UCIMU stellt Nachhaltigkeitsbilanz vor

Die Bilanz zeige, dass die italienische Werkzeugmaschinenbranche Fortschritte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit macht. Doch sie lässt auch die Schlussfolgerung zu, dass es noch einiges zu tun gibt.

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Bildnachweis: UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE

Die erste Nachhaltigkeitsbilanz für den Werkzeugmaschinensektor wurde vom Verband der italienischen Hersteller von Werkzeugmaschinen, Robotern und Automationssystemen (UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE) in Zusammenarbeit mit ALTIS (Alta Scuola Impresa e Società dell’Università Cattolica del Sacro Cuore) erstellt.

„Nachhaltigkeit ist ein äußerst profitabler Bereich für Unternehmen, da sie nicht nur die Beziehungen zu ihren Stakeholdern verbessert, sondern auch die Möglichkeit bietet, sich neu zu erfinden und sich den europäischen Normen anzupassen, in denen die zunehmende Bedeutung der Verbreitung bewährter ESG-Verfahren (Environment, Social, Governance) hervorgehoben wird“, so  Barbara Colombo, Präsidentin von UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE und Vito Moramarco, Direktor von ALTIS Università Cattolica. Angesichts dieser Bilanz könne bestätigt werden, dass bereits eine ganze Reihe von ESG-konformen Praktiken eingeführt wurden.

„Im Bereich Investitionsgüter ist UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE der erste Verband in Italien und Europa, der eine Nachhaltigkeitsbilanz des Sektors erstellt hat. Ein Ergebnis, das uns zweifellos sehr stolz macht: Der nächste Schritt wird sein, diesen Prozess zu formalisieren und auf mehr Unternehmen auszudehnen. Zu diesem Zweck wird UCIMU die in den letzten Jahren gestartete Schulung und Unterstützung der Mitgliedsunternehmen fortsetzen.“

Stella Gubelli, AD von ALTIS Advisory Srl Società Benefit, Spin-off der Università Cattolica del Sacro Cuore, erläutert den Inhalt und die wichtigsten Ergebnisse der Studie: „Dank  der Nachhaltigkeitsbilanz sollen die Mitgliedsunternehmen den Kurs in Richtung Verbesserungsmaßnahmen einschlagen, die auf einer objektiven ESG-Bewertung basieren und auf branchenrelevante Nachhaltigkeitsbereiche ausgerichtet sind.“ So ist man der Meinung, dass dies der effektivste Weg sei, um die Unternehmen im Bereich der Nachhlatigkeit zu unterstützen und Chancen aufzuzeigen.

Die Nachhaltigkeitsbilanz bezieht sich auf das Jahr 2021 und wurde auf Grundlage von Fragebögen für Mitgliedsunternehmen erstellt, die mit einem UCIMU-Gütezeichen ausgezeichnet sind. Das Gütezeichen UCIMU Green and Blue Action wird Mitgliedsunternehmen von  UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE verliehen, die den Fokus auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit legen. In diesem Sinne stellt das UCIMU-Gütezeichen den neuen Geschäftsansatz auf der Grundlage von ESG-Kriterien dar.

Von den 66 Unternehmen mit dem UCIMU-Gütezeichen haben 53 den Fragebogen ausgefüllt. Der Fragebogen wurde nach einer Wesentlichkeitsanalyse angefertigt, beziehungsweise der Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeitsbereiche gelegt, die von der Tätigkeit der Unternehmen am stärksten beeinflusst werden. Die zu bewertenden ESG-Bereiche wurden auf der Grundlage von elf Zielen der UN-Agenda 2030 ausgewählt, da sie bezüglich Geschäftstätigkeit der Werkzeugmaschinenunternehmen kohärenter sind.

Ergebnisse der Analyse

Die im Bericht enthaltenen Ergebnisse werden hier nach den drei großen Bereichen „ökologisch, wirtschaftlich und sozial“präsentiert:

Ökologische Nachhaltigkeit

Für die Branche ist das Thema Kreislaufwirtschaft (SDGs 12) ein unbestrittener Exzellenzbereich, so dass 62 % der befragten Unternehmen bewährte Verfahren umgesetzt haben. Fast alle Unternehmen (98 %) trennen Müll; 76 % haben Ziele zur Verringerung von Mülls und Abfällen festgelegt, 50 % verwenden recycelte Rohstoffe.

Im Hinblick auf die Kohlendioxidemissionen (SDGs 13) haben die Unternehmen noch zu tun: 33 % der Befragten haben Ziele im Zusammenhang mit der CO2-Reduktion festgelegt und 11 % der Unternehmen haben diese Ziele offiziell dokumentiert. 9 % der befragten Unternehmen haben die Entwicklung von Kompensationsmaßnahmen in Betracht gezogen.

Soziale Nachhaltigkeit

In der Werkzeugmaschinenbranche gehören Humankapital und damit hochwertige Bildung (SDGs 4) der Mitarbeiter zu den wichtigsten immateriellen Vermögenswerten. 92 % der Unternehmen geben an, dass sie ein Managementsystem eingerichtet oder eingeführt haben, um den Schulungsbedürfnissen ihrer Mitarbeiter gerecht zu werden.

87 % haben Ausbildungsziele für ihre Mitarbeiter festgelegt, von denen mehr als die Hälfte (54 %) schriftlich dokumentierte sind. Darüber hinaus geben 63 % der Unternehmen an, dass sie Schulungen zu bereichsübergreifenden Fähigkeiten sowie technischen Themen anbieten, und 82 % geben an, dass sie Verfahren zur Bewertung der Mitarbeiterleistung eingeführt haben.

Starkes Engagement der Unternehmen auch für die nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden (SDGs 11): 68 % der Unternehmen sind sich ihrer Rolle als Wachstumsmotor bewusst, zum Beispiel durch die Gewährung wirtschaftlicher Beiträge zur Unterstützung von Gebietskörperschaften und jungen Talenten.

Verbesserungsbedarf besteht für den Bereich Vielfalt und Chancengleichheit (SDGs 5). Dieser beschreibt die Umsetzung von Strategien für mehr Integration – sowohl für einen größeren Anteil an Frauen in einem traditionell männlichen Sektor als auch an Jugendlichen. Die Erwerbstätigen sind überwiegend männlich (86 %). Junge Menschen machen einen sehr geringen Anteil an der Gesamtzahl der Mitarbeiter aus: 77 % der Menschen sind über 30 Jahre alt. Nur 22 % der Unternehmen verfügen eine Förderung für mehr Vielfalt und Chancengleichheit.

Zu den bewährten Vorgehensweisen von Unternehmen in Bezug auf Chancengleichheit und Vielfalt zählen die Umsetzung integrativerer Richtlinien, die Einrichtung von betriebseigenen Kinderkrippen und Mutterschaftshilfen.

Außerdem müssen die Unternehmen mehr in Governance der Nachhaltigkeit (SDGs 16) und in die Formalisierung ihrer Initiativen investieren: Nur 30% infomieren über die ESG-Themen auf ihrer Website. Lediglich 4 % tun das.

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit

Im Bereich Innovation (SDGs 9), von der Digitalisierung bis zur Cybersicherheit, sind Unternehmen stark auf die Entwicklung innovativer und effizienter Technologien ausgerichtet. So wird die Verschwendung von Ressourcen reduziert, nachhaltigere Verbrauchsmuster gefördert und eine höhere Produktivität für Kundenunternehmen gewährleistet. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass 91 % der Unternehmen eine Strategie oder zukünftige Ziele für Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0 definiert haben.

Hierbei ist der größte Anteil die Entwicklung von Projekten zur Digitalisierung und Kommunikation. So soll in Abstimmung mit dem Kunden eine kontinuierliche Überwachung und Planung des Wartungsbedarfs ermöglicht werden. All dies bedeutet tatsächlich eine Reduzierung der Produktions- und Ausfallzeiten sowie eine korrekte Nutzung der Ressourcen. Diese Aktivitäten tragen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bei.

Auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung: 72 % der Unternehmen haben eine Strategie oder zukünftige Ziele zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Produkten definiert. Fast alle Befragten versichern, dass sie das Kennzeichnungs- oder Schulungstool nutzen, um ihre Kunden über die korrekte Verwendung der Maschinen (91 %) und deren Entsorgung am Ende ihrer Lebensdauer (72 %) zu informieren.

Schlussfolgerungen

Generell zeigt die Nachhaltigkeitsbilanz 2021, dass es an formaler Festlegung von Prozessen mangelt: 64 % der Unternehmen haben Strategien und Ziele festgelegt, während es nur 24 % formalisierten. Der Prozentsatz für das Management und die Überwachung der Nachhaltigkeitsziele ist zwar höher (39 % in formalisierter Form), liegt aber immer noch unter der Hälfte. Auf der anderen Seite heben die Ergebnisse des Berichts die Notwendigkeit hervor, dass die Unternehmen der Branche ihre Fähigkeit zur „Kommunikation von Nachhaltigkeit“ durch die Umsetzung von Ad-hoc-Geschäftspraktiken festigen müssen.

Kontakt:

www.ucimu.it