UCIMU: Auch die italienischen Werkzeugmaschinenhersteller leiden

Die italienischen Werkzeugmaschinenhersteller verzeichnen im zweiten Quartal 2020 noch einmal einen Rückgang beim Auftragsindex. Für 2021 erwartet der UCIMU allerdings mehr Investitionen in neue Produktionstechnologien.

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Bildnachweis: UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE

Wie vorherzusehen, verzeichneten die italienischen Werkzeugmaschinenhersteller im zweiten Quartal 2020 noch einmal einen Rückgang beim Auftragsindex. Laut der Erhebung vom Centro Studi & Cultura di Impresa di UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE verzeichnete der Index insbesondere im Zeitraum April-Juni einen Rückgang von 39,1% im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019.

Das Ergebnis wurde sowohl durch die Verringerung der gesammelten Aufträge seitens der italienischen Hersteller auf dem Inlandsmarkt (-44,7%) als auch durch die Rückläufigkeit des Auslandsmarktes (-37,8%) bestimmt.

Das sind die effektiven Zahlen. Man muss jedoch berücksichtigen, dass dieses Ergebnis zum Teil verfälscht ist, denn in den besagten Zeitraum fällt auch der Monat April, in dem die Unternehmen aufgrund des Lockdown vollständig geschlossen waren.

Massimo Carboniero, Präsident von UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE erklärte: „Im Monat April waren die Unternehmen der Werkzeugmaschinenhersteller sowie ein Großteil der Kunden geschlossen, wodurch sowohl die Produktions- als auch Handelstätigkeiten blockiert waren. All das hat gewiss das Gesamtergebnis des Quartals beeinflusst, das eine schwierige Situation für denjenigen zeigt, der in der gewerblichen Industrie arbeitet.“

„Die durch die Pandemie hervorgerufene Ungewissheit und ihre asynchrone Verbreitung weltweit“ – fügte der Präsident  UCIMU-SISTEMI PER PRODURRE hinzu – „macht alles sehr kompliziert und bremst zweifellos die Investitionen in Produktionssysteme, aber wir italienischen Hersteller sehen erste minimale vor allem an den Inlandsmarkt gebundene Anzeichen der Wiederbelebung.“

„Andererseits sagen uns die von UCIMU erarbeiteten Daten, angefangen bei den Erhebungen des renommierten ökonometrischen Institutes Oxford Economics, dass nach der Verlangsamung des laufenden Jahres die Investitionen in neue Produktionstechnologien im Jahr 2021 wieder ansteigen müssten. Für die Nachfrage nach neuen Werkzeugmaschinen in Italien wird ein Wachstum von 31,5% auf über 3,5 Milliarden Euro erwartet.  Auch Europa müsste Lebhaftigkeit zeigen mit einem Konsumanstieg von 19,5% und an die 18 Milliarden-Grenze stoßen. Asien, mit China an der Spitze, sollte den verlorenen Aufschwung wiederfinden mit einer wachsenden Nachfrage um 35,5%, die 34 Milliarden erreicht, so wie die Vereinigten Staaten, die voraussichtlich 11 Milliarden Euro in neue Produktionssysteme investieren werden, 31% mehr gegenüber 2020.“

„Mit diesen Ausführungen“ – kommentierte Carboniero – „bleibt der Wunsch, dass wir das Schlimmste hinter uns haben und dass die folgenden Monate des Jahres geprägt sein können von einer Trendwende, die dem für 2021 erwarteten Aufschwung vorausgeht. Auch deshalb arbeitet UCIMU intensiv an der Organisation für die 32. BI-MU, die vom 14. bis 17. Oktober das erste Ausstellungsevent des Jahres für die Fachleute sein wird und könnte aufgrund des Termins noch von den Förderungsmaßnahmen profitieren, die der Plan Transition 4.0 bis Ende des Jahres vorsieht.“

„Mit Bezug auf den Plan Transition 4.0 ist andererseits der Steuererstattungsanspruch – als Förderungsformel anstelle von Super- und Hyperabschreibung gewählt – zweifellos ein erstrebenswertes und angemessenes Mittel, es ist jedoch möglich, dass die erhofften Wirkungen ausbleiben, weil die Modifizierung nicht klar mitgeteilt wurde und weil die Auswirkung dieses Planes beschränkt sein könnte aufgrund des allgemeinen Klimas der Ungewissheit. Deshalb – fügte der Präsident Carboniero hinzu – müssten die Maßnahmen des Planes strukturell werden, damit sie wenigstens einen Zeitraum von 3 Jahren umfassen, um den Unternehmen die Möglichkeit zu geben die Investitionen auf Dauer zu planen, um somit ein Vertrauensklima wieder herzustellen, das zu einer Belebung der Wettbewerbsfähigkeit in der italienischen verarbeitenden Industrie führt.“

„Die Regierungsbehörden müssen an den für die italienische Industrie strategischen Faktoren arbeiten: technologische Innovation und Internationalisierung, Humankapital und Lohnkosten, Finanzen und Kapitalanforderungen. Maßnahmen die sofort und effektiv ergriffen werden müssen, um einen realen Wiederbelegungsplan für die italienische Wirtschaft zu erstellen.“

„Tatsächlich ist eng an das Thema Innovation und Wachstum die Internationalisierung gebunden, für die ein strukturierter Regierungsplan notwendig ist, die Unternehmen anzuregen konkrete Programme vorzuweisen, um den internationale Markt direkt zu überwachen oder, falls aufgrund seiner Größe die Handlungsfähigkeit eingeschränkt sein sollte, mittels der Beteiligung an Unternehmensnetzwerken mit denen die laufenden Ausgaben der Tätigkeit geteilt werden.“

„Gegenüber dieser einschneidenden Veränderung die wir durchleben, benötigen die Unternehmen Mitarbeiter, die fachlich versiert und auf dem neuesten Stand sind, gemäß der neuen Arbeitsvorschriften. Das muss sowohl innerhalb der Unternehmen erfolgen, wie auch in den Schulen um einen Wissensstand zu erreichen, der zwischen Schuldiplom und Universitätsabschluss liegt, d.h. technische Fachhochschulen zu fördern. Unter Berücksichtigung des hohen Arbeitslosenanteils unter den Jugendlichen von 29,3% (Januar 2020), müsste – um den Eintritt in die Arbeitswelt zu erleichtern – eine spürbare Reduzierung der steuerlichen Belastung für mindestens 5 Jahre ab dem Moment der Einstellung eines Jugendlichen erfolgen.“

„Der letzte in Betracht zu ziehende Aspekt um dem italienischen Unternehmenssystem Wettbewerbsfähigkeit zuzusichern ist eine finanzielle Solidität, ein Problem, das in diesen Monaten in seiner ganzen Tragweite wiederaufgetaucht ist. Die Unternehmen waren lange geschlossen, ohne Möglichkeit zu produzieren, zu verrechnen und zu vereinnahmen. Die von den Regierungsbehörden vorgesehene Maßnahme die Unternehmen durch flüssige Mittel finanziell zu unterstützen, vom Staat garantiert und von den Banken geliefert, erweist sich als zutreffend um diesem  unmittelbaren Problem entgegenzutreten, vorausgesetzt, dass es mit sofortiger Wirkung in Kraft gesetzt und weit möglichst vereinfacht wird, d.h. die Anfrage nach Finanzierung von allen bürokratischen Verfahren zu entlasten, die unnötigerweise die Zeiten verlängern und eventuell – wie in anderen Ländern – einen Anteil der nicht rückzahlbaren Mittel einbeziehen.“

„Andererseits, wenn erst einmal die akute Situation gestoppt ist, dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass die finanzielle Solidität ein kritisches strukturelles Thema ist.“  Massimo Carboniero sagte abschließend. „Deshalb glaube ich, dass ad-hoc Initiativen wieder in Betracht gezogen werden müssen, um die Kapitalisierung der Unternehmen zu ermutigen, sodass die Betriebe einer möglichen zukünftigen Krise mit breiten Schultern entgegentreten können. Eine der Folgen der globalen Krise 2009 war der Verlust zahlreicher, auch erfolgreicher Unternehmen, die von ausländischen Konkurrenten aufgekauft  wurden zu einem Teil ihres Wertes: das muss unbedingt verhindert werden.“

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