BMWA: Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland

Im dritten Quartal 2004 waren die Impulse von Seiten der Weltwirtschaft deutlich schwächer als in den Vorquartalen, in denen die deutschen Exporte kräftig expandieren konnten.

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Die bisher vorliegenden vorläufigen Zahlen [1] für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal 2004 weisen einen Zuwachs von 1,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal auf. Gegenüber dem Vorquartal erhöhte sich das BIP – saison- und kalenderbereinigt [2] – um 0,1 %. Ermutigend ist, dass nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes die inländische Investitionstätigkeit erstmals in diesem Jahr wieder spürbar zugelegt hat.

Diese Wachstumsverlangsamung hatte sich bereits in den Monatsdaten angekündigt. So war die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Dreimonatszeitraum zwischen Juli bis September 2004 gegenüber der Vorperiode um 0,5 % zurückgegangen. Besonders schwach entwickelte sich erneut das Bauhauptgewerbe (-0,9 %). Die Erzeugung in der Industrie, welche in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres die Funktion der Konjunkturlokomotive übernommen hatte, entwickelte sich leicht negativ (-0,1 %). Die Exporte hatten sich im selben Zeitraum ebenfalls deutlich weniger stark erhöht als in der Vorperiode (saisonbereinigt +0,5 %) und deuteten – bei einer gleichzeitig steigenden Importdynamik (+4,3 %) – auf einen negativen Wachstumsimpuls von dieser Seite hin. Ein Teil des Einfuhrzuwachses ist allerdings auf den deutlichen Anstieg einiger Rohstoffpreise – insbesondere Erdöl – zurückzuführen. Der Einzelhandel zeigte im Dreimonatsvergleich kaum eine Veränderung.

Erwartungsindikatoren, wie das ifo-Geschäftsklima und die ZEW-Konjunkturerwartungen, hatten sich zuletzt zum Teil abgeschwächt. Ein wichtiger Grund für die Rücknahme der Erwartungen dürfte der deutliche Anstieg des Eurowechselkurses seit dem letzten Tiefpunkt Mitte Mai sein, welcher die Exportaussichten der deutschen Wirtschaft belastet. Zudem sind die Rohstoffpreise weiterhin hoch, wodurch der Binnennachfrage Kaufkraft entzogen wird. Demgegenüber hatte sich der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen der aktuellen Konjunkturlage sowohl bei den Unternehmen in der Gewerblichen Wirtschaft (ifo-Konjunkturtest) als auch bei den Finanzmarktanalysten (ZEW-Konjunkturerwartungen) im Oktober erneut verbessert. Darüber hinaus gilt sowohl für den ifo- als auch für den ZEW-Indikator, dass die Erwartungskomponenten auch weiterhin oberhalb der Lagekomponenten verlaufen. Dies deutet darauf hin, dass sich – nach einer zwischenzeitlichen Wachstumsverlangsamung – die konjunkturelle Erholung fortsetzt. Die jüngsten Umfrageergebnisse der Gesellschaft für Konsumforschung signalisieren, dass das Konsumklima für November gegenüber dem Vormonat stabil geblieben ist.

Das Preisklima in Deutschland entwickelte sich weiterhin vergleichsweise stabil. Mit Ausnahme einzelner Rohstoffmärkte zeigt die Preisentwicklung nach wie vor keine Verspannungen auf den Gütermärkten an.

Die Arbeitslosigkeit ist saisonbereinigt weniger stark angestiegen als in den beiden Vormonaten. Eine Reihe von Indikatoren deuten darauf hin, dass sich bei einem anhaltenden Wachstum die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbessern wird. So stieg die Erwerbstätigkeit weiter an. Der Zuwachs geht aber noch fast ausschließlich auf Minijobs und Ich-AGs zurück. Für eine grundlegende Wende am Arbeitsmarkt muss die konjunkturelle Erholung noch an Stärke und Breite gewinnen.

[1] Die detaillierten Ergebnisse zur Entwicklung des BIP veröffentlicht das Statistische Bundesamt am 23. November 2004.
[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Census-X-Verfahren.

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit