Das Aufgabenspektrum des Beschussamts Ulm ist umfangreich: U.a. werden im Beschusswesen die gesetzlich vorgeschriebenen Maßhaltigkeits-, Kennzeichnungs- und Sicherheitsprüfungen an jeder Feuerwaffe oder jedem Gerät nach den Maßgaben des Beschussgesetzes durchgeführt, gleiches gilt für Munition. Ebenso wird die regelmäßige Inspektionskontrolle zur Überwachung von Munitionsherstellern vollzogen. Auch Materialien und Gegenstände für den Personen- und Objektschutz prüfen die Ulmer.
Die eingesetzten Mess- und Prüfmittel muss das Beschussamt Ulm als akkreditiertes Prüflabor an das nationale Normal der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) anschließen. Das heißt, die Ulmer haben eine Rückführungskette, die sich lückenlos, beispielsweise von der Lehre bis zum nationalen Normal belegen lässt. Höchste Präzision bei allen Tätigkeiten ist ein absolutes Muss.
Alleine vier Mitarbeiter sind im Bereich der Waffentechnik für die Rückführung der Prüf- und Messmittel verantwortlich. Sie sorgen für die regelmäßige Überprüfung unter anderem der Lehren. Selbstverständlich genießt unter diesen Rahmenbedingungen die technische Ausstattung allerhöchste Priorität. Aber auch Themen wie Effizienz und Zeitersparnis spielen eine zentrale Rolle.
So auch bei der im letzten Jahr erfolgten Anschaffung einer neuen Messmaschine: „Bei der Vorgänger-Maschine mussten wir für jede Lehre händisch ein Programm erstellen, sodass es sehr aufwändig war, die Mess-Lehren den regelmäßigen Überprüfungen zu unterziehen. Unser Ziel lautete demzufolge, in eine Messmaschine zu investieren, die über eine intuitiv zu bedienende Software verfügt und außerdem in Sachen Genauigkeit alle Forderungen erfüllt“, erläutert Bernhard Groner, der Qualitätsbeauftragte des Beschussamts Ulm, das erstellte Anforderungsprofil.
„Schließlich reden wir hier bei Verschlussabständen zwischen minimaler und maximaler Lehre teilweise von einem Zehntel, was genau der Herstellungstoleranz entspricht. Die zu prüfenden Lehren haben aber das Toleranzfeld k5. Bei unserer Ausschreibung waren neben den hohen Qualitätsansprüchen auch Aspekte wie eine möglichst geringe Prüfzeit von großer Bedeutung.“
Angeschafft wurde schließlich die Messsoftware SAPHIR sowie die Wellenmessmaschine WMM 300 von Dr. Heinrich Schneider Messtechnik. Letztere ist eine präzise Wellenmessmaschine zur schnellen Messung rotationssymmetrischer Objekte bis 300 mm Länge und maximal 80 mm im Durchmesser. Ihr wesentlicher Vorteil gegenüber vergleichbaren Systemen ist die hohe Messgenauigkeit nicht nur bei Durchmessern, sondern auch bei Längen, kleinsten Konturen, Radien und Einstichen an rotationssymmetrischen Messobjekten.
Zum Einsatz kommt die Kombination aus WMM 300 und SAPHIR bei der Vermessung von Lehren, die zur Waffenprüfung genutzt werden. Mit diesen werden das Patronenlager bzw. die Laufinnengeometrie (Feldzug Profil) geprüft. Bevor Waffen in Umlauf gebracht werden dürfen, müssen sie – neben der Kennzeichnung zur eindeutigen Identifizierung, Zuordnung und Rückverfolgbarkeit – einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden.
Die Sicherheit für den Verwender wird durch die sogenannte Beschussprüfung gewährleistet. Diese beinhaltet strenge Anforderungen an Haltbarkeit, Funktionssicherheit und Maßhaltigkeit einer Waffe. Zur Bestimmung jener Maßhaltigkeit verfügt das Beschussamt Ulm über mehr als 200 Lehrensätze für unterschiedliche Kaliber sowie spezielle Mess- und Prüfmittel. Oftmals liegen die Toleranzen im Tausendstelmillimeterbereich – bei ca. Ø5mm bis Ø13mm im Toleranzfeld k5.
„Wir können nun dank der Messtechnik von Dr. Schneider einen ganzen Lehrensatz mit Programmerstellung (einmalig) in 10 Minuten messen und schaffen damit an einem Tag 10 bis 15 Mal mehr als zuvor. Schon alleine durch diese beeindruckende Zeitersparnis amortisiert sich die Anschaffung der Messmaschine sehr schnell“, unterstreicht Bernhard Groner und ergänzt: „Zudem überzeugt uns, dass das angepasste Messprogramm 90 bis 95 Prozent der Lehren abdeckt, obwohl diese von der Größe her sehr unterschiedlich sind: Lehren von höheren Kalibern liegen vom Durchmesser her im Bereich von 12,5 Millimetern, kleinere Kaliber bei nur 5-6 Millimetern. Noch gravierender sind die Unterschiede bei den Längen.“
Kontakt: