Europäische Hartmetallversorgung sichern

Metallbearbeitung muss den Hartmetallrohstoff Wolfram im eigenen Kreislauf halten, um strategische Unabhängigkeit zu erlangen

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Die aktuelle Lage auf den Rohstoffmärkten stellt die metallverarbeitende Industrie vor enorme Herausforderungen Foto: DOM

„Wolfram ist ein Schlüsselrohstoff für Hartmetallwerkzeuge, den wir im europäischen Kreislauf halten müssen!“, sagt Markus Heseding, Geschäftsführer VDMA Präzisionswerkzeuge und fügt hinzu: „Um in der Metallbearbeitung essenzielle Rohstoffe für unsere Branche zu sichern, appellieren wir an die Partner entlang der Wertschöpfungskette, sich für einen europäischen Wertstoffkreislauf bei Hartmetall zu engagieren.“

Die aktuelle Lage auf den Rohstoffmärkten stellt die metallverarbeitende Industrie vor enorme Herausforderungen. Insbesondere beim Hartmetallrohstoff Wolfram. Seit Februar 2025 gibt es für Wolfram erhebliche Exportrestriktionen in China, das über 80 Prozent der weltweiten Wolframgewinnung und -aufbereitung kontrolliert.

Markus Heseding, Geschäftsführer Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Fachverband Präzisionswerkzeuge

Das führt zum einen zu deutlichen Kostensteigerungen für das aus China importierte Wolfram. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2025 trieb das knappe Angebot die Kosten enorm in die Höhe. Gegenüber Jahresbeginn verzeichnete z.B. die renommierte Marktbeobachtungsagentur Fastmarkets für Wolfram (APT) im November ein um rund 130 Prozent höheres Preisniveau. Zum anderen kann von einer gesicherten Versorgung mit Wolfram für das Jahr 2026 aktuell nicht ausgegangen werden. „Engpässe sind absehbar, daher müssen wir mehr tun, um die Verfügbarkeit von Wolfram sicherzustellen“, mahnt Heseding.

Recycling in Europa in den Fokus nehmen

Seit Jahrzehnten ist das Recycling von Hartmetall eine ökologische und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte. Immer mehr Werkzeughersteller bieten Rücknahmelösungen für abgenutzte Werkzeuge und Hartmetallschrott an. Aus diesen Materialien entstehen u.a. neue Werkzeuge mit hohem Recyclinganteil – ressourcenschonend und wirtschaftlich sinnvoll. Doch diese Erfolgsgeschichte ist in Gefahr, wenn große Mengen Hartmetallschrott in Europa aufgekauft und außerhalb des Binnenmarktes verbracht werden. Das entzieht dem Markt wertvolle Rohstoffe, treibt die Kosten weiter in die Höhe und gefährdet die Versorgungssicherheit zusätzlich. „Jedes Gramm Hartmetall, das in Europa bleibt, bedeutet einen Gewinn für eine stabilere Rohstoffversorgung und eine widerstandsfähige, wettbewerbsfähige Metallbearbeitungsindustrie. Die Kunden haben es in der Hand, ob ihre verbrauchten Werkzeuge und Hartmetallschrotte verantwortungsvoll verwertet werden“, erläutert Heseding.

Um Wolfram konkurrieren verschiedene Industrien. Die Hartmetallherstellung stellt den größten Anteil. Hinzu kommen Hochleistungsstähle, Halbzeuge wie Glühfäden für Leuchtmittel, chemische Anwendungen sowie die Verteidigungsindustrie. Gleichzeitig ist Wolfram ein Rohstoff mit begrenzter Verfügbarkeit und hoher geographischer Konzentration. Auch angesichts der weltpolitischen Instabilität ist Europa gut beraten, sich hier resilienter aufzustellen. Und mit Blick auf die politischen Entscheider in Brüssel und Berlin betont Heseding: „Wir benötigen mehr Unabhängigkeit von Partnern in Übersee und eine konsequente Stärkung der Kreislaufwirtschaft, denn der Königsweg liegt in Reuse, Refurbish und Recycle in Europa.“

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www.vdma.eu