten eine wichtige Rolle spielen. Welche Möglichkeiten bieten Sie hierzu an?

Wir gehen hier sehr pragmatisch entsprechend unserem Bedarf vor und versuchen, leistungsstarken Mitarbeitern immer wieder neue Verantwortung zu übertragen, so dass es für diese bei uns interessant ist. Dabei sorgen wir dann natürlich auch für die erforderliche Weiterbildung.

ZT.de: Kurze Zusammenfassung: Was muss aus Ihrer Sicht in Zukunft passieren, um eine Lösung für das Problem des Fachkräftemangels zu finden?

Das wird nur gelingen, wenn das Bildungssystem deutlich leistungsfähiger wird und wir entgegen dem demographischen Wandel gezielt für eine Einwanderung von Menschen sorgen, die das Potential haben, sich zu leistungsstarken Fachkräften zu entwickeln.

Kontakt:

www.roeders.de