Zerspaner zum Thema Corona: Wolfgang Kalss

Welche Auswirkungen hat die Covid-19-Pandemie auf den Beschichtungsspezialisten Oerlikon Balzers? Ein Statement von Wolfgang Kalss, Head of ThinFilm Cutting Tools bei der Oerlikon Surface Solutions AG aus Liechtenstein.

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Wolfgang Kalss, Head of ThinFilm Cutting Tools bei Oerlikon Balzers

Die Situation vor Corona:

Da wir in 36 Ländern weltweit tätig sind und neben der Beschichtung für Zerspanungskunden auch andere Geschäftsfelder haben, gestaltete sich die Geschäftslage recht unterschiedlich und anspruchsvoll, aber insgesamt war sie ziemlich stabil.

Durch den Rückgang des weltweiten Absatzes im Maschinenbau und insbesondere im Automobilsektor verzeichneten wir ab dem zweiten Halbjahr 2019 rückläufige Auftragseingänge für die Beschichtung von Zerspanungswerkzeugen.

In den Märkten Aerospace, Medizintechnik und Öl & Gas war die Auftragslage weiter gut.

Die aktuelle Situation:

Wir haben früh auf die Situation reagiert und unmittelbar einen globalen Krisenstab eingerichtet. Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter stand im Fokus: Uns liegt sehr daran, unsere Mitarbeitenden weltweit zu schützen, weshalb wir haben an allen Standorten weltweit umfangreiche Hygienemaßnahmen eingerichtet und Verhaltensregeln aufgestellt haben.

Genauso wichtig war es uns, die Lieferfähigkeit für unsere Kunden aufrecht zu erhalten. Mit Stolz können wir berichten, dass kein Produktionswerk aufgrund von Krankheitsfällen geschlossen werden musste.

Da die Pandemie die weltweite Volkswirtschaft und nahezu alle Industrien betrifft, erwarten wir in diesem Jahr natürlich deutliche Umsatzrückgänge. Die Automobilindustrie hat erst kürzlich ihre Produktion gestartet, wohingegen die Medizintechnik weiterhin stabil bleibt. Die Oerlikon Gruppe hat aufgrund der derzeitigen Marktunsicherheit die Jahresprognose für 2020 zurückgezogen.

Derzeit sehen wir eine moderate Erholung, auch weil seit einigen Wochen alle unsere 115 Kundenzentren weltweit – wenn auch teilweise reduziert – wieder geöffnet haben. Die Produktionskapazitäten passen wir nach Bedarf an, so dass wir unsere Kunden bestmöglich mit dem gewohnten Service termingerecht beliefern können. Im Zuge unseres Digitalisierungsprojekts haben wir Lösungen, die keines persönlichen Kontakts bedürfen. Das wurde von den Kunden sehr gut aufgenommen.

In der aktuellen Situation pflegen wir eine offene und vertrauensvolle Kommunikation, sowohl mit Kunden als auch mit unseren Mitarbeitenden. Denn Vertrauen und Kommunikation sind uns wichtig, damit wir gestärkt aus der Krise kommen.

Die Maßnahmen der Politik:

Am Hauptsitz in Liechtenstein machen zurzeit zwischen 40% und 80% der Mitarbeitenden Kurzarbeit. In Deutschland hat die Regierung mit der Einführung von Kurzarbeit sehr gut auf die Situation reagiert. Global können wir derzeit keine konkretere Aussage treffen, da das Modell der Kurzarbeit in einigen Ländern leider nicht vorgesehen ist. Wo immer es rechtlich möglich ist, überbrücken wir die aktuelle Situation mit Kurzarbeit und sind dankbar, dass unsere Mitarbeitenden an allen Standorten sehr verständnisvoll und flexibel reagieren.

Wünsche, Anregungen oder Forderungen an die Politik:

Als international tätiges Unternehmen sind wir sehr vorsichtig bei  diesbezüglichen Äußerungen. Natürlich hoffen wir einerseits, dass Regierungen die Industrie noch mehr und intensiver bei flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen. Andererseits halten wir es für sehr wichtig, dass gezielte Anreize für die produzierenden Industrien gesetzt werden. Über höhere Beschäftigung, Konsum etc. wird ein Vielfaches der Investitionen daraus hervorgehen.

Die Situation nach Corona:

Leider sind auch wir nicht im Besitz der «Glaskugel» und derzeit ist es zu früh, ein fertiges Bild für die Zeit nach Corona zu zeichnen.

Wir stellen uns darauf ein, dass die Erholung nach Corona länger benötigen wird als in vergangenen Krisen.  Wir werden uns auf die neuen Herausforderungen einstellen und sehen die Zukunft als Chance.

Wir wollen die Industrien, für die wir Serviceleistungen anbieten, weiterhin mit unseren klassischen Balzers-Tugenden «Innovation und Kundennähe» überzeugen.
Die derzeitige Situation ist auch ein Turbo für unser  Digitalisierungs-projekt; darunter laufen auch virtuelle Messen und Kundenanlässe aber auch Webinare, in denen wir unseren Kunden bald neue Beschichtungslösungen digital präsentieren werden.

«myBalzers», unsere digitale Kundenplattform, bietet online Services, die die Auftragsabwicklung und Dokumentenverwaltung wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Darin enthalten sind auch alle logistischen Prozesse, wie z.B. das «Door-to-Door»-Tracking, bei dem Kundenteile auf dem Hin- und Rückweg per GPS lokalisiert werden.

Kontakt:

www.oerlikon.com/balzers