Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland Juli 04

Die Entwicklung der aktuellen Konjunkturindikatoren deutet darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Dynamik in Deutschland allmählich verstärkt.

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Die gesamtwirtschaftliche Leistung hatte sich bereits im ersten Quartal dieses Jahres spürbar erhöht und damit den seit der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres eingeleiteten konjunkturellen Erholungsprozess fortgesetzt. Wie schon im Vormat hat sich im Mai die Industrieproduktion erneut saisonbereinigt[1] spürbar erhöht (+1,2 %). Im Zweimonatsvergleich ergibt sich ein Produktionsplus von +2,0 %. Das Vorjahresniveau wird mittlerweile deutlich übertroffen.

Entscheidende konjunkturelle Impulse kamen auch zuletzt wieder aus dem Ausland. Dies wird insbesondere an dem in den letzten Monaten kräftigen Anstieg der Warenausfuhren der deutschen Industrie sichtbar. Nach einem Zuwachs der saisonbereinigten Exportwerte um +3,8 % im April ist es im Mai erneut zu einem kräftigen Anstieg um +3,9 % gekommen. Dies ist nicht zuletzt Ausdruck der Wettbewerbsstärke der deutschen Industrie. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung der Auslandsnachfrage nach industriellen Erzeugnissen – das Ordervolumen aus dem Ausland erhöhte sich im saisonbereinigten Verlauf um +3,4 % im April und +4,1 % im Mai -, so ist auch in den kommenden Monaten mit einer Fortsetzung der dynamischen Ausfuhrentwicklung zu rechnen. Insgesamt hat sich die Bestelltätigkeit in der Industrie im April+Mai gegenüber Februar+März saisonbereinigt um +2,7 % erhöht.

Parallel zum Anstieg der Warenausfuhren haben auch die Einfuhrwerte saisonbereinigt spürbar zugenommen (Mai +3,4 %).

Die Binnenkonjunktur verläuft derzeit noch vergleichsweise gedämpft. Eine maßgebliche Ursache hierfür ist vor allem die anhaltende Schwäche des privaten Verbrauchs. Zwar waren die Einzelhandelsumsätze im Zweimonatsvergleich (April+Mai ggü. Februar+März) saisonbereinigt merklich aufwärtsgerichtet (+0,4 %). Die vorlaufenden Stimmungsindikatoren vermitteln allerdings derzeit noch ein gemischtes Bild.

Die Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland zeigte sich zuletzt, maßgeblich aufgrund der rückläufigen Preise für Heizöl und Kraftstoffe, wieder stabil. Gegenüber dem Vormonat hat sich der Verbraucherpreisindex nicht verändert; im Vorjahresvergleich gab es einen leichten Rückgang der Teuerung auf +1,8 % zu verzeichnen.

Am Arbeitsmarkt ist es im Juni bundesweit erstmals wieder zu einem leichten Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit gekommen (-1.000). Nachdem sich bereits im Mai der Anstieg der Arbeitslosenzahlen spürbar abgeschwächt hatte (+7.000 nach +21.000 im April). Für eine Stabilisierung der Arbeitsmarktentwicklung spricht auch die fortgesetzte Verringerung der Zahl der Kurzarbeiter. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen lag im Juni bei 4,233 Mio. Dies entsprach einer bundesweiten Arbeitslosenquote von 10,2 %. Im früheren Bundesgebiet betrug sie 8,1 % und in den neuen Ländern 18,1 %.

Die Bundesregierung geht wie auch der weit überwiegende Teil der nationalen und internationalen Experten davon aus, dass der konjunkturelle Aufschwung in den nächsten Monaten an Breite gewinnen wird. Diese Erwartungen haben bereits zu vielfältigen Aufwärtskorrekturen der Prognosen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts geführt. In den nächsten Monaten wird es vor allem darauf ankommen, das Vertrauen der Konsumenten und Investoren zu stärken, damit der außenwirtschaftliche Impuls möglichst schnell und breit auf die Binnenwirtschaft überspringt.