Verschärft anstatt verbessert

Fehlende Halbleiter, steigende Preise für Material und Energie sowie unbesetzte Azubistellen – auf der Herbsttagung des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie zeigte sich, dass sich die Lage für die Mitgliedsunternehmen nicht wirklich erholt hat. Immerhin: Der Umsatz steigt langsam wieder.

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Auf der Herbsttagung des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie nutzen die Mitglieder die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, sich zu informieren und zum Netzwerken. (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)

 „Wir haben hier einen Hotspot der Drehteileindustrie mit einer hohen Inzidenz an Fachwissen“, begrüßte Hermann Rumpel, Vorsitzender der Deutschen Drehteile-Industrie rund 56 Unternehmen zur Mitgliederversammlung in Köln. Eine gewagte These, die der Blick auf die Teilnehmerliste bestätigt: Drehteilehersteller, Maschinenbauer und Komponentenentwickler sowie Werkzeugspezialisten aus Deutschland und der Schweiz nutzen die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, sich in Vorträgen beispielsweise über das Haftungsmanagement zu informieren und zum Netzwerken.

Die Themen, die sie schon im Frühjahr bewegten, haben sich verschärft, statt – wie vor einem halben Jahr noch erwartet – verbessert. „Nach wie vor dominieren die hohen Materialkosten den Alltag vieler Mitglieder. Dazu gesellen sich steigende Kosten für Energie, Personal und Werkzeuge“, fasst Rumpel das Stimmungsbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen. Es sei ein Flächenbrand an Kostenerhöhung, bestätigt ein Mitglied aus dem Plenum. Gleichermaßen ist die Versorgungslage beim Material nach wie vor sehr angespannt.

Ob sich die Auftragsbücher füllen oder leeren, hängt von der Ziel-Branche ab – am stärksten belastet sind die Drehteilehersteller, die an die Automobilindustrie liefern. Was dagegen alle betrifft, ist die Halbleiterproblematik – direkt oder indirekt. Steuerungen für Drehmaschinen und Peripheriegeräte sind nicht lieferbar, während Zulieferer in die Automobil- und Maschinenbauindustrie die Auswirkungen der Lieferengpässe durch rückläufige Auftragseingänge bemerken, da Fahrzeuge und Maschinen aufgrund des Halbleitermangels nicht ausgeliefert werden können.

Führten souverän durch die Tagung (v.l.): Verbandsvorsitzender Hermann Rumpel mit Werner Liebmann, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie (Bildnachweis: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie)
Tendenz: Heiter bis wolkig

Dennoch gibt es auch Positives zu berichten: „Nach einem eklatanten Einbruch 2019/2020, waren die Auftragseingänge von Januar bis September 2021 im Schnitt recht gut. Wie das vierte Quartal läuft, bleibt abzuwarten – es wird sicher schwächer aber immer noch positiv“, fasst Werner Liebmann, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie, das Ergebnis einer Umfrage unter den Mitgliedern zur aktuellen Lage zusammen.

Der steigende Umsatz wird deutlicher als in den vergangenen Jahren durch die hohen Materialkosten geschmälert. Wann es hier eine Entlastung geben wird, kann selbst der Stahlmarktconsultant Andreas Schneider nicht vorhersagen. Bei den für die Drehteilehersteller relevanten Stahlsorten sieht er eine Chance auf Normalisierung der Versorgungslage, einen Preissturz werde es allerdings nicht geben – auch aufgrund der hohen Rohstoffpreise und Energiekosten der Herstellung.

Immer weniger Azubis

Von Nachwuchsproblemen berichteten auch mehrere Unternehmen. Es fehle an geeigneten Bewerbern, an Motivation und Interesse am Zerspanungsberuf. „Die Ausbildungslage ist durchweg schlecht“, bestätigt Hermann Rumpel und verspricht, dass der Verband seine Mitglieder unterstützte. Ziel sei es, mit Vorurteilen aufzuräumen und das Berufsbild so spannend darzustellen wie es tatsächlich ist, um wieder mehr Schulabgänger von der Ausbildung zu überzeugen.

Kontakt:

www.drehteileverband.de