Corona Teil 2: Nachgehakt bei Hermann Rumpel

Hermann Rumpel, der Vorsitzende des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie, äußert sich mit seinem Statement zur aktuellen Situation, der Stimmungslage bei den Mitgliedsunternehmen, sowie Ursachen und nötigen Maßnahmen.

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Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

Das Jahr 2020 in Bezug auf Corona:

Auch wenn es Anfang 2020 noch so aussah, als kämen wir glimpflich durch die Pandemie, hat sich die Situation im weiteren Verlauf des Jahres doch deutlich verschlechtert. Corona hat zu umfassenden Störungen der globalen Lieferketten geführt und deren Anfälligkeit aufgezeigt. Wegen der Krise im Automobilbereich und den Folgen der Corona-Pandemie schrumpft die Zulieferindustrie stärker als bisher prognostiziert und steckt in einem historischen Konjunkturtief. Aber Corona ist nur der Katalysator einer Krise, die ihren Ursprung in der ideologischen Verdammung des Verbrennungsmotors hat. Es gibt eine leichte Besserung der Auftragslage im 3. und 4. Quartal. Der Grund ist unklar, es könnte sich um einen kurzfristigen Nachholeffekt handeln, da die Ursachen der Krise, die Verbrennerdiskussion, weiterhin vorhanden sind.

Das Jahr 2020 in Bezug auf Märkte und Technologien:

Unsere Kernmärkte, also die Automobilbranche und der Maschinenbau, verzeichneten bis etwa Mitte des Jahres dramatische Einbrüche. Im September und Oktober hat sich das dann plötzlich verbessert, so dass einige unserer Mitglieder die Kurzarbeit im Oktober sogar wieder auf Null setzen konnten. In anderen Märkten für Drehteile, etwa der Baubranche, der Medizin- und Verfahrenstechnik oder der Möbelindustrie, war 2020 hingegen ein relativ gutes Jahr.

Prognose 2021 und darüber hinaus:

Die Stimmung unter unseren Mitgliedern schwankt zwischen „das Schlimmste ist vorbei“ und Zweifeln an einer tatsächlichen Trendwende. Die Zahlen zur Auftragslage und zur Umsatzentwicklung hinterlassen zwar ein wenig Optimismus, aber mit vielen skeptischen Zwischennoten. Nahezu alle unsere Mitglieder verzeichnen wieder gestiegene Auftragszahlen, doch kurzfristiger und mit sinkenden Losgrößen. Das erschwert eine zuverlässige Prognose für 2021. Zusätzlich befürchten wir, dass der Markt für Verbrennungsmotoren weiterhin unter Druck sein wird.

Aktuelle und gewünschte Maßnahmen der Politik:

Die Zulieferindustrie kann sich nicht aus eigener Kraft aus dem historischen Konjunkturtief befreien. Wir sehen die Politik in der Pflicht und fordern eine strategische Begleitung der Industrie. Neben einem Konjunkturprogramm für die Post-Corona-Zeit brauchen wir eine neue Industriepolitik und massive Investitionen in die Infrastruktur. Außerdem sollte sich die Politik mehr an wissenschaftlichen Fakten orientieren statt an Ideologien. Elektromobilität ist kein pauschaler Klimaretter.

Noch was?

Eines ist ganz klar: Um möglichst gut aus der Krise zu kommen, müssen wir jetzt schnell auf die neuen Herausforderungen reagieren und gezielt handeln. Wir müssen nicht nur die Elektromobilität neu bewerten, sondern vor allem weg von der „Geiz ist Geil“-Mentalität, die Produktion wieder verstärkt zurück nach Deutschland und Europa holen. Auch Investitionen in die Zukunft sind jetzt immens wichtig. Wir müssen die Ausbildung intensivieren, damit auch künftig genug gut geschultes und motiviertes Fachpersonal zur Verfügung steht. Damit wir zukünftig schneller und flexibler reagieren können, sollten wir zudem die Digitalisierung in der gesamten Lieferkette vorantreiben.

Kontakt:

www.drehteileverband.de