Ziele für mehr Nachhaltigkeit setzen

Die Industrie muss ihren Teil zu den globalen Nachhaltigkeitszielen beitragen und eigene, datengestützte Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Anders Dellblad, Manager of Sustainable Supply bei Sandvik Coromant, gibt in diesem Beitrag Tipps, wie das erreicht werden kann.

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Es ist essentiell, dass sich Fertigungsunternehmen aller Größenordnungen die Zeit nehmen, ihre eigenen, individuellen Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln, welche die Effizienz steigern und zu einer grüneren Zukunft der Industrie beitragen. (Bildnachweis: Sandvik Coromant)

Die Friedman-Doktrin, auch Shareholder-Value-Theorie oder Aktionärstheorie genannt, ist eine normative Theorie der Unternehmensethik, die von dem Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman entwickelt wurde. Friedman definiert den einzigen Zweck eines Unternehmens darin, den größtmöglichen Gewinn für die Aktionäre zu erzielen. Heute ist diese Doktrin ebenso veraltet wie unverantwortlich.

Dass Unternehmen Gewinne erzielen wollen ist zwar nicht verhandelbar, doch das Gewinnstreben darf keine Priorität vor den Belangen von Menschen und Umwelt einnehmen. Daher fokussieren sich immer mehr Unternehmen aller Größen und Branchen auf ein weiteres, nicht verhandelbares Ziel: Nachhaltigkeit.

In der Regel stehen die Nachhaltigkeitsziele von Unternehmen im Einklang mit weltweit anerkannten Vereinbarungen wie dem Pariser Klimaabkommen und den Zielen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, unternehmensspezifische Ziele zu formulieren, die sowohl dazu beitragen, die Nachhaltigkeit zu verbessern als auch das Unternehmenswachstum zu fördern. Doch wie können Fertigungsunternehmen ihre eigenen Ziele entwickeln?

Nachhaltigkeitsziele in Einklang mit den Unternehmenszielen bringen

Ziele, die im Einklang mit dem Geschäftsmodell stehen und das bestehende Rentabilitätsmodell eines Unternehmens unterstützen, sind leichter zu akzeptieren und unternehmensweit zu integrieren. Zudem ist entscheidend, dass die Nachhaltigkeitsziele die Kernprozesse eines Unternehmens widerspiegeln. Ansonsten besteht die Gefahr des Greenwashings, also dass ein Unternehmen sich nur als umweltfreundlich präsentiert, anstatt seinen ökologischen Fußabdruck tatsächlich zu verringern.

Wo also können Fertigungsunternehmen ihre Nachhaltigkeit verbessern? Als erste Schritte bieten sich kleinere Recyclingprojekte oder die Reduktion des Geschäftspapierverbrauchs an. Das sind gute Ansatzpunkte für die Einführung nachhaltiger Maßnahmen am Arbeitsplatz, aber sie reichen nicht aus, um eine vollständige Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln.

Seit einigen Jahren bietet Sandvik Coromant ein Programm zum Recycling von Hartmetall an, das es Kunden ermöglicht, ihre gebrauchten Werkzeuge wieder an Sandvik Coromant zu verkaufen, damit sie recycelt werden können. (Bildnachweis: Sandvik Coromant)

Idealerweise sollten die Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf Verbesserungen der Geschäftsfunktionen abzielen, die sich direkt auf die Marktposition eines Unternehmens beziehen. So ist beispielsweise die Leidenschaft von Sandvik Coromant die Entwicklung von Innovationen für die Metallzerspanung – Werkzeuge und Wendeschneidplatten wie etwa Bohrer und Drehsorten sind die absolute Kernkompetenz.

Da das Geschäft stark auf dem Verkauf von effektiven, hochmodernen Werkzeugen beruht, hat Sandvik Coromant erkannt, dass man diesen Bereich nachhaltiger gestalten muss. Seit einigen Jahren bietet das Unternehmen ein Programm zum Recycling von Hartmetall an, das es Kunden ermöglicht, ihre gebrauchten Werkzeuge wieder an Sandvik Coromant zu verkaufen, damit sie recycelt werden können.

Außerdem bietet man Kunden einen Werkzeugaufbereitungsservice für abgenutzte, aber noch brauchbaren Werkzeuge an. Beide Dienstleistungen tragen zum unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsziel bei, bis 2030 zu mehr als 90 Prozent in Kreislaufwirtschaft zu produzieren.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele geben den Rahmen vor

Nachhaltigkeitsziele müssen durch messbare Fakten untermauert werden. Es gibt mehrere Rahmenwerke, an denen sich Fertigungsunternehmen orientieren können, etwa die wissenschaftsbasierten Ziele des WWF, die einen klar definierten Weg zur Reduzierung von Emissionen im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens aufzeigen. Die wichtigsten Ziele des Abkommens sind die Begrenzung der globalen Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau und die Fortsetzung der Bemühungen zur Reduzierung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius.

Ein weiterer wichtiger Rahmen sind die SDGs. Jedes dieser 17 Ziele hat spezifische Vorgaben, die bis 2030 erreicht werden müssen. Dazu gehören der Aufbau nachhaltiger Gemeinschaften, Investitionen in Innovation und Infrastruktur sowie die Gewährleistung eines verantwortungsvollen Konsums und einer verantwortungsbewussten Produktion.

Es ist klar, dass die Hauptverantwortung für die Umsetzung der Agenda 2030 bei den Regierungen liegt, aber ebenso klar ist, dass das erforderliche Maß an Veränderungen ohne Unterstützung seitens der Wirtschaft nicht erreicht werden kann. Schließlich berührt die Wirtschaftstätigkeit – im Positiven wie im Negativen – alle Nachhaltigkeitsziele.

Um den Nettobeitrag eines Unternehmens zu den SDGs zu ermitteln, wird bewertet, welchen positiven oder negativen Beitrag es zu jedem der 17 Ziele leistet. Anhand verfügbarer Informationen werden dabei die Unternehmenspolitik, Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie Praktiken des Unternehmens analysiert.

Ohne Daten kein Fortschritt

Die Festlegung von Nachhaltigkeitszielen ist entscheidend, doch ohne Analyse der jeweiligen Fortschritte und entsprechende Maßnahmen werden Unternehmen nicht die volle Effektivität erreichen. Neben der Suche nach externer Inspiration bieten Daten auch einen Rahmen für diese Ziele und sind ein wichtiger Faktor, um Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.

Unverzichtbar ist zunächst eine Analyse des Status Quo: Wie viele Abfälle und Emissionen fallen im Produktionsprozess des Unternehmens an? Wie hoch ist die Recycling-Quote? Werden erneuerbare Energien genutzt? Die meisten Fertigungsunternehmen verfügen über Software, die diese Informationen liefern – von Manufacturing Execution Systems (MES) über Enterprise Resource Planning (ERP) bis hin zu Supervisory Control and Data Acquisition (SCADA). Denn wer seine Ausgangssituation versteht und mit Daten belegt, kann die wichtigsten Leistungskennzahlen (KPIs) ermitteln.

Letztlich sollten diese Daten aber nicht nur bei der Festlegung neuer Ziele ausgewertet werden. Denn sie dienen auch dazu, in regelmäßigen Abständen Fortschritte zu messen. So erfahren Fertigungsunternehmen, ob sie auf dem richtigen Weg sind oder ob weitere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Und Softwareplattformen können mit Technologien des Internets der Dinge (IoT) die hierfür erforderlichen historischen Daten liefern.

Fazit

Die Gesellschaft arbeitet bereits daran, viele Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Darüber hinaus sollten Unternehmen, insbesondere die der Fertigungsindustrie, eigene Ziele formulieren. Denn auch wenn gemeinsame Ziele wichtig sind, gleicht kein Unternehmen dem anderen. Somit ist es essentiell, dass sich Fertigungsunternehmen aller Größenordnungen die Zeit nehmen, ihre eigenen, individuellen Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln, welche die Effizienz steigern und zu einer grüneren Zukunft der Industrie beitragen.

Kontakt:

www.sandvik.coromant.com