Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie – Hohes Wachstum auch im laufenden Jahr gesichert

Der deutsche Werkzeugmaschinenbau bleibt optimistisch. Für 2008 erwartet die Branche nach einem Rekordjahr nochmals einen Produktionsanstieg von 10 Prozent.

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„Angesichts der heutigen Datenlage ist das ganz klar angelegt“, bestätigt Carl Martin Welcker, Vorsitzender des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main. Alle Indikatoren sprechen dafür: Die Firmen sind voll ausgelastet. Der hohe Auftragsbestand reicht bis weit in das laufende Jahr. Die Branche verfügt über einen zweistelligen Auftragsüberhang, der nur langsam abgearbeitet werden kann. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen 2008 noch einmal um 4 Prozent steigen. Die meisten großen Abnehmer des Werkzeugmaschinenbaus planen, ihre Produktion auf sehr hohem Niveau nochmals auszuweiten. Schließlich profitiert die Branche vom anhaltend überproportionalen Wachstum wichtiger Absatzmärkte wie China, Indien, Russland und Osteuropa.

Neuer Produktionsrekord und Spitzenwert im Export

2007 hat die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie im vierten Wachstumsjahr in Folge den eigenen Vorjahresrekord wiederum weit übertroffen. Mit einem Zuwachs von 16 Prozent auf 12,5 Mrd. Euro erreichte die Produktion abermals einen nie da gewesenen Höchststand. Insgesamt hat sich das Wachstum in den vergangenen vier Jahren nunmehr auf 37 Prozent summiert.

Neben dem Export trieb die Investitionstätigkeit im Inland das Wachstum 2007 voran. Der Markt hat sich um mehr als ein sattes Viertel vergrößert auf 7,1 Mrd. Euro. „Viele große Abnehmer haben mit zweistelligen Zuwachsraten in die Modernisierung und Erweiterung ihrer Produktionsanlagen investiert“, erläutert Welcker. Entsprechend zogen die Inlandsbestellungen von Werkzeugmaschinen um ein Drittel an.

Spitzenerfolge feierte der deutsche Werkzeugmaschinenbau auch im Ausland. Mit geschätzten 7,8 Mrd. Euro und einem Zuwachs von 10 Prozent erklomm auch der Export abermals ein Rekordniveau.

Europa war Wachstumstreiber – China bleibt größter Markt

Ganz besonders konnte die Branche davon profitieren, dass der Heimatmarkt Europa mit einem Fünftel Zuwachs den Ton angab. Nachdem sich die Rekordnachfrage der vergangenen Jahre beruhigt hat, blieben die deutschen Lieferungen nach Asien mit einem Prozent Zuwachs nahezu auf Vorjahresniveau. Die Ausfuhren nach Amerika sanken 5 Prozent unter Vorjahr.

Mit Abstand wichtigster Markt, nunmehr bereits im vierten Jahr, mit einem Zuwachs von 14 Prozent war allerdings China. Nach wie vor boomten die Käufe der dortigen Automobilindustrie. Dem gegenüber blieb der zweitwichtigste Abnehmer USA deutlich auf Distanz. Der Rückgang der Ausfuhren um 18 Prozent signalisiert, dass sich der starke Euro massiv auswirkt. Um gegen zu halten, beliefern deutsche Hersteller den Markt jedoch verstärkt aus dem Land selbst heraus. Bereits 2006 hatten sie ihre Produktion vor Ort um fast 30 Prozent ausgeweitet.

Beschäftigung wächst

Im November 2007 beschäftigte der deutsche Werkzeugmaschinenbau rd. 67 700 Frauen und Männer. Das entsprach einem Zuwachs von 3,8 Prozent, leicht unterproportional im Vergleich zum Gesamtmaschinenbau. Laut Welcker kann die Branche derzeit kaum die benötigten hoch qualifizierten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt finden. Zudem haben die Unternehmen ihre Produktivität in den vergangenen Jahren sehr stark erhöht. Der größte Teil des Auftragsbooms wird soweit wie möglich mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und Zeitarbeit bewältigt, um beim nächsten Auftragsrückgang nicht in einer Kostenfalle zu sitzen. Nicht zuletzt ist mit höherer Vertriebs- und Serviceintensität sowie verstärkter Auslandsproduktion auch die Auslandsbeschäftigung gestiegen. Allein an ausländischen Produktionsstandorten kommen noch einmal fast 6 000 Mitarbeiter hinzu.

International in Topform – Wieder Exportweltmeister

2007 ist die internationale Werkzeugmaschinenproduktion wechselkursbereinigt um 14 Prozent gestiegen. Auf Eurobasis betrug das Wachstum 8 Prozent auf einen Produktionswert von 51,9 Mrd. Euro ohne Teile und Zubehör. Im Ranking lag Deutschland mit einem weitgehend stabilen Weltmarktanteil von 18 Prozent auf Platz 2 hinter den Japanern. Dabei hat sich der Abstand zwischen den beiden harten Wettbewerbern wieder verringert.

Einen außergewöhnlich hohen Produktionszuwachs meldet der chinesische Branchenverband. Mit einem Anstieg von 43 Prozent auf Dollarbasis steht die chinesische Werkzeugmaschinenindustrie unangefochten auf Platz 3 vor Italien.

Im internationalen Exportranking konnte Deutschland den Weltmeistertitel behaupten. Auf Eurobasis stiegen die Ausfuhren um stattliche 12 Prozent; die Japaner auf Platz 2 meldeten lediglich 7 Prozent Exportzuwachs.

„Deutsche Anbieter können im internationalen Vergleich deshalb so gut mithalten, weil sie technisch führend sind, über ein ausgesprochen breites Produktspektrum verfügen und, angespornt von internationalen Wettbewerbern und internationalen Kunden, immer wieder neue kreative Lösungen anbieten“, begründet der VDW-Vorsitzende das gute Abschneiden der Branche.

Einerseits versuchen japanische, koreanische und taiwanesische Anbieter massiv, höhere Technologiesegmente zu besetzen. Andererseits stellen wichtige Kundenbranchen wie die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, die heute ein globales Netz von Produktionsstätten unterhalten, hohe Anforderungen an die Produktionstechnik. Ziele wie Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Verfügbarkeit, Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit der eingesetzten Fertigungstechnik und kürzere Lebenszyklen der hergestellten Produkte rücken bei den Abnehmern in den Fokus.

„Allzu häufig muss deutsche Produktionstechnik einen Spagat bewältigen“, beschreibt Welcker die Situation. „Wenn sie weltweit einsetzbar sein soll, muss sie einfach zu bedienen und dennoch in der Lage sein, komplexe Produkte auf höchstem Qualitätsniveau zu produzieren.“ Hinzu komme der ständige Kampf mit ausländischen Wettbewerbern an der Preisfront. Deutsche Anbieter von Produktionstechnik antworten darauf mit neuen Maschinen- und Fertigungskonzepten, der Standardisierung und Modularisierung ihrer Produkte sowie mit neuen Fertigungstechnologien und sind erfolgreich, so Welcker.

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www.vdw.de