In der Metropolregion Hamburg hat die Luftfahrtindustrie eine besonders große wirtschaftliche Bedeutung. Mehr als 300 Firmen – allen voran Airbus, Lufthansa Technik und der Flughafen Hamburg – bieten etwa 36.000 Beschäftigten einen Arbeitsplatz. Neben den großen Flugzeugherstellern befinden sich dort vor allem kleine und mittelständisch geprägte Zulieferer. Dazu gehört auch die Quast Praezisionstechnik GmbH in Finkenwerder. Das Unternehmen befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Montagewerk des Flugzeugherstellers Airbus, der zu seinen wichtigsten Kunden zählt.
Der Zulieferbetrieb existiert bereits seit 1985. Auf einer Fläche von etwa 4.000 Quadratmetern fräsen und drehen die 50 Mitarbeiter des Hamburger Unternehmens hochpräzise oft komplexe sicherheitsrelevante Bauteile. „Wir konstruieren und stellen Sonderfertigungsmittel hauptsächlich für die Luftfahrtindustrie, aber auch für die Hafenwirtschaft und Metallindustrie her“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Olaf Schreyer. Dazu gehören beispielsweise Sonderanfertigungen, Prototypen, Kleinserien, Verschleiß- und Ersatzteile. „Service stellt den Schwerpunkt unserer Philosophie dar. Deswegen übernehmen wir auch Reparaturen oder Vormontagen“, ergänzt er. Größere Projekte entwickeln und fertigen die Hamburger gemeinsam mit den Kunden. Bearbeitet werden vorwiegend Aluminium, Stahl und verschiedene Kunststoffmaterialien. Darüber hinaus kooperiert das Unternehmen mit den Forschungseinrichtungen der Hochschulen in Hamburg und Bremen sowie dem Luftfahrtcluster Hamburg Aviation und der Hanse Aerospace.
Mit der neuen Portalfräsmaschine FZ33 compact fertigt Quast Praezisionstechnik komplexe Bauteile kleinerer und mittlerer Größe |
Schlüssel zum Erfolg: Alles aus einer Hand
Die Hamburger Luftfahrtindustrie ist gut gerüstet, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Trotzdem stehen Zulieferer ähnlich wie in der Automobilindustrie vor erheblichen Herausforderungen. Denn auch in dieser Branche vollzieht sich weltweit ein Prozess der Konzentration und der Konsolidierung. „Würden wir nur Komponenten fertigen, könnten wir uns am Markt wohl nicht halten“, vermutet Schreyer. „Wer als Zulieferer für die Luftfahrtindustrie wettbewerbsfähig sein will, muss sein Unternehmen auf die steigenden Anforderungen ausrichten.“. Das beziehe sich besonders auf Prozesse entlang der Wertschöpfungskette wie Einkauf, Engineering und Produktion. Die Fertigung von Komponenten unterliegt zudem strengen Qualitätsanforderungen. Dafür ist ein ganz besonderes Know-how erforderlich, das sich Quast Praezisionstechnik im Lauf der Jahre angeeignet hat. Hinzu kommt: „Große Flugzeughersteller wie Airbus wollen Partner, die von der Entwicklung über die Fertigung bis hin zu weiteren Bearbeitungsschritten wie der kompletten Montage von Baugruppen oder verschiedenen Oberflächenbeschichtungen alles aus einer Hand liefern“, ist Schreyers Erfahrung. „Je mehr wir dem Kunden anbieten können, desto weniger austauschbar sind wir. Dieser Mehrwert schafft zudem Bindung und Vertrauen.“ Die strategischen Partnerschaften sorgen außerdem dafür, den Aufwand gering und die Auftragslage möglichst stabil zu halten. Um für jeden Auftrag gut gerüstet zu sein, hat sich Quast Praezisionstechnik mit verschiedenen Unternehmen ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut. „Bei Bedarf können wir jederzeit auf Leistungen anderer Spezialisten zurückgreifen, beispielsweise aus der Schweiß- oder Beschichtungstechnik“, sagt Schreyer. „Für unsere Auftraggeber können wir somit alle Prozesse ganz genau darstellen – was viele Hersteller mittlerweile für die Auftragsvergabe voraussetzen.“
F. Zimmermann hat die Anlage so konzipiert, dass Bauteile aus Aluminium und Verbundwerkstoffen schnell von fünf Seiten komplett bearbeitet werden können. |
Mit kompakter Portalfräsmaschine Spektrum erweitert
In der Werkhalle sieht es sauber und aufgeräumt aus. Olaf Schreyer zeigt auf den umfangreichen und modernen Maschinenpark. Knapp 30 drei- bis fünfachsige CNC-Dreh- und Fräsmaschinen sowie ein neunachsiges Bearbeitungszentrum stehen dem Zulieferbetrieb zur Verfügung. „Unser Ziel war es, unser Leistungsspektrum weiter zu erhöhen, um damit noch flexibler zu sein und unseren Kunden einen noch besseren Service bieten zu können“, berichtet Schreyer. Auf der Suche nach einer passenden Portalfräsmaschine stießen die Hamburger auf die F. Zimmermann GmbH. „Im Gespräch stellte sich sehr schnell heraus, dass sich für diesen Betrieb die neue FZ33 compact ideal eignet“, schildert Rüdiger Hellwig, Vertriebsmitarbeiter bei F. Zimmermann.
Die 5-Achs-Portalfräsmaschine überzeugt mit Verfahrwegen von bis zu 2.500 mm in der X-, 3.000 mm in der Y- und 1.250 mm in der Z-Achse durch einen großzügigen Arbeitsraum bei sehr geringen Außenabmessungen der Anlage. Dabei ist sie besonders leistungsstark und stabil. „Wir haben sie konzipiert, um Bauteile aus Aluminium und Verbundwerkstoffen 3-und 5-achsig komplett und schnell zu bearbeiten“, sagt Hellwig. „Ebenso lässt die Maschine auch die Bearbeitung von Stahl und Guss mit hoher Dynamik zu.“ Wichtig seien bei der Wahl der Maschine kurze Durchlaufzeiten, eine hohe Verfügbarkeit sowie eine hohe Präzision bei der Bearbeitung gewesen. Denn die Bauteile sollten möglichst nicht nachbearbeitet werden müssen.
Schnell und hochgenau positioniert
„Aufgrund der standardisierten Baugruppen, des modularen Aufbaus der Anlage und der Vorratsfertigung in der Montage können wir die FZ33 compact zu einem attraktiven Preis mit kurzen Lieferzeiten anbieten“, erklärt Hellwig. In Verbindung mit dem großen Anwendernutzen amortisiert sich die Anlage binnen kürzester Zeit. Die FZ33 compact ist mit einem Werkzeugwechselsystem ausgestattet. Eine vollautomatische Laser-Werkzeugvermessung und ein Funktaster runden die Ausrüstung ab. Der in die Portalfräsmaschine integrierte Funktaster sichert ein schnelles Einmessen des Bauteils. Zur Ausstattung gehört weiterhin ein Späneförderer. Dieser kann für die Trockenbearbeitung verschlossen werden. Dies ermöglicht einen sehr schnellen Wechsel zwischen Nass- und Trockenbearbeitung.
Zum Einsatz kommt bei Quast Praezisionstechnik der Zimmermann-Fräskopf VH30. Dessen A-Achsantrieb erfolgt über zwei elektronisch verspannte, spielfreie Torque-Doppelmotoren, die C-Achse über einen Torque-Direktantrieb. In Verbindung mit einem hochauflösenden Messsystem wird ein schnelles und hochpräzises Positionieren ermöglicht, der Fräskopf verbindet somit hohe Haltemomente mit hohen Rotationsgeschwindigkeiten in der A- und C-Achse. „Durch den symmetrischen Aufbau und die nach unten verjüngte kompakte Bauform des Fräskopfs besitzt dieser außerdem eine geringe Störkontur“, berichtet Zimmermann-Experte Hellwig.
Möglich sind Vorschubgeschwindigkeiten bis zu 60 Meter in der Minute, die Achsbeschleunigung im Eilgang reicht bis zu 5 m/s2. „Damit lassen sich sehr effizient exzellente Oberflächen fräsen“, ist Schreyer begeistert. Der Zahnstangenantrieb arbeitet präzise und kraftvoll, ist aber dennoch sehr leise und energiesparend. „Bei der Entwicklung der neuen Anlage haben wir einen besonderen Fokus auf die Bedien- und Servicefreundlichkeit gelegt“, ergänzt Hellwig. In der FZ 33 compact sind, wie bei allen Zimmermann-Maschinen, hochwertige Komponenten verbaut, die eine lange Lebensdauer gewährleisten. Der Anwender profitiert somit von geringen Lebenszykluskosten.
Kein Fundament erforderlich
Der geschäftsführende Gesellschafter der Quast Praezisionstechnik Olaf Schreyer (re.) mit seiner Frau Dorit Kleinerüschkamp, die ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung ist. |
Ein wichtiger Grund für Quast Praezisionstechnik, sich für diese Anlage zu entscheiden, ist der eigensteife Basiskörper aus Guss mit integrierter Tischplatte, den aufgesetzten, mit Spezialbeton gefüllten Seitenwänden, sowie dem struktursteifen Portal. Damit erreicht die FZ33 compact eine hohe Dynamik. „Das Maschinenbett besteht aus ungefähr 15 Tonnen Guss“, erläutert Hellwig. Dieses bietet die Grundlage für die Aufstellung der Maschine auf einem herkömmlichen Hallenboden, ein Maschinefundament ist nicht notwendig.
„Wir können uns jetzt noch schneller auf unterschiedliche Größen, Materialien und Komplexitäten der Bauteile einstellen“, freut sich Schreyer über die neue Portalfräsmaschine. „Aufträge, die wir aufgrund ihrer Dimensionen vorher ablehnen oder an Betriebe aus unserem Cluster abgeben mussten, können wir jetzt selbst übernehmen.“ Dazu gehören beispielsweise Bohrschablonen aus Aluminium, die gerade auf der neuen FZ33 compact gefräst werden. Zum Einsatz kommen diese Komponenten, um Bohrungen am Flugzeug vorzunehmen. Es geht bei diesem Bauteil um sehr hohe Genauigkeit in der 5-Achsbearbeitung, diese können wir dank des sehr genau positionierenden Zimmermann Fräskopfs leicht herstellen. Da all diese Bauteile einer komplexen Messung im hauseigenen Messraum unterzogen werden, bekommen wir täglich den Beleg für die Genauigkeit der Maschine.
Verschwendung vermeiden
Dass sich Qualität und Effizienz bei Quast Praezisionstechnik nicht nur am Maschinenpark auswirkt, zeigt die besondere Übersichtlichkeit der Arbeitsplätze. „Wir haben unseren Betrieb nach dem Kaizen-Prinzip auf Vordermann gebracht“, resümiert Schreyer. Danach verbessern die Mitarbeiter schrittweise alle Prozesse. Dazu haben sie diese analysiert, darüber diskutiert und schließlich optimiert. „Mit diesem Vorgehen verbessern wir permanent unseren Betrieb“, sagt Schreyer. Eine Unternehmensphilosophie, die Quast Praezisionstechnik lebt, um erfolgreich zu sein.
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