Für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau war das Jahr 2009 das schlechteste Jahr seit Jahrzehnten. „Die Branche musste einen Produktionsrückgang von real knapp 25 Prozent verkraften. Das Produktionsvolumen betrug 151 Milliarden Euro“, teilte VDMA Präsident Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein (Bild)anlässlich der Jahrespressekonferenz des Verbandes am Mittwoch in Frankfurt mit.
„Der Branchenumsatz sank um nominal 23,1 Prozent auf 160 Milliarden Euro (2008: 208 Milliarden Euro).“ Während Unternehmen aus den Bereichen Hütten- und Walzwerkeinrichtungen und Bergbaumaschinen für 2009 dank hoher Auftragsbestände und langer Durchlaufzeiten noch Umsatzzuwächse vermelden konnten, schrieben Hersteller von Bau- und Baustoffmaschinen, Productronic, Holzbearbeitungsmaschinen und auch der Fluidtechnik Minusraten von vierzig Prozent und mehr. Die Kapazitätsauslastung lag 2009 im Schnitt bei 70,7 Prozent. (2008: 88,9 Prozent) „Die Maschinenbestellungen fielen so schnell und so drastisch wie noch nie seit Beginn der VDMA Auftragseingangsstatistik 1958“, betonte Wittenstein. Im Gesamtjahr lagen die Bestellungen um 38 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Das Orderplus im Dezember (Acht Prozent zum Vorjahr) dürfe zudem nicht davon ablenken, dass sich die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau bewege. „Dazu müssen keine historischen Spitzenwerte bemüht werden. Das nun erreichte Bestellniveau liegt um nicht weniger als 20 Prozent unter dem Durchschnitt des Fünfjahreszeitraums 2004 bis 2008.“
Maschinenbau baute 2009 Arbeitsplätze äußerst vorsichtig ab
Nachdem die Stammbelegschaft im letzten Aufschwung um mehr als 100.000 aufgestockt wurde, sank die Zahl der Beschäftigten im Verlauf des Jahres 2009 um ca. 34.000. Ende Dezember beschäftigte der Maschinenbau 920.000 Personen. „Gemessen am Produktionsrückgang ist der Rückgang der Stammbelegschaft dank Reduktion von Zeitarbeit, Kurzarbeit und betriebsindividueller Maßnahmen bisher noch vergleichsweise moderat ausgefallen“, betonte der VDMA Präsident. „Die Unternehmen hielten dieses Mal auf Biegen und Brechen ihre Mitarbeiter länger als in früheren Abschwüngen“, so Wittenstein. Die Branche rechnet damit, dass zahlreiche Unternehmen im laufenden Jahr ihre personellen Kapazitäten noch anpassen müssen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lasse sich das Ausmaß aber nicht seriös abschätzen. „Wir können aus diesem Grund für 2010 keine Beschäftigungsprognose abgeben“, sagte Wittensein.
Exporte sanken 2009 auf 110 Milliarden Euro
Die Exporte sanken 2009 nominal um ca. 24 Prozent ab auf 110 Milliarden Euro. 2008 waren sie auf den Rekordwert von 146 Milliarden Euro gestiegen. Die Volksrepublik China verzeichnete als einziges der 20-Top-Zielländer deutscher Maschinenbauprodukte einen Zuwachs und schob sich dadurch früher als erwartet an den USA vorbei auf Platz 1 im Exportranking. Besonders schlecht lief es dagegen in Russland. Hier schrumpfte der deutsche Maschinenexport um 43 Prozent.
Maschinenumsatz ging weltweit zurück
In Summe dürfte der Maschinenumsatz der größten Maschinen produzierenden Länder 2009 aufgrund der weltweiten Krise um real 19 Prozent abgenommen haben. In Europa wird der Maschinenumsatz 2009 voraussichtlich um ein Viertel, in den USA um rund ein Fünftel geschrumpft sein, so die Berechnungen des Branchenverbandes. Ausreißer positiv wie negativ finden sich in Asien. Der japanische Maschinenbau, der mit seiner Produktpalette sehr stark auf Standardmaschinen fokussiert ist, musste 2009 einen Umsatzeinbruch von vierzig Prozent verkraften. Der chinesische Maschinenbau konnte hingegen dank staatlich administrierter Investitionsprojekte auch 2009 ein Plus von zehn Prozent verbuchen.
Ausblick 2010: Branche rechnet mit Konsolidierung auf niedrigem Niveau
„Die deutsche Maschinenproduktion wird nach unserer Einschätzung in den ersten Monaten des Jahres 2010 ihr Vorjahresniveau teils noch deutlich verfehlen. Später im Jahr kann es unserer Branche jedoch gelingen, wieder Plusraten zu schreiben“, erklärte Wittenstein.
Der VDMA geht für 2010 davon aus, dass der deutsche Maschinenbau in Summe das Produktionsvolumen des Jahres 2009 in etwa halten kann mit einer leicht positiven Tendenz im Jahresverlauf. „Unsere Produktionsprognose 2010 lautet also unverändert: Null Prozent Wachstum“, so der VDMA Präsident. „Mit Ende der Konsolidierung auf niedrigem Niveau sehen wir als Branche gute Chancen, wieder an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen zu können. Dabei setzen wir insbesondere auf Zukunftsfelder wie zum Beispiel auf Energieeffizienz, Ressourceneffizienz und Wasser, also Märkte mit enormen globalen Potenzialen.“
Mangelnde Kreditvergabe – Finanzierungsprobleme nehmen zu
Mehr als ein Drittel der VDMA Mitgliedsunternehmen sagen inzwischen, dass es schwierig geworden sei, Kredite zu bekommen bzw. zu behalten. „Wir wissen, dass die Erfahrungen der Unternehmen selbst innerhalb derselben Bankengruppe extrem unterschiedlich sind. System ist hier keines erkennbar“, betonte der VDMA Präsident. „Und es sollte sich jeder darüber im klaren sein, dass unter den Unternehmen mit Finanzierungsschwierigkeiten auch viele sind, die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise unverschuldet aus einer hervorragenden Nachfrage-situation in ein tiefes Tal gefallen sind.“ Gefährlich wäre ein schnelles Wiederanziehen der Aufträge, denn dann entstünden erst die Hauptprobleme bei der Auftragsvorfinanzierung, so der Verband. „Die Nachfrage nach Betriebsmittelkrediten steigt, die Banken sind ängstlich und blicken eher zurück und stehen auf der Kreditbremse“, so Wittenstein.
VDMA fordert von der Politik Maßnahmen zur Stärkung des Standorts Deutschland
Wittenstein hält die bisherige Arbeitsbilanz der schwarz-gelben Bundesregierung für nicht ausreichend. Ihr sei es nicht gelungen, „die für eine Wachstumsbeschleunigung dringend notwendige Aufbruch-stimmung beim Bürger und in der Wirtschaft zu erzeugen.“ Der VDMA Präsident erwartet von der Bundesregierung, „ein klares Bekenntnis zum Industrieland Deutschland.“ Denn die industrielle Produktion sei die unverzichtbare Basis für den Wohlstand in Deutschland. „Wir erwarten eine Politik der Priorisierung guter Standortbedingungen für Investoren in Deutschland. Und wir erwarten von Frau Merkel nichts weniger als politische Führung!“
Quelle: VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau)