Automatisierungstechnologien spielen in der heutigen industriellen Produktion eine wichtige Rolle. Die AUTOMATICA, die vom 8. bis 11. Juni 2010 auf dem Gelände der Messe München stattfindet, deckt als internationale Fachmesse für Automation und Mechatronik diesen Bereich vollständig ab. Sie wartet mit dem weltweit größten Robotikangebot auf und präsentiert die Schlüsseltechnologien Montage- und Handhabungstechnik sowie Industrielle Bildverarbeitung als weitere Kernbereiche – flankiert durch ein breites Spektrum ergänzender Technologien. Einige Highlights zeigen, mit welchen Trends die Automatisierungsbranche aufwarten wird.
ROBOTIK
Zu den grundsätzlichen Vorteilen der Robotertechnik wie hohe Flexibilität, Zuverlässigkeit und die Einsatzmöglichkeit in für den Menschen schwierigen Umgebungen kommen seit Jahren technologische Innovationen hinzu, beispielsweise im Bereich der Roboter-Sicherheit oder der einfacheren Programmierung und Handhabung. Dadurch – und durch sinkende Preise – hat der Robotereinsatz an Attraktivität gewonnen und immer mehr Einzug in neue Anwendungsfelder der General Industry gehalten. Die AUTOMATICA verschafft einen Überblick über das vielfältige Marktangebot an Industrierobotern.
Europa-Premiere zur AUTOMATICA: Mitsubishi Electric, Ratingen, hat den ersten Messeauftritt des kompakten Multifunktionsroboter Melfa RV-2SDB angekündigt. Dank 2 kg Traglast und Zykluszeiten bis 0,6 s soll dieser mehrachsige Vertikal-Knickarm deutliche Durchsatzsteigerungen in Produktion und Montagezellen erreichen. Damit dürften sich besonders Anwendungen in der Medizintechnik und anderen schnell ablaufenden Applikationen ergeben. Zudem wird gemeinsam mit der Robotics Technology Leaders GmbH ein neues System zur flexiblen Werkstückhandhabung präsentiert. Damit sei der Roboter nach Herstellerangaben in der Lage Werkstücke zu bearbeiten, die nicht präzise ausgerichtet oder platziert sind – und das ohne Hilfe eines visuellen Systems. (Halle B2, Stand 310)
Eine neue Generation Robotersteuerungen ist das Highlight des Jahres 2010 aus dem Hause Comau, Grugliasco, Italien. Die neuen Steuerungen bieten beeindruckende Leistung bei geringem Energieverbrauch aufgrund des APC820-Industrie PC mit Dual-Core-Technologie. Das kompakte Input/Output-System X20 und die Feldbus-Generation in Hilscher-Technologie ermöglichen eine zuverlässige Schnittstelle zu den Kundenanwendungen. Der Informationsaustausch zwischen den peripheren Modulen und der Comau-Steuerungssoftware wird durch Ethernet Powerlink in Echtzeit gewährleistet. Räume unterschiedlicher Geometrien können dynamisch zur Begrenzung des Roboteraußenbereichs genutzt werden. Darüber hinaus dienen vernetzte Treiberstufen der Energierückgewinnung. (Halle B2, Stand 111)
Steuerung für Seilzugroboter: Die Automatisierungssoftware TwinCAT mit integrierter Steuerung aus dem Hause Beckhoff, Verl, unterstützt verschiedene parallele und serielle Kinematiken, wie sie zum Beispiel für Pick-and-place-Aufgaben genutzt werden. Auf der AUTOMATICA ist in einer Live-Demonstration die Erweiterung der TwinCAT-Software um die 6-D-Kinematik für Seilzugroboter zu sehen. Die Vorteile des Seilzugroboters für Pick-and-place-Aufgaben ergeben sich aus seinem mechanischen Aufbau: Aufwändige Karbonstäbe werden durch kostengünstige Seile ersetzt, die Anordnung der Servomotoren ist flexibel (zum Beispiel auch unterhalb des Roboters) und der Werkstückgreifer ist dreh- und neigbarer im Vergleich zu alternativen Lösungen. (Halle A2, Stand 530)
MONTAGE- UND HANDHABUNG
Auf der AUTOMATICA 2010 erwartet die Besucher die europaweit größte Konzentration von Anbietern schlüsselfertiger Montageanlagen. Während sich viele Unternehmen dieser Branche als Sondermaschinenbauer verstehen, bei denen jede Anlage ein Unikat ist, nehmen die Anbieter von modularen Systemen zu. Beide Welten, Baukasten-Spezialisten und Sondermaschinenbauer, werden auf der AUTOMATICA zahlreiche, hochinteressante Lösungen vorstellen.
Flexibilität ohne Grenzen: Die Montageplattform Jetwing 2010 aus dem Hause Sortimat mit Sitz in Winnenden nähert sich der großen Schwester Spaceline, einer Längstransferlinie, an und macht Montagen noch flexibler. Zwei neue Werkstückträgergrößen erweitern das Spektrum des Jetwing. Auch für den modularen Aufbau ist Flexibilität Trumpf: zwischen 8 und 48 Montagestationen sind jetzt möglich. Damit werden die Übergänge von der Halbautomation zur Vollautomation und von kleinen zu großen Stückzahlen fließend. Auf der AUTOMATICA ist der Jetwing 2010 in einer verketteten Anlage mit Clearliner und Reinraumtransfersystem zu sehen. (Halle A1, Stand 103)
Große Werkstücke sanft bewegt: Vielfältige Transportlösungen zeigt die Schweizer Montech AG, Derendingen. Für den Transport von größeren Werkstücken bietet das Unternehmen aus der Schweiz ein mehrspuriges Transportband mit Gurt und Zahnriemen an, das Gewichte bis zu 100 kg bewegt. Es verfügt über drei verschiedene Antriebsvarianten mit Stirnrad-Getriebemotor. Für einen sanften Transport der Werkstücke sorgt eine definierte Beschleunigungs- und Bremsrampe. Während der Messe zeigt der Hersteller den Einsatz des Transportsystems Montrac und wird die Beförderung von Getränken vorführen. Dabei erfüllt Montrac die hohen Ansprüche an Sorgfalt, Präzision und Sicherheit beim Bewegen von Objekten und eignet sich deshalb auch für Ausstellungen, Museen, Showrooms, Bibliotheken und Catering. (Halle B1, Stand 318)
INDUSTRIELLE BILDVERAREITUNG
Die Bedeutung Industrieller Bildverarbeitung (BV) ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Sie ist nicht nur fester Bestandteil vieler Bereiche der Qualitätssicherung, sondern auch für die Automation enorm wichtig. Durch Weiterentwicklungen in der Software und Datenverwaltung ermöglicht die Bildverarbeitung zunehmend die Optimierung der Produktion. Komponenten und Systeme haben in den letzten Jahren eine weite Systemwelt ausgebildet. Noch dominieren 2D-Systeme und Visionsensoren, doch 3D-Anwendungen sind verstärkt im Kommen.
Gewappnet gegen raue Rahmenbedingungen, Staub, Feuchtigkeit und von Maschinen verursachten Schwingungen sind die Industriekameras Matrox GatorEye des Olchinger Unternehmens Rauscher. Das stabile, staub- und wasserdichte IP67-Gehäuse der CCD-Kameras trotzt den Gegebenheiten und eignet sich deshalb für die industrielle Bildverarbeitung in nassen oder rauen Bereichen der Automobil-, Lebensmittel-, Getränke-, Chemie- und Pharmaindustrie. Anschlussmöglichkeiten für externe Geräte bietet Matrox GatorEye mit einem optogekoppelten Triggereingang, Strobeausgang, acht frei programmierbaren User-I/Os und der direkten Ansteuerung von LED-Beleuchtungen. (Halle B2, Stand 302)
Barcode-Leser direkt im Netz: Der Barcodeleser BCL 548i von Leuze electronic,Owen, mit integriertem Profinet ist in der Lage, direkt und ohne Umwege im Profinet-Netzwerk betrieben zu werden. Darüber hinaus kann er aufgrund integrierter Switch-Technik auch in einer linienförmigen Netzstruktur eingesetzt werden. Das minimiert den Verkabelungsaufwand. Je nach Anforderung erlaubt die Schwalbenschwanz-Technik sowie vier Gewindelöcher eine einfache Befestigung der Anlage. Die Justage und Parametrierung werden durch eine Darstellung der Werte auf einem Display erleichtert. Hohe Lesesicherheit im laufenden Betrieb ist aufgrund der Code-Fragment-Technik (CRT) gewährleistet – auch in schnellen Prozessen. (Halle B2, Stand 105)
Automatisierungstechnik und dazugehörige Technologien
Technologien wie Positioniersysteme, Antriebstechnik, Sensorik, Steuerungstechnik, Sicherheitstechnik, Versorgungstechnik und Software flankieren auf der AUTOMATICA die Kernbereiche Montage/Handhabung, Robotik und Industrielle Bildverarbeitung. Dazu kommen Aussteller aus dem Dienstleistungsbereich sowie aus Forschung und Technologie. Auch in den Details stecken Highlights.
Dreitausend Grad drehen: Die Kölner igus GmbH hat ein neuartiges, kompakt gebautes Energiekettensystem entwickelt, das Leitungen auf engstem Bauraum um 3.000 Grad drehen kann. Das sogenannte TwisterBand TB30 führt Energie, Daten und Medien verschleißarm und kostengünstig. Aufgrund der massebedingt geringen Fliehkräfte sind Drehgeschwindigkeiten bis 720 °/s möglich. Dabei werden alle Leitungen schlank auf Achse gehalten. Durch die geringe Einbaugröße ist das Energiekettensystem in allen Einbaulagen sicher einsetzbar (horizontal, vertikal und kopfüber). Anwendungen für das schlank bauende Kreiskettensystem liegen vor allem bei Robotern (Versorgung der Achsen 1 und 6) sowie im Sondermaschinenbau. Drehbewegungen auf engstem Raum sind auch üblich bei Handling-, Hebe- und Montagevorrichtungen jeder Art sowie in Prüf- und Versuchsständen. Weiteres Einsatzgebiet bilden Windkraftanlagen, wo innerhalb der Rotorbewegungen die Flügel verschleißarm zu verstellen sind. (Halle B3, Stand 508)
Sicherheit mit geringerer Verdrahtung: Die Profinet-Variante der Multifunctional Gate Box von Euchner, Leinfelden-Echterdingen, reduziert jetzt auch noch die Verdrahtung – zusätzlich zu ihrer eigentlichen Aufgabe, der Absicherung einer Schutztür nach EN ISO 13849-1. Es wird nicht mehr jede Funktion einzeln verdrahtet, sondern der Kunde definiert, welches Element integriert werden soll und welche Funktion dahinter steht. Umfangreiche Diagnoseinformationen in Form von Profinet-Meldungen ermöglichen zudem eine schnelle und zielgerichtete Problembehebung im Bedarfsfall. (Halle A2, Stand 305)
Mechatronik
Im Maschinen- und Anlagenbau arbeiten Mechanik, Elektronik, Regelungstechnik und Informatik schon seit langem Hand in Hand – wofür der Überbegriff „Mechatronik“ geschaffen wurde. Heute gibt es bereits eine große Vielfalt an praktischen mechatronischen Lösungen. Auf der AUTOMATICA sind auch sogenannte Mechatronik-Cluster vertreten. Der Cluster-Ansatz will die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessern, indem ihnen ein dichtes Netz von spezialisierten Zuliefern, einschlägigen Forschungseinrichtungen und spezialisierten Fachkräften in räumlicher Nähe zur Verfügung steht.
Kommunikation von Wirtschaft und Forschung: Ein solcher Cluster ist Mechatronik & Automation e.V. mit Sitz in Augsburg. Auf der AUTOMATICA wird das Leistungsspektrum unter anderem exemplarisch mit einem Projekt zur automatisierten Herstellung von Kohlenfaserbauteilen präsentiert. Dabei stellen Partner des Kooperationsprojektes „CFK-Tex“ Forschungsergebnisse für effizienten Leichtbau vor.
Ein weiteres Projekt des Cluster Mechatronik & Automation e.V. ist eine modifizierte Hochleistungs-Webmaschine, die Muster nach Tönen webt. Diese werden auf einer übergroßen Klaviatur mit den Füßen eingespielt. Den Anstoß bildete eine Initiative des IT-Dienstleisters ITQ, der Studenten eine praxisnahe Ausbildung ermöglicht. Basis des Vorhabens bildet eine Webmaschine des Unternehmens Lindauer Dornier. Bei den Serienmaschinen des Herstellers werden die Webschäfte, die für die Erzeugung von Mustern verantwortlich sind, mithilfe komplexer Getriebetechnik bewegt. Die Studenten des Projekts Limoweb haben diese Getriebe durch einen Direktantrieb in Form von Linearmotoren ersetzt, was erstmals Musterwechsel im laufenden Betrieb ermöglicht und so Umrüstzeiten vermeidet. (Halle B1, Stand 330B)
Eine „Zone der Ruhe“ ist am Kooperationsstand des Mechatronik-Cluster Oberösterreich, Linz, eingerichtet, in der Messebesucher dem Trubel entfliehen können. Dort demonstriert Cluster-Partner Profactor GmbH aus dem österreichischen Steyr-Gleink, das elektronische System OptiSilence, das Lärm in Luft auflöst. Die Mechatronik-Lösung verarbeitet mit Hilfe einer intelligenten Regelungseinheit Mikrofonsignale und steuert damit gezielt Lautsprecher an, die Gegenschallfelder erzeugen und den Störschall überlagern, was zur Folge hat, dass Lärm sich in Luft auflöst. Angewendet wird das Gerät unter anderem bei Bedienständen von Bearbeitungsmaschinen zur Bedämpfung des Außenlärms oder auch bei Beschneiungsanlagen. Aufgrund seiner Bauweise ist OptiSilence flexibel einsetzbar – sowohl in geschlossenen Räumen und Hallen wie auch im freien Feld.
(Halle B1, Stand 237)
Forschung
Kreativität höchsten Ranges demonstriert das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik (DLR), wie sich an den Themenschwerpunkten ablesen lässt. Dazu zählen ein mobiles humanoides Oberkörpersystem namens „Justin“, ein neuartiges Hand-Arm-System, das Chirurgiesystem MIRO sowie das Thema Service-Robotik in der Raumfahrt. Unter dem Stichwort Flying Robots stellt das DLR den unbemannten Versuchsträger Elwira (Extreme Low Weight Intelligent Radio controlled Aircraft) vor. Mit diesem Flugroboter erproben Forscher unter anderem neuartige, bildgestützte Navigationsverfahren. Elwira wird auf Grund ihrer großen Tragfähigkeit künftig aber auch als Nutzlastträger in verschiedenen Projekten eingesetzt – wie zum Wild- und Borkenkäfermonitoring im Nationalpark Bayerischer Wald. (Halle A2, Stand 519)
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