Dreher des Jahres 2006 heißt Martin Knopp

Zum dritten Mal traten hochqualifizierte Dreher auf der AMB in den Wettbewerb - Deutschlands Bester kommt aus Bayern: Martin Knopp ist Sieger

7082

Auf der diesjährigen AMB 2006 traten die Finalisten des Wettbewerbs „Dreher des Jahres 2006“ an einer MORI SEKI Drehmaschine der Serie NL 1500 „Jeder gegen jeden und alle gegen die Uhr“ an. Nach Stunden der Anspannung und Spannung, entschied sich die Jury, unter ihnen der Hauptjuror Hermann Rumpel, Geschäftsführer der Rumpel Präzisionstechnik und Vorstandsmitglied des Drehteileverbandes im FMI für Martin Knopp. – Allerdings räumte die Jury ein, dass zwischen Platz 1 und 2 ein hauchdünner Punkt entscheidend und es dieses Mal an der Spitze wirklich knapp war. Wie jeder Kandidat hatte auch Knopp 45 Minuten Zeit, das vorgegebene Werkstück – dieses Mal eine so genannte Flansch – am Laptop zu programmieren, um es dann unter Aufsicht von Detlef Streichert, der bei MORI SEIKI die Ausarbeitung der Prüfungsaufgaben leitete, in einer Stunde an der MORI SEIKI Maschine abzuarbeiten. Vor einem breiten Messepublikum wurde Martin Knopp im Rahmen der Siegerehrung auf der AMB in Halle 6.0, Stand 230 zum „Dreher des Jahres 2006“ ernannt und mit einem hochwertigen Preis für seine Anstrengungen belohnt: Martin Knopp von der Firma Hirschvogel Umformtechnik GmbH im bayerischen Denklingen gewinnt eine einwöchige Reise nach Japan mit Besuch bei MORI SEIKI. Newcomer Knopp konnte sein „Glück“ nicht fassen: „Es ist sehr gut gelaufen, ich bin sehr zufrieden – ich bin einfach überwältigt!“ Sein Glück fassen konnte auch der Zweitplazierte Marco Fleischer von der Erker Funkenerosion GmbH in Nürnberg nicht. MORI SEIKI European Manager, Takeshi Saito, gab im Rahmen der Preisverleihung und mit einer großzügigen Geste bekannt, dass auch Fleischer, der im Wettbewerb 2002 den 1. und im Wettbewerb 2004 den 2. Platz belegte, nach Japan eingeladen sei.

Den dritten Platz auf der Siegertreppe bestieg Jürgen Munderich von der Zanon Zerspantechnik GmbH in Obersulm. Er verbringt ein Wochenende für zwei Personen im Europa-Park-Rust mit Übernachtung in den Park-eigenen Ressorts. Auch der Viert- und Fünftplazierte, Klaus Schwenger von HPO Häfner Präzisionsteile in Oberrot und Matthias Frerich von der Schleich GmbH in Hemer dürfen für ihre professionelle Arbeit auf der AMB attraktive Preise wie Buch- und CD-Gutscheine mit nach Hause nehmen.

Für Diplom-Ingenieur Rumpel Vorstand des Drehteileverbandes im FWI ist der Wettbewerb zum „Dreher des Jahres“ ein besonders wichtiges Instrument den Nachwuchs für diesen High-Tech-Beruf zu fördern. „Wir haben in den BereichenZerspanungstechniker und Dreher ernste Probleme – hunderte von Stellen sind unbesetzt. Schätzungsweise sind bei bundesweit 2.000 Unternehmen, die Drehteile herstellen, rund 7.000 Stellen nicht besetzt beziehungsweise teilweise mit Hilfskräften besetzt, wenn man den potenziellen Ausbildungsbereich einbezieht,“ erzählte Rumpel. Bei diesen Zahlen werde klar, dass es sicher keine Arbeitslosen mit dieser Berufsausbildung gebe, bringt es Rumpel auf den Punkt. Nicht selten sei sogar von Vertriebsmitarbeitern von Drehmaschinen bei Verkaufsgesprächen zu hören, dass Betriebe gerne eine Maschine kaufen würden, wenn der entsprechende Hersteller den Mitarbeiter gleich „mitliefere“. Einen Mangel an qualifizierten Facharbeitern gibt es nach Angaben von Rumpel jedoch nicht nur in Deutschland. „Bei der letzten Zusammenkunft des internationalen Drehteileverband „SID“ in Spanien, in dem insgesamt 9 Länder vertreten sind, wurde der Facharbeitermangel ebenfalls als Problembereich diskutiert.“ Als Gründe nennt der Branchenkenner Rumpel, dass die Berufe wie die des Drehers oder des Zerspanungsmechanikers, immer noch ein gewisses Schmuddelimage haben, obwohl dieser Beruf branchenintern mittlerweile als High-Tech-Beruf gehandelt wird. Sicherlich könne es aber auch möglich sein, dass die Unternehmen geschlafen haben und der Nachwuchs nicht aktiv gefördert wurde, räumte Rumpel ein. „Vor einem Jahr hat der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie beschlossen aktiv zu werden und in einem ersten Schritt ein Video über diese Berufsbilder zu produzieren,“ sagte Rumpel stolz. Das von den Mitgliedern des Verbandes finanzierte Video soll künftig an Schulen und in der Öffentlichkeit publiziert werden – und so Jugendliche für diese Berufe begeistern. Wichtig sei heutzutage aber auch, dass junge Menschen umdenken, forderte Rumpel nachdrücklich. So zähle sicherlich bei der Berufswahl, dass der Beruf ein Leben lang Spaß mache – wichtig sei aber auch, dass ein Beruf eine Zukunftsperspektive habe, sprich, dass Menschen auch in zehn oder 20 Jahren noch einen sicheren Arbeitsplatz haben. Beim Thema Berufswahl zeige seine eigene betriebliche Erfahrung, dass sich beispielsweise auf eine Ausbildungsstelle als Industriekauffrau oder Industriekaufmann 50 junge Menschen bewerben, auf die eines Zerspanungsmechanikers hingegen nur 5, so Rumpel. Eigentlich unbegreiflich, da nach der absolvierten technischen Ausbildung, Zerspannungsmechaniker oder Dreher monatlich zwischen 300 und 400 Euro mehr verdienen, als ein Industriekaufmann. Wenn es um die Stellenbesetzung von Ausbildungsplätzen geht, sind die Anforderungen in den Unternehmen natürlich grundsätzlich unterschiedlich, so der Verbandsvorstand. Die mathematischen Kenntnisse sollten allerdings bei Real- wie auch Hauptschülern sicherlich im befriedigenden oder guten Bereich sein, damit der Zukunftsberuf erlernt werden kann.

Zur Förderung des Nachwuchses habe man auch bei MORI SEIKI Ltd in Japan entsprechende Initiativen eingeleitet, berichtete Detlef Streichert, Europe Engineering Department Leader bei der MORI SEIKI-Vertriebsniederlassung in Deutschland. MORI SEIKI habe bereits vor 2 Jahren so genannte Scouts eingeschaltet, die das Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentieren und um junge Menschen werben. Dass der Beruf des Drehers immer mehr zum High-Tech-Beruf wird, bekräftigte auch Streichert: „Der Anforderungsgrad wird sich immer steigern, komplexere Aufgaben, komplexere Maschinen und Technologien vermischen sich. Der Wissenshorizont der Fachkräfte wird immer größer, da Aufgaben wie das Drehen und Fräsen im Rahmen von integrierten Fertigungszellen zusammen fallen.“ „MORI SEIKI bemüht sich stark um die Jugendförderung und setzt sich für diesen Beruf mit Zukunft ein,“ erklärte Irene Adler, Verantwortliche für Messe und Presse in Europa bei MORI SEIKI. Vor diesem Hintergrund habe sich MORI SEIKI auch sofort bereit erklärt, den Wettbewerb „Dreher des Jahres 2006″ mit einer hochwertigen Drehmaschine auszustatten und entsprechend mit ihrem Know-how den gesamten Wettbewerb professionell zu begleiten, erläuterte Wolfgang Pittrich, Chefredakteur der Zeitschrift fertigung und federführender Initiator des Wettbewerbs. Pittrich:“Dieser Wettbewerb kommt der ganzen Branche zugute!“ Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel, erhoffen sich die Wettbewerbsorganisatoren eine arbeitsmarktpolitische Trendwende und eine größere Nachfrage bei Jugendlichen.

Großer Dank gebührt wie immer auch den Sponsoren, die bei Wettbewerben dieser Art oft tief in die Tasche greifen, so Pittrich. Dieses Jahr unterstützten insbesondere die MORI SEIKI – The Machine Tool Company, Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH, Röhm Spannzeuge, Sandvik Coromat, die Hahn + Kolb Gruppe und natürlich – last but not least – auch die Messe Stuttgart den bundesweit einmaligen Wettbewerb.

2008 wird das Ringen um den Titel zum „Dreher des Jahres“ zum vierten Mal ausgetragen und zwar auf dem neuen Messegelände. Das um ein vielfaches größere Gelände wird sicherlich auch weitere Interessenten aus dem Inland – aber auch aus dem Ausland anziehen. Dies lässt hoffen, dass der Wettbewerb zum „Dreher des Jahres“ möglicherweise auch bald ausländische Bewerber den Wettkampf antreten lässt und der Titel vielleicht irgendwann sogar europäische oder internationale Relevanz erhält. Bis dahin gilt für fähige bundesdeutsche Dreher: Ab Ende März 2008 können unter www.fertigung.de die Prüfungsfragen und Wettbewerbsunterlagen angefordert werden. Schulabgänger, die sich für technische Berufe interessieren, werden unter www.drehteileverband.de umfassend informiert.

Auf der AMB, Internationale Ausstellung für Metallbearbeitung, die auch Plattform für den Wettbewerb zum Dreher des Jahres 2006 ist, zeigten 802 Aussteller und 70 vertretene Firmen ihre Innovationen und Neuentwicklungen aus den drei Schwerpunktbereichen spanende und abtragende Werkzeugmaschinen sowie Präzisionswerkzeuge. Rund 20 Prozent der Aussteller kamen aus dem Ausland.