Zerspaner zum Thema Corona: Lothar Horn

Lothar Horn, Geschäftsführer der Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH in Tübingen und ehemaliger Präsident des Verbands VDMA-Präzisionswerkzeuge, stellt seine Sicht zur Corona-Situation dar.

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Lothar Horn, Geschäftsführer der Paul Horn GmbH in Tübingen (Bildnachweis: HORN/Sauermann)

Die Situation vor Corona:

Lothar Horn: Die Wirtschaft war bereits vor Corona in Deutschland leicht rückläufig. International hingegen konnten weiterhin Zuwächse verbucht werden.

Die aktuelle Situation:

Lothar Horn: Betrachtet man das 2. Quartal 2020 so rechnen wir hier mit einem Rückgang von etwa 50 Prozent. Über das ganze Jahr gesehen planen wir aktuell mit einem Minus in der Größenordnung von 20 Prozent. In Ländern in denen die Medizintechnik eine große Rolle spielt, verzeichnen unsere Vertretungen weniger Rückgang als in Ländern, die vor allem automotivelastig sind. Länder in denen staatliche Regelungen die vorrübergehende Schließung der Industrie als Folge haben, verzeichnen einen noch höheren Rückgang. Beispiele hierfür sind Italien, Frankreich und Spanien.

Die Maßnahmen der Politik:

Lothar Horn: Leider betreffen uns die Maßnahmen der Politik aktuell nicht. Sollten wir Kurzarbeit aufgrund von staatlicher oder amtlicher Regelungen einführen müssen, haben wir daher selbst Tatsachen geschaffen. Für den Fall, dass Kurzarbeit vor Ende Mai 2020 kommt, zahlt die Paul Horn GmbH auf das Kurzarbeitergeld auf, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin mit 100 % Nettoentgelt rechnen können. Wir wollen weiterhin so einsatzfähig wie möglich bleiben, da nach der Automotive-Industrie die Medizintechnik einer unserer wichtigsten Kundenbranchen ist. Gerade jetzt dürfen auch hier produktionsseitig keine Engpässe entstehen. Das geht aber nur, wenn man die Beschäftigung entsprechend aufrechterhält.

Wünsche, Anregungen oder Forderungen an die Politik:

Lothar Horn: Die Politik sollte die Wirtschaft steuerlich entlasten. Ganz konkret könnte ein Verlustrücktrag aus dem Jahr 2020 in die Vorjahre erfolgen, der mit den ggf. vorhandenen Gewinnen verrechnet werden könnte, sofern welche erwirtschaftet wurden. Diese Erstattung würde für entsprechende Liquidität der Unternehmen sorgen. Stundungen oder leichtere Kreditvergaben sind nur kurzfristig gedacht und führen langfristig zu weiteren Problem und im schlimmsten Fall zu einem wirtschaftlichen Desaster. Des Weiteren sollte Kurzarbeit nicht mit 60 bzw. 67 Prozent gefördert werden, sondern mit bis zu 100 % – so wie wir es, wie oben beschrieben, in unserer Betriebsvereinbarung beschlossen haben. Denn nur, wenn Sicherheit  und ein gewisses Vermögen/Einkommen vorhanden ist, wird investiert. Wer heute ein Auto kauft, muss planen können. Ansonsten wird auch mittelfristig die Investitionsbereitschaft in solchen und vielen anderen Bereichen deutlich zurückgehen, was sich wiederum entlang der Wertschöpfungs- und Lieferketten negativ auswirkt.

Die Situation nach Corona:

Lothar Horn: Wann ist nach Corona? Und wo ist wann nach Corona. Das lässt sich heute noch nicht einschätzen. Die Reise des Virus von China, nach Südeuropa, dann ganz Europa, nach Asien und Amerika ging rasant und man weiß nicht, wie es weitergeht, was die warmen Monate bringen und wie es wird, wenn es wieder kälter wird. Auch die Themen Mutation und Heil- sowie Impfstoffentwicklung sind Variablen in dieser Gleichung. Daher ist eine Einschätzung schwer. Wir selbst planen in verschiedenen Zeithorizonten: Täglich, wöchentlich, monatlich und bis zum Jahresende, was Corona betrifft. Daher auch die o. g. Einschätzung mit bis zu 20 % Rückgang bei Horn.

Und was noch? Prävention

Lothar Horn: Wir sollten das Thema weiterhin sehr ernst nehmen. Bei Horn war das die letzten Wochen so und es wird auch weiterhin so bleiben. Abstandsregeln sind einzuhalten, Mund- und Nasenschutz entsprechend anzuwenden und erhöhte Handhygiene ist umzusetzen. Die Arbeitsplätze wurden, wo möglich, nach den Abstandsempfehlungen neu ausgelegt und angeordnet. Teilweise wurden Abteilungsbereiche in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht. Wichtig ist auch die Meldekette bei Verdachtsfällen und bei bestätigten Fällen, damit hier schnell und zielführend gehandelt werden kann. Auch mehrstufige Einschränkungen im Betriebsrestaurant waren und sind essentiell, um nur einige Maßnahmen zu nennen. Nur gemeinsam lässt sich diese Zeit so gut wie möglich überdauern. Wir bei Horn wissen das und alle ziehen mit. An dieser Stelle ein Dankeschön an die gesamt HORN-Belegschaft.

Kontakt:

www.phorn.de