30 Prozent Wachstum bei den Werkzeugmaschinen

Die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller erwarten für 2011 ein Wachstum von 30 Prozent.

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Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie prognostiziert für 2011 ein Produktionswachstum von 30 Prozent. „Mit der Rückkehr zu einem erwarteten Volumen von fast 13 Milliarden Euro hätten wir einen Großteil der krisenbedingten Einbuße wieder aufgeholt. Damit könnten wir mehr als zufrieden sein“, sagt Martin Kapp, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbandes in Frankfurt am Main.

Die Branche erlebte seit Ende 2009 Quartal für Quartal zweistellige Bestellzuwächse. Getrieben wurden die Auftragseingänge zunächst vor allem von China, Südkorea und Indien. Die Länder hatten die Krise schnell abgeschüttelt, sind frühzeitig auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und haben damit die rasche Erholung der Branche in Deutschland mit vorangetrieben. Mittlerweile ist die Auslandsnachfrage auf breiter Front angesprungen. „Hier macht sich die weltweite Präsenz unserer Industrie, ihr hoher Exportanteil von zwei Dritteln und ihre international herausragende technologische Position bezahlt“, konstatiert Martin Kapp. In der Folge erfasste der Aufschwung auch die Inlandsnachfrage.

Bereits im August 2010 drehte erstmals seit zwei Jahren der Umsatz wieder ins Plus. Im gesamten Jahresverlauf zeigte die Produktion noch ein kleineres Minus von 3 Prozent im Vergleich zu 2009.

Der Export, Paradedisziplin der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie, lag 2010 mit 1 Prozent Minus noch moderat unter Vorjahr. Seit etlichen Jahren ist China der größte Markt. Mit einem Anteil von rd. 28 Prozent und einem weiteren Zuwachs von 29 Prozent im Vergleich zu 2009 nimmt China fast viermal so viele deutsche Werkzeugmaschinen ab wie die Vereinigten Staaten auf Platz 2.

Der Werkzeugmaschinenbau konnte im Aufschwung schnell reagieren, weil er in der Krise soweit wie möglich qualifizierte Fachkräfte in der Stammbelegschaft gehalten hat. Insgesamt waren im Dezember vergangenen Jahres 63 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Gemessen am Höchststand im Oktober 2008 war das ein Rückgang von 13 Prozent bzw. ein Abbau von 9 600 Arbeitsplätzen. Seit Juli des vergangenen Jahres geht es langsam wieder aufwärts. „Die in den vergangenen Jahren erreichte Flexibilität im Personalbereich hat sich immens positiv ausgewirkt“, lobt Kapp.

Asiaten an der Spitze der internationalen Werkzeugmaschinenproduktion

„International wurde die Werkzeugmaschinenindustrie im Zuge der Krise neu aufgemischt“, beschreibt er die aktuelle Situation. Länder wie Taiwan, Südkorea, Japan und China wuchsen 2010 mit hohen zweistelligen Raten. Mager blieb es hingegen mit einem Produktionsminus von 1 Prozent in Europa. Auch die USA verfehlten den Wachstumspfad mit 9 Prozent Minus noch deutlich.

Damit rangierte China im vergangenen Jahr erstmals vor Japan, Deutschland, Italien und Südkorea an der Spitze der größten Werkzeugmaschinenhersteller. Die USA standen auf Platz 8, andere Europäer, die Schweiz, Österreich und Spanien, belegten die Plätze 7, 9 und 10.

Für den jetzigen Zeitpunkt sieht Kapp jedoch keine unmittelbare Bedrohung der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie durch die Asiaten. China produziert zu 90 Prozent für den eigenen Markt einfachere Maschinen in großen Stückzahlen. Nach einer aktuellen VDW-Studie gibt es zudem derzeit noch kaum eigenständige technologische Innovationsleistungen. Mit einem Regierungsplan zum Umbau des Innovationssystems soll die Innovationstätigkeit in den Unternehmen jedoch explizit gestärkt werden.

Der zweite große Wettbewerber Japan produziert vorwiegend Serienmaschinen mit kurzer Durchlaufzeit. Hier schlagen sich Veränderungen im Auftragseingang schnell in der Produktion nieder, sowohl im Aufschwung als auch im Abschwung. Deutschland mit seinem hohen Anteil an Sondermaschinen und lang laufenden Projekten wird im laufenden Jahr wieder aufholen, ist Kapp zuversichtlich.

Selbstbewusst in den Aufschwung

„Für uns gilt es, nach der tiefen Krise wieder auf Kurs zu kommen“, beschreibt er die anstehende Aufgabe. Im Fokus stehen die Konsolidierung von Bilanzen, Erträgen, Eigenkapital und Finanzierungsoptionen sowie die Eindämmung der Kosten. Dies alles muss die Branche meistern vor dem Hintergrund, dass gut drei Fünftel der internationalen Werkzeugmaschinenproduktion in Asien abgesetzt werden. Deshalb heißt es, die internationale Präsenz mit Vertrieb und Service, aber auch mit Produktion weiter voranzutreiben.

Ganz sicher ist sich Kapp, dass die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie von der weiter wachsenden internationalen Nachfrage nach Fertigungstechnik profitieren wird. Deutsche Hersteller sind Technologieführer, und sie werden diesen Wettbewerbsvorteil weiter ausbauen. Beispielsweise bietet sich an, Fertigungs-Know-how aus einer Branche auf andere Segmente zu übertragen. Märkte mit Potenzial sind z.B. die Medizintechnik oder die Luftfahrtindustrie. In beiden Branchen gibt es sehr hohe, sehr spezielle Anforderungen an die Produkte. Sie können nur mit anspruchsvoller Fertigungstechnik erfüllt werden. „Das ist die Spezialität der Deutschen, die hohe Lösungskompetenz anbieten, damit wiederum ihre Kunden international wettbewerbsfähig bleiben“, so Kapp.

Das gilt auch für das Auto der Zukunft. Elektroauto, Hybridantrieb, Optimierung konventioneller Verbrennungsmotoren, für alle Spielarten ist die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie ein kompetenter Partner, denn sie hält die Fertigungslösungen bereit.

Schließlich ändern sich die Anforderungen an die Werkzeugmaschine selbst. Klimawandel und notwendige Verringerung der Treibhausgase rücken Nachhaltigkeit in der Produktion in den Fokus. Hier spielt die Werkzeugmaschine eine Schlüsselrolle. Viele Unternehmen arbeiten gemeinsam mit ihren Lieferanten intensiv daran, neue Lösungen für nachhaltige und effiziente Produktionssysteme zu entwickeln.