Der Mehrspindellangdreher von INDEX

Die INDEX-Werke haben unlängst den ersten Mehrspindeldrehautomat als Langdrehversion vorgestellt. Die MS22-L basiert auf dem klassischen Sechsspindler MS22, ermöglicht allerdings mit einer einfachen aber genialen Eigenkonstruktion das Herstellen von typischen Langdrehteilen.

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Schwer und auf nur einer Werkzeugposition zu montierende Langdreheinrichtungen gab es schon im Zeitalter der mechanisch gesteuerten Mehrspindeldrehautomaten. Diese waren zum einen teuer, zum anderen auch zu unpräzise um den klassischen Einspindel-Langdreher zu ersetzen. Die Konstrukteure von INDEX haben es jetzt mit einer pfiffigen Lösung geschafft, die Vorteile des Langdrehens in einer auf Stückzahlen ausgelegten Maschine zu integrieren.

Bei vielen Kombination aus Bauteilgröße, Komplexität und Stückzahl sind CNC-gesteuerte Mehrspindler die mit Abstand effizienteste Lösung. Allerdings galt dieser Satz bislang nicht für lange und schmale Drehteile, bei denen ein ungünstiges Verhältnis von Länge zu Durchmesser eine stabile oder präzise Bearbeitung unmöglich machte. Bei typischen Langdrehteilen in hohen Stückzahlen blieb den Anwendern damit nur die Möglichkeit, die Aufgabenstellungen mit mehreren einspindligen Langdrehmaschinen abzudecken.

Das Maschinenkonzept der INDEX MS22-L als frontoffene Maschine steht für beste Zugänglichkeit.

Mit der neuentwickelten Langdreheinrichtung, die in einem ersten Schritt an eine INDEX MS22 adaptiert wurde, gehören diese Einschränkungen der Vergangenheit an. Mit ihr können Langdrehteile bis zu einer Länge von 200 mm und einem Stangen-Durchmesser von 5 bis 22 mm bearbeitet werden. Profitieren dürften davon vor allem Hersteller von Serienteilen wie Einspritzdüsen für Verbrennungsmotoren oder Düsen und Kolben in der Fluidtechnik, sowie Implantate in der Dentaltechnik.

In näherer Zukunft aber auch und vor allem Produzenten von Elektroantrieben, denen damit ein produktives Betriebsmittel für die Herstellung unterschiedlichster Wellen zur Verfügung gestellt wird. Ganz allgemein also klassische Serienteile bei denen der traditionelle Langdreher aufgrund der Stückzeitproblematik im Hintertreffen ist.

Herzstück der Langdreheinheit ist der mittig auf die Spindeltrommel aufgesetzte Führungsblock an dem die sechs Langdrehbuchsen verfahren werden. Die kugelgelagerte Führungsbuchseneinheit ist mit einer Doppelkonus-Führungszange ausgestattet.

Die Langdrehbuchse ist eine Eigenentwicklung der INDEX-Werke

Um bei den unterschiedlichen Bearbeitungen optimale Ergebnisse zu erzielen, kann die Führungsbuchse mit verschiedenen Führungsdrücken programmiert werden. Zur Fräsbearbeitung wird die Führungszange fest auf dem Stangenmaterial geklemmt. Integriert ist zudem eine Schwenksynchronspindel die nicht nur eine beschädigungsfreie Abführung der fertig bearbeiteten Bauteile sicherstellt, sondern auch eine rückseitige Bearbeitung an drei Werkzeugen ermöglicht.

Die MS22-L ist die weltweit erste Mehrspindeldrehmaschine bei der bei einer 6-spindligen Langdrehbearbeitung zwei Werkzeugträger pro Spindellage gleichzeitig im Einsatz sein können. Mit den damit möglichen 12 im Einsatz befindlichen Werkzeugen ist eine außerordentlich hohe Produktivität sichergestellt. Zudem stehen die Gleitführungen in bewährter INDEX-Technik an Führungs- wie Bearbeitungsschlitten für höchste Steifigkeit und daraus resultierend für ein Plus an Präzision.

Schaubild der MS22-L: Herzstück der Langdreheinheit ist der mittig aufgesetzte Führungsblock an dem die sechs Langdrehbuchsen verfahren werden.

Durch die Schwenksynchronspindel ist eine Rückseitenbearbeitung mit drei Werkzeugen möglich, wobei durch den Einsatz angetriebener Werkzeuge auch Fräsbearbeitungen durchgeführt werden können.

Sieht man von der Langdreheinrichtung ab, so ist die MS22-L eine Original MS22. Der besondere Charme dieser Konstellation liegt darin, dass zum einen alle Werkzeuge einer ,normalen‘ MS 22 verwendet und zum anderen sämtliche Peripherie-Geräte der Basismaschine übernommen werden können.

Für die Bearbeitung komplexer Teile stehen dem Anwender 62 NC-Achsen zur Verfügung. Damit ist aber nicht nur die Bearbeitung komplizierter Konturen sichergestellt. Diese Konfiguration lässt darüber hinaus auch einen breiten Spielraum für den Einsatz unterschiedlicher Verfahren und ermöglicht den dafür notwendigen variablen Einsatz der Werkzeugträger. Dadurch ist der Anwender auch bei schwierig zu bearbeitenden Werkstücken auf der sicheren Seite. Zumal die Siemens Sinumerik 840D solution line für innovative Steuerungstechnik steht.

Die Anordnung der Werkzeugträger erlaubt den Einsatz mehrerer Werkzeuge an jeder Spindel.

Zur Maschine. Das Maschinenkonzept der MS22 – als frontoffene Maschine zur Stangenbearbeitung – steht für beste Zugänglichkeit und eröffnet dem Anwender gleichzeitig durch angetriebene Werkzeuge, C- und Y-Achsen ein breites Spektrum an Bearbeitungsmöglichkeiten, wie außermittige Bohrungen und Gewinde-, Kontur- und Abwälzfräsen oder Mehrkantdrehen. Das Zentralmodul bilden sechs in die Spindeltrommel integrierte, luftgekühlte Motorspindeln, wobei eine dreiteilige Hirth-Verzahnung die exakte Positionierung der Spindeltrommel gewährleistet. Während der Bearbeitung steht für jede Spindellage und jede Werkzeugschneide stets die optimale Drehzahl zur Verfügung. Das Ergebnis sind ein optimaler Spänebruch, höchste Oberflächengüte, kurze Stückzeiten und längere Werkzeugstandzeiten.

Die INDEX-typische Anordnung der Werkzeugträger im Arbeitsraum erlaubt den Einsatz mehrerer Werkzeuge an jeder Spindel. Die Bearbeitungsmöglichkeit wird somit nur durch den Werkzeughalter bestimmt. Damit kann der Anwender sämtliche Arbeitsgänge in fast allen Spindellagen frei festlegen. Eine INDEX MS22-L erreicht im Normalfall eine Teileausbringung wie bis zu sechs einspindlige CNC-Langdrehautomaten. Der Vorteil der Mehrspindeltechnik liegt dabei auf der Hand: Der Kunde braucht nur ein Handling, nur eine Kühlmittelaufbereitung, spart Energie und benötigt weniger Personal.

Kontakt:
www.index-werke.de