Die sichere Verfügbarkeit von Daten, Informationen und Wissen zu jeder Zeit und an jedem Ort gilt als eines der wichtigsten Versprechen der Industrie 4.0. Doch welchen Wert hat die Vielfalt der aufgezeichneten Daten heute für produzierende Unternehmen tatsächlich? Wie lassen sich durch Analysen und Algorithmen sichere Prognosen treffen, um durchgängig Kontrolle über die Produktion zu erlangen? Diesen und weiteren Fragen wollen das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT während des 30. Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquiums vom 14. bis 15. Mai 2020 gemeinsam mit rund 1200 Gästen und namhaften Referentinnen und Referenten aus Industrie und Wissenschaft auf den Grund gehen.
Das Internet of Production, wie die Organisatoren und Impulsgeber der Konferenz die durchgängige Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen und Anlagen innerhalb der Produktions- und Wertschöpfungskette bezeichnen, soll Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit, Effizienz, Produktivität, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Dies spiegelt auch das Leitthema des AWK’20 »Internet of Production – Turning Data into Value« wider: Hier geht es besonders darum, wie produzierende Unternehmen durch bedarfsgerechte Datenerfassung und maschinelles Lernen zu schnellen, fehlerfreien Verbesserungen in der Serienproduktion gelangen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch Referentinnen und Referenten aus namhaften Unternehmen, die diesen Weg bereits gegangen sind, stellen Erfolgsbeispiele vor und benennen aus ihrer Sicht die Mehrwerte der umfassenden Vernetzung der Produktion.
Informations-Hub für die Trends der Produktionstechnik
Das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium findet alle drei Jahre in Aachen statt und ist Netzwerktreffen und Informations-Hub zugleich: Im Austausch mit mehr als 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unterschiedlicher Disziplinen, mit einem international hochkarätig besetzten Vortragsprogramm und mit thematischen Besichtigungstouren durch die gastgebenden Forschungseinrichtungen, bietet die traditionsreiche Konferenz auch in diesem Jahr wieder einen umfassenden Einblick in die Trends der angewandten Forschung und Entwicklung für Fach- und Führungskräfte aus Industrie und Wissenschaft, die die Produktion von morgen gestalten wollen.
Vier Vortragssessions mit interdisziplinären Perspektiven
In zweimal zwei parallelen Vortragssessions können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich in diesem Jahr aus erster Hand über die Ergebnisse angewandter Forschung und die praktische Umsetzung in der Produktion informieren. Dafür wurden Referentinnen und Referenten aus interdisziplinärer Wissenschaft, Entwicklung und Management führender Unternehmen unterschiedlicher Branchen eingeladen, um gemeinsam in Experten-Arbeitskreisen die Vortragsthemen zu erarbeiten. Die vier Sessions umfassen jeweils mehrere Vorträge zu den Themen »Architektur einer vernetzten, adaptiven Produktion«, »Der Digitale Zwilling in der Fertigung«, »Analytics in der Produktion« sowie »Geschäftsmodelle im Internet of Production«. Im Mittelpunkt steht dabei stets der Bezug auf das Veranstaltungsmotto mit der Frage, wie sich der Wert der jeweiligen technologischen und wirtschaftlichen Innovationen bemessen und ausschöpfen lässt.
Mit der Digitalisierung die wahren Kosten der Produktion beziffern
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über Klimawandel, Energiewende und drohender Rezession ist die Frage nach dem Wert und den wahren Kosten eines Produktes – über seine gesamte Entstehungs- und Nutzungsdauer hinweg – aktueller denn je.
»An vielen Stellen der Produktion stoßen wir mit herkömmlichen Methoden, Technologien und Prozessen an die Grenzen unserer Erkenntnis. Die Digitalisierung versetzt uns aber jetzt in die Lage, diese Grenzen zu überschreiten«, erläutert Professor Thomas Bergs, dessen Lehrstuhl in diesem Jahr die organisatorische Leitung der Veranstaltung innehat – und ergänzt: »Je besser ich meine komplexen Prozesse und ihre Randbedingungen kenne, desto fundierter kann ich die wahren Kosten meiner Produkte benennen und wertvolle Ressourcen sparen.«
Die Digitalisierung ermögliche es Unternehmen, beispielsweise Werkstoffe und Energie einzusparen, den Verschleiß an Werkzeugen und Maschinen zu verringern und kostspielige Hightech-Produkte leichter, robuster und effizienter zu machen. Die Frage nach dem Wert eines Produktes so genau wie möglich beantworten zu können, ist eines der Ziele von Bergs und seinen Kollegen Christian Brecher, Robert Schmitt und Günther Schuh beim AWK’20.
Historisch gewachsen: Netzwerktreffen für Unternehmen und Wissenschaft
Als der Aachener Professor Herwart Opitz 1948 das erste Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium mit rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ins Leben rief, legte er den Grundstein zu einer der wichtigsten Kongressveranstaltungen der Produktionstechnik. Sein zentrales Ziel war es, damals wie heute, die Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen der produzierenden Industrie auszubauen und zu stärken – und das gelang ihm und seinen Nachfolgern an den Lehrstühlen des WZL mit großem Erfolg und steigenden Teilnehmerzahlen.
Schon 1971 bemerkte Opitz in seiner Eröffnungsrede: »Der Name Werkzeugmaschinen-Kolloquium trifft eigentlich heute nicht mehr so zu wie in früheren Zeiten. Die Integration der Produktionstechnik ist im Vormarsch und so haben wir uns mit den Fragen des wirtschaftlichen Planens, Konstruierens und Fertigens auseinanderzusetzen.«
In seiner 30. Auflage wird das AWK’20 mit dem Anspruch stets die neuesten Entwicklungen der Produktionstechnik zu reflektieren und seiner Frage nach dem Wert der Datengewinnung heute weit über alles hinausgehen, was Opitz sich als Namensgeber der Veranstaltung damals hätte träumen lassen.
Um auch bei den praktischen Einblicken in die Forschungsarbeiten an WZL und Fraunhofer IPT am Puls der Zeit zu bleiben, werden beim AWK’20 erstmals thematisch strukturierte Touren durch die Maschinenhallen der Institute und ausgewählter Partner angeboten, die Vortragsinhalte durch praxistaugliche Demonstratoren und sogar bereits industriell verwirklichte Entwicklungen illustrieren. Schwerpunkte legen die Veranstalter dabei auf aktuelle Themen, wie Digitalisierung, Individualisierung, Elektrifizierung und Klimaschutz, Industrie 4.0, Blockchain, Künstliche Intelligenz und 5G.
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