Kühl, effizient und nachhaltig

SmartJet ist ein intelligentes Kühlkonzept von STUDER, das Energie und Ressourcen sparen soll. Das Düsendesign macht die Kühlung effizienter und die sensorgestützte Steuerungssoftware vermeidet Fehler und unnötigen Verbrauch.

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Explosionsdarstellung SmartJet (Bildnachweis: STUDER)

Ein großer Teil des Strom- und Wasserverbrauchs im Schleifprozess entsteht durch die Kühlung. In Zeiten steigender Energiepreise und Verpflichtungen zur Nachhaltigkeit ist es daher umso wichtiger, dass die technologische Entwicklung in diesem Bereich voranschreitet. STUDER hat mit dem SmartJet-Konzept hierfür eine Lösung parat: Ein intelligentes Kühlkonzept, das Energie und Ressourcen spart und dazu noch die Bedienung deutlich vereinfacht.

„SmartJet kann den Wasserbedarf um 40 Prozent und den Energiebedarf sogar um 50 Prozent reduzieren“, sagt Martin Habegger, der das Projekt bei STUDER betreut. Aber wie werden sie erreicht? Kurz gesagt: Durch ein ausgeklügeltes Düsendesign und ein optimiertes Leitungssystem mit der zur Maschinenlinie passenden Pumpe.

Hinzu kommt eine sensorgestützte und intelligente Steuerungssoftware, die den Menschen viel stärker als bisher unterstützen kann. Denn bislang mussten sich die Bedienenden in der Regel selbst um die Kühlung des Schleifprozesses kümmern. Dies umfasst vor allem die korrekte Positionierung der Düsen und die manuelle Einstellung des Volumenstroms, sodass die Pumpe das Kühlschmiermittel an den Ort des Schleifprozesses befördern kann.

Grundlagen gemeinsam mit der ETH Zürich entwickelt

SmartJet im Einsatz (Bildnachweis: STUDER)

Das ist erstens zeitaufwendig und zweitens können dabei leicht Fehler passieren, die zu einem unnötig hohen Verbrauch führen. Oft verwenden Bedienende nämlich deutlich mehr Kühlschmiermittel als nötig oder richten die Düsen nicht optimal aus, was schlecht für die Effizienz und Umwelt ist.

Um das zu ändern, hat STUDER gemeinsam mit der ETH Zürich die technologischen Grundlagen entwickelt und das SmartJet-Konzept dann zur Marktreife gebracht. Mit diesem kann von nun an die Maschinensteuerung wesentlich bei der Kühlschmiermittelzufuhr unterstützen – was das Schleifen in der Arbeitspraxis deutlich einfacher, genauer und effizienter macht.

Und so funktioniert es: Herzstück des Systems ist eine frequenzgesteuerte Pumpe sowie eine Staudruck-Messeinheit. Über ein optimiertes Leitungssystem gelangt das Kühlschmiermittel aus dem Tank über ein Verteilerstück zu den strömungsoptimierten und nachführbaren Düsen an die Schleifscheibe. Dort misst ein Sensor den Staudruck vor dem Verteiler und die Software berechnet anhand zahlreicher Parameter die Austrittsgeschwindigkeit des Volumenstroms, egal ob fürs Schruppen, Schlichten oder Feinschlichten.

Trotz des geringen Energieverbrauchs der Pumpe entstehen ein hoher Druck und eine hohe Austrittsgeschwindigkeit. „Der Kühlmittelstrahl ist punktgenau, kohärent und reproduzierbar. Bei Wirkungsgrad, Prozesssicherheit und Effizienz setzt der SmartJet in der Branche neue Maßstäbe“, sagt Habegger.

Auch das Problem des Scheibenwinds, der bei herkömmlichen flachen Düsen die optimale Kühlung der Schleifscheibe stören kann, löst das smarte System: Durch speziell getimte Lücken im Kühlmittelstrahl und dessen hohe Austrittsgeschwindigkeit kann der Scheibenwind entweichen, ohne die effektive Kühlung zu beeinträchtigen.

Düsen aus dem 3D-Druck

Explosionsdarstellung SmartJet (Bildnachweis: STUDER)

Das Kühlsystem machen auch die neuartigen Düsen möglich, die das STUDER-Schwesterunternehmen IRPD im 3D-Druckverfahren in St. Gallen fertigt. Denn im Inneren des stromlinienförmigen Designs befinden sich mehrere nebeneinanderliegende Kanäle, die das Kühlschmiermittel gleichmäßig in der Breite verteilen. Bei Bedarf kann das dahinterliegende Verteilerstück mehrere Düsen in einer Reihe aufnehmen.

Mit einem Schnellwechselsystem ausgestattet ist das System als Baukastenlösung konzipiert, bei dem sich einzelne Komponenten im Handumdrehen neu kombinieren lassen. Dabei besteht immer die Möglichkeit, die Düsen individuell auf die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden anzupassen, zum Beispiel die Größe des Düsenquerschnitts.

„Als Maschinenhersteller konnten wir das gesamte Kühlsystem vom Anfang bis zum Ende planen, integrieren und alle Komponenten aufeinander abstimmen und optimieren“ sagt Habegger. Das ist ein großer Vorteil gegenüber Firmen, die zum Beispiel nur die Düsen entwickeln. „Denn die Düsen alleine sind nicht smart. Es ist das ganze Konzept.“

Ein weiterer Aspekt, mit dem der SmartJet Schleifenden das Leben leichter macht, ist die digitale Integration der Kühlschmiermittelzufuhr als Assistenzsystem in der Maschine. Serienmäßig kommt das Konzept bereits auf der Rundschleifmaschine S36. Diese ist mit C.O.R.E ausgestattet, der Hard- und Softwarearchitektur von UNITED GRINDING.

Auf dem Touch-Display hilft der Einrichtungsassistenz beim optimalen Konfigurieren der Düsen zum jeweiligen Werkstück und zeigt während der Bearbeitung alle relevanten Informationen an. Dabei haben Schleifende die Wahl zwischen einer automatischen oder manuellen Nachführung der Düsen. Und natürlich sind Einstellungen für verschiedene Werkstücke speicherbar und stehen bei der nächsten Anwendung sofort wieder zur Verfügung.

Serienmäßig neben der S36 bald in weiteren Maschinentypen

STUDER Produktions- Aussenrundschleifmaschine S36 mit SmartJet (Bildnachweis: STUDER)

Auch ein besonders lästiges Problem, das viele Schleiffirmen kennen, gehört mit dem SmartJet der Vergangenheit an, wie Habegger erklärt. „Nach der Schleifbearbeitung tropft immer noch für eine Weile Kühlschmiermittel auf die Schleifscheibe, was mit der Zeit zu Unwucht führen kann.“ Einige herkömmliche Düsen können zur Vermeidung zwar weggebogen werden. Aber dann verliert sich ihre optimale Stellung und sie ist vor der nächsten Bearbeitung wieder zeitaufwendig, manuell auszurichten.

„Nun können Schleifer die Düsen einfach mit der Softwaresteuerung einige Millimeter von der Scheibe wegbewegen und vor der nächsten Anwendung per Knopfdruck wieder punktgenau in Stellung bringen.“ Dies ist nur ein Beispiel, wie SmartJet das Schleifen in der täglichen Arbeitspraxis durch maschinelle Unterstützung einfacher macht und dabei sogar noch die Qualität steigert.

Da bleibt am Ende nur noch die Frage: Wie geht es nun mit dem SmartJet weiter? „Wir haben die S36 serienmäßig als erste Maschine damit ausgestattet, weil es eine leistungsstarke Produktionsmaschine mit einer hohen Schleifscheibenbreite bis 125 Millimeter ist, wo eine punktgenaue, effiziente Kühlung für besonders viel Ersparnis sorgen kann“, erklärt Habegger. Die S36 ist in besonderem Maße für die Serienfertigung für präzise Werkstücke konzipiert.

Schleifkopf der STUDER S36 mit SmartJet (Bildnachweis: STUDER)

Darüber hinaus haben STUDER-Kunden mit anderen Maschinentypen den SmartJet bereits auf Anfrage installiert bekommen. Aber noch im laufenden Jahr soll das Kühlsystem auch in der S31, S33 und S41 einen serienmäßigen Platz finden.

Kontakt:

www.studer.com