Hohe Stückzahlen definiert entgraten

Die Hans Weber Maschinenfabrik GmbH mit Sitz im oberfränkischen Kronach verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im automatisierten Schleifen von Metall. Im Interview spricht Geschäftsführer Georg Weber über Anforderungen des Marktes, technische Möglichkeiten und die Leistungsfähigkeit moderner Metall-Schleifmaschinen.

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Georg Weber, Geschäftsführer der Hans Weber Maschinenfabrik GmbH

Herr Weber, was zeichnen Ihre Maschinen aus und für welche Anwendungen kommen sie zum Einsatz?

WEBER Schleif- und Entgratmaschinen sind kompakt gebaut, ergonomisch zu handhaben und bieten ein breites Spektrum an verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten. Dadurch können sie zum klassischen Schleifen und Entgraten sowie zum Verrunden von Flachteilen verwendet werden. Genau diese Anforderungen stellen lasergeschnittene Teile, die heute den Markt im dünnen und mittleren Blechbereich bestimmen. Darüber hinaus gibt es immer noch die klassischen Brenn- und Autogenschnitte. Ein weiterer Anwendungsbereich ist das Bearbeiten von ebenen oder tiefgezogenen Massenstanzteilen.

Wie haben sich Schleifverfahren generell im Lauf der Jahre entwickelt – speziell mit Blick auf die Metallbranche?

WEBER blickt auf eine traditionsreiche Geschichte zurück. Bereits vor über 100 Jahren haben wir Zylinderschleifmaschinen für verschiedene Materialien gebaut. Das Thema Entgraten wurde erst später mit Einführung der Stanz- und Nibbelmaschinen in den siebziger Jahren aktuell. Seitdem hat WEBER ein breites Spektrum an Schleiftechniken entwickelt, die sich immer am aktuellen Stand der Blechschneid- und Trenntechnik orientiert haben.

So verliefen die Entwicklung und die Anforderungen an die Schleiftechnik mehr oder weniger synchron zur Entwicklung der Schneidtechnik. Diese machte den bedeutendsten Sprung mit der Einführung der Laserschneidtechnik in den neunziger Jahren. Ausgestattet mit immer höherer Leistung, ersetzte sie zunehmend die herkömmlichen Trenntechniken bis zu Blechdicken von 20 Millimetern und mehr. Damit einhergehend veränderten sich auch die Anforderungen an die Schleiftechnik. Die Scharfkantigkeit des Schnitts und die Zunderbildung an der Schnittfläche beeinträchtigten den Fertigungsprozess zunehmend. Dafür wurden Lösungen gesucht und die Schleiftechnik war gefordert. WEBER hat schnell darauf reagiert. Bis dahin waren bei dünnen Blechen nur Schleif- und Bürstenwalzen im Trocken- oder Nassschleifverfahren verfügbar. Systembedingt sind mit walzenförmigen Bearbeitungsverfahren keine gleichen Schleifergebnisse an Längs- und Querkanten möglich. Wir haben ein Mehrfachdisksystem entwickelt, bei dem mehrere rotierende Schleifteller überlappend nebeneinander angeordnet waren. Dadurch konnten erstmals alle Kanten der Teile annähernd gleich bearbeitet werden.

Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung markierte die Einführung der Planetenkopftechnik auf der Euroblech im Jahr 2000. Hier arbeiten rotierende Werkzeuge, die auf einer Kreisbahn geführt werden. Sie simulieren im Prinzip die bisher übliche Handarbeit mit Winkelschleifer, nur präziser und aufgrund der automatisierten Einstellparameter mit reproduzierbaren Ergebnissen. Der WEBER Planetenkopf kann also definiert entgraten, verrunden und entzundern. Seit der Einführung setzt diese Technik einen neuen Maßstab. Mit dem gleichen technischen Ansatz haben wir ein Multirotationsbürsten-System entwickelt. Mehrere Bearbeitungsköpfe decken die Arbeitsbreite ab und sorgen dadurch für gleiche Bearbeitungsergebnisse. Bei dieser als MRB System bezeichneten Technik rotieren paarweise angeordnete Rundbürsten. Die eingesetzten Werkzeuge sind hoch flexibel und Anwender nutzen sie, um Kanten an dickeren Teilen oder auch unebene Teile zu bearbeiten. Mit der Anforderung, einen Radius von zwei Millimetern anzuarbeiten, wurde die Branche mit Einführung der Europäischen Stahlbaunorm EN 1090 konfrontiert. WEBER bietet auch hierfür die Lösung, bestehend aus einer Kombination verschiedener Verfahren und Vorschubgeschwindigkeiten bis zwei Meter pro Minute.

Und wie gestaltet sich die Lage im Augenblick?

WEBER profitiert bereits seit längerem durch eine breit aufgestellte Schleiftechnik. Sowohl bei speziellen Anforderungen wie auch bei so genannten Standardanwendungen sehen wir uns in einer sehr guten Position. Daneben bearbeiten wir verstärkt neue Marktsegmente und verzeichnen hier ebenfalls gute Ergebnisse.

Welche Entwicklungen prägen die Metallbranche aktuell?

Natürlich wird immer die Anforderung gestellt, mit einer Maschine alles lösen zu können. Dabei stellt sich die Frage, wie viele Kompromisse dann im Speziellen einzugehen sind. WEBER hat mit seiner Philosophie Maschinen im Programm, die in kompakter Ausführung verschiedene Technologien verbinden. Dies stellt mit Sicherheit einen zielführenden Ansatz dar. Auch legen wir großen Wert darauf, die in den Vorabversuchen ermittelten Daten hinsichtlich Ergebnis, Werkzeugstandzeit und Kosten anschließend auch dauerhaft zu erreichen. Häufig wird in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt, dass Werkzeuge zum Beispiel deutlich unterschiedliche Ergebnisse aufweisen zwischen Neuzustand und eingelaufen im Betriebszustand. Mit diesem Hinweis sind wir offensichtlich häufig allein am Markt unterwegs. Viele Kunden sind dann überrascht, mit welchen Folgekosten und Aufwendungen sie bei anderen Techniken konfrontiert werden. Offenheit und Klarheit über Werkzeug- und Betriebskosten dem Anwender gegenüber besitzt bei uns einen sehr hohen Stellenwert.

Welches sind die Kernanforderungen, die Kunden heute an Ihr Unternehmen stellen?

Kunden erwarten heute aus unserer Sicht in erster Linie technisch kompetente Beratung. Wichtig ist, dass für Auftragserteilung und Abwicklung derselbe Ansprechpartner zur Verfügung steht. Nicht zuletzt ist natürlich das Erreichen und Einhalten der zugesicherten verfahrenstechnischen Eigenschaften in Bezug auf Qualität und Kosten ein bedeutender Faktor. Ich glaube, dass wir diesbezüglich sehr gut am Markt positioniert sind.

In welchen Märkten ist Weber hauptsächlich aktiv, welche Rolle spielt der deutsche Markt und wie sieht es im Ausland aus?

Mit unseren Metallmaschinen sind wir weltweit aktiv. Hauptmärkte sind freilich Deutschland und Europa, gefolgt von den USA und Südkorea. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist, in welchen Ländern es ausschließlich um die Kostenreduzierung geht und wo es technische Herausforderungen gibt, die nur maschinell zu lösen sind.

Gibt es von den Werkstoffen her noch Einsatzpotential in anderen Bereichen?

Es werden ja ständig neue Materialien entwickelt – das betrifft besonders Kunstoffe und Gummimaterialien. Vor 15 Jahren haben wir die ersten Großanlagen für Mineralstoffplatten und für Kunststein nach Korea geliefert. Diese wurden unter verschiedenen Markennamen vertrieben. Am bekanntesten ist die Bezeichnung Corian. Diese Maschinen kommen eigentlich aus dem Nassschleifen für Metall. Sie eignen sich zudem sehr gut, Kunststoffe zu bearbeiten. Inzwischen gibt es weitere Materialien, bei denen eine bestimmte Ebenheit oder Oberflächenrautiefe gefordert ist. Sobald sich diese Anforderungen mit Schleifmitteln und flexiblen Unterlagen lösen lässt, sind unsere Maschinen interessant.

Was sind Ihre Hauptkunden? Kommen diese ausschließlich aus der Industrie?

Unsere Kunden im Metallbereich sind hauptsächlich Blechverarbeiter, die ihre Zuschnitte entgraten, verrunden und/oder Oberflächen schleifen wollen. Dann gibt es die Stanzteilhersteller, die in der Regel verschiedene Anforderungen an ihr Produkt und somit an die Anlage stellen. Daneben kommen immer wieder Sonderanfragen, deren Lösbarkeit mit unseren schleiftechnischen Möglichkeiten geprüft wird.

Insgesamt sind Sie am Markt aber recht breit aufgestellt. Damit hängen Sie quasi nicht am Tropf eines einzelnen Segmentes?

Unsere Hauptfelder sind Metall und Holz. Im Einsatz sind unsere Anlagen aber auch seit vielen Jahren beispielsweise für Kunststoff-, Gips- und Zementplatten sowie Isolierplatten. Allein in Korea laufen fast 30 Linien für Mineralstoffplatten. Wir erschließen auch ständig neue Anwendungsfelder. Grundsätzlich bearbeiten wir alles, was mit Schleifmitteln auf flexibler Unterlage möglich ist.

Blick in die Zukunft: Ist der Familienbetrieb heute noch ein aktuelles Modell?

Ein Familienunternehmen hat aus meiner Sicht einen ganz klaren Vorteil: Es besteht nicht nur aus der Eigentümer-Familie, sondern auch aus der Belegschaft. Viele Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten bei uns tätig und wir weisen eine extrem geringe Fluktuation beim Personal auf. Damit kennen wir unsere Leute auch persönlich sehr gut. Gemeinsam sind wir durch Höhen und Tiefen gegangen und konnten so ein freundschaftliches und familiäres Verhältnis aufbauen. Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Aspekt. Wir sind für unsere Mitarbeiter da, auch bei persönlichen Problemen unterstützen wir sie. Davon profitieren natürlich auch wir. Die Mitarbeiter engagieren sich für das Unternehmen über das normale Maß hinaus.

Kontakt:

www.hansweber.de