Drehteile – Schwierige Materialsituation

Für die deutsche Drehteile-Industrie lief das erste Quartal 2021 gut. Dem positiven Umsatz- und Auftragseingang stehen allerdings Probleme bei der Materialversorgung gegenüber.

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Es gibt wieder viel zu tun, berichtet der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie. (Bildernachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

Kein Handschlag, kein persönlicher Austausch beim Kaffee. Hatte sich der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie vor einem Jahr noch gegen eine Verlagerung der Mitgliederversammlung ins Web entschieden, beugten sich die Verantwortlichen dieses Jahr den Gegebenheiten und luden am 30. April 2021 „zur ersten und hoffentlich letzten Online-Versammlung“ ein, wie es der Verbandsgeschäftsführer Werner Liebmann zur Begrüßung formulierte.

Auch in seinem Konjunkturbericht für das erste Quartal 2021 schwingt Hoffnung mit: Der Auftragseingang habe deutlich zugenommen und der Export liege mit knapp 40 Prozent auf einem Top-Level. Weit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen dagegen die Investitionen. Grundsätzlich liest Liebmann aus der Umfrage, an der sich 50 Unternehmen beteiligten, eine positive Entwicklung ab. „Die meisten Firmen gehen mit großem Optimismus in das zweite Quartal und es wäre schön, wenn sich dieser bewahrheiten würde“, resümiert der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie.

Materialsituation ist prekär

Nicht Kurzarbeit oder mangelnder Umsatz sind problematisch, sondern die Versorgung mit Vormaterial. „Die Märkte sind aus der Balance geraten“, kommentiert Andreas Schneider, Unternehmensberater der StahlmarktConsult in seinem Vortrag. Gründe dafür sieht Schneider entlang der gesamten Wertschöpfungskette, unabhängig vom Produkt. Ein starker Treiber seien die Erholung der Industrie und der Weltmärkte, die laut Schneider sehr viel früher eintrat als erwartet. Um Liquidität zu sichern, haben Unternehmen im vergangenen Jahr ihre Lagerbestände reduziert, die sie nun wieder auffüllen wollen.

„Ein starker chinesischer Markt und diverse Konjunkturpakete treiben die Nachfrage zusätzlich an“, sagt der Berater. Vormaterialhersteller können diese nicht so schnell befriedigen. „Die Konditionen sind durch die hohe Nachfrage zusätzlich überhitzt und liegen deutlich über den eigentlichen Rohstoffkosten“, betont Schneider und prognostiziert: „Wir gehen davon aus, dass die Vormaterialnachfrage in der EU und Deutschland 2021 auf dem Niveau von 2019 liegen wird. Sobald die Angebotslücke geschlossen ist, sollte sich damit auch die Versorgungslage wieder verbessern.“

Automobilzulieferer doppelt ausgebremst

Einen weiteren, indirekten Einfluss hat die stockende Halbleiterversorgung: Fehlende Mikrochips bremsen unter anderem die Automobilproduktion aus – damit werden auch die Dreh- und Frästeile nur zögerlich oder gar nicht abgerufen.

„Gerade bei Automobilzulieferern ist daher die Stimmung getrübt – ganz unabhängig von der Verbrenner-Thematik“, sagt Hermann Rumpel, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie. Dies ist ein Ergebnis seiner Kurzumfrage, die er wenige Tage vor der Veranstaltung durchführte. „Dennoch überwiegen die positiven Stimmen. Die meisten Befragten bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage, ohne Betrachtung der Materialversorgung, als deutlich besser“, fasst Rumpel zusammen.

Kontakt:

www.drehteileverband.de