Wer bei der Hagelauer Dewald GmbH in Pleidelsheim durch den Bürotrakt das Firmengelände betritt, ahnt nicht, was sich alles in den Gebäuden daneben und dahinter verbirgt. Mit dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen Hagelauer und Dewald unter dem Dach der Lottergruppe platzten die Lager- und Produktionshallen aus allen Nähten. Die Geschäftsführung plante daraufhin, auf der limitierten Fläche am Standort Pleidelsheim jeden freien Meter – ob seitlich oder nach oben – für einen Neubau zu nutzen. Jetzt ragt zwischen der Verwaltung und den neuen Fertigungshallen ein 20 Meter hoher Bau hervor, in dem sich ein Hochregallager und ein Sägezentrum befinden. „Obwohl Abriss und Neubau quasi mitten im laufenden Betrieb stattfanden, konnten wir die Fertigung über die komplette Bauzeit aufrechterhalten“, sagt Jörg Bayer stolz. Er ist einer von zwei Geschäftsführern bei Hagelauer Dewald und hat das Projekt „Wachstum“ mitgestaltet und begleitet.
Von außen beeindrucken die neuen Hallen durch die raffinierte Erweiterung in alle Richtungen, die Begrünung und die Photovoltaikzellen auf den Dächern. Unter dem Betonfundament für das Hochregallager steckt ebenfalls ein nachhaltiges Konzept: Zusätzlich zur Bodenplatte wurden Pfähle in den Boden gerammt. Diese tragen die schweren Lasten und dienen gleichzeitig als Energiepfähle, indem sie das Erdreich geothermisch nutzen. „Darüber heizen und kühlen wir unser Bürogebäude“, erzählt Jörg Bayer und ergänzt: „Wir legen viel Wert auf Nachhaltigkeit.“
Hochregallager als Herzstück
Für das Wachstum des Stahlhändlers ist aber vor allem die „Einrichtung“ in den Hallen entscheidend: Darum hat Hagelauer Dewald den Lager- und Sägetechnik-Spezialisten KASTO Maschinenbau GmbH und Co. KG gebeten. Das Familienunternehmen aus Achern war schon bei den ersten Planungsgesprächen 2019 involviert und hat die statischen Berechnungen für die Dach- und Wandunterkonstruktion sowie auch die statische Berechnung der Bodenlasten für die bauseitige Fundamenterstellung geliefert. „KASTO weiß genau, was und wie gebaut werden muss, um die entsprechende Stabilität für die enormen Gewichte zu schaffen“, sagt Jörg Bayer. Die geforderte Expertise stellte KASTO bereits in den 1990ern mit den ersten Maschinen für Hagelauer unter Beweis. Später kamen ein Lager und mehrere Kreissägen vom Typ KASTOvariospeed C15 dazu, die heute noch gute Dienste leisten.
Herzstück des Neubaus ist das Wabenlagersystem UNICOMPACT 3.5. Seine Gesamtlagerkapazität liegt bei fast 14.000 Tonnen – im Endausbau sind 4.000 Kassetten möglich mit jeweils 3,5 Tonnen Lagerkapazität. „Dieses Hochregallager nutzen wir, um Material zu bevorraten und die umliegenden Stationen zu versorgen“, erklärt Jörg Bayer. Die Mitarbeiter kommissionieren dort die Aufträge und erledigen die Anarbeitung durch Sägezuschnitte. Eine Besonderheit des Lagersystems UNICOMPACT in Pleidelsheim ist, dass dieses ebenfalls das angrenzende vollautomatisierte Sägezentrum KASTOcenter varioplus 2 über spezielle Sägekassetten und automatisch verfahrbare Längswagen vollautomatisch und mannlos mit Material versorgt. „Aber nicht nur beim Lager, auch bei den neuen Sägen war KASTO von Anfang an erste Wahl“, betont der Geschäftsführer. Somit konnte KASTO den Prozess von der Rohmateriallagerung über die erste Anarbeitung bis hin zur strukturierten Bereitstellung des angearbeiteten Materials in Ladeträgern in einer Gesamtlösung automatisieren.
Sägezentrum für vollautomatische Zuschnitte
Mit dem KASTOcenter sowie den beiden vollautomatisch angebundenen Sägemaschinen kann der Stahlhändler die Materialien flexibel und in kurzer Zeit automatisch zusägen. Der KASTOsort-Roboter entnimmt die gesägten Abschnitte aus der Kreissäge – einer KASTOvariospeed SC 18 – und führt diese nach Bedarf einer Entgrateinheit zu. Anschließend sortiert er sie in die Paletten. Die Palettenumlauf-Einheit stellt dem Roboter immer einen genau für das abzusortierende Material passenden Ladungsträger bereit. Außerdem führt das System kontinuierlich volle und leere Behälter im Be- und Entladebereich zu und ab. Ein weiterer Vorteil: Der Roboter versieht die Zuschnitte automatisch mit einem Barcode. So stehen anschließend alle Daten digital zur Verfügung. Sogar die Fertigungspapiere liegen schon auf den Paletten.
Die zweite Maschine, eine Bandsäge KASTOtec SC 4, nutzt Hagelauer Dewald für große Abmessungen bis 260 Millimeter Durchmesser. Ein Plattenband positioniert die Abschnitte und schiebt sie auf die gewünschte Ablageposition – entweder auf eine geschlossene Tischfläche oder auf Paletten.
Kunden fordern Flexibilität und Schnelligkeit
„Für uns ist das KASTO-Sägezentrum ideal, weil es perfekt zu unserem positionsgetriebenen Geschäft passt“, erklärt Jörg Bayer. Mit 100.000 Positionen und 2,5 Millionen Sägezuschnitten pro Jahr ist beim Stahlhändler größtmögliche Flexibilität und Schnelligkeit gefordert. Er lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sich die Investition in das KASTOcenter varioplus 2 in jeder Hinsicht gelohnt hat: „Die Kunden bekommen von uns genau das Material, das sie brauchen. Das spart zum einen Lagerplatz, und zum anderen müssen sich deren gut bezahlte Fachkräfte nicht mehr mit Lager- und Sägetätigkeiten beschäftigen“, fasst Bayer zusammen.
„Unsere Kunden wollen Stahl in Tüten“, scherzt der Geschäftsführer. Und tatsächlich bestellen Maschinenbauer und andere Stahlverarbeiter bei Hagelauer Dewald vorwiegend kleine Stückzahlen. „Über 60 Prozent aller Positionen verlassen bei uns die Halle in einer einzelnen Palette oder Kunststoffkiste“, ergänzt er. Das neue Sägezentrum kann problemlos viele verschiedene Positionen komplett automatisiert und ohne Umrüst- oder Verweilzeiten abarbeiten. Jörg Bayer resümiert: „Diese schnelle Verfügbarkeit ist für uns ein Riesenfortschritt. Was der Kunde heute bestellt, bekommt er morgen geliefert – auch wenn es nur geringe Stückzahlen sind.“