Deutlich weniger Maschinenexporte in die Türkei

Lieferungen schrumpfen in den ersten Monaten um fast 5 Prozent - Währungskrise macht sich bemerkbar

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Die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Türkei machen sich in den Maschinenlieferungen aus Deutschland zunehmend bemerkbar. Im Zeitraum Januar bis Mai 2018 sind die Maschinenexporte an den Bosporus um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft. Die negative Entwicklung dürfte sich in den nächsten Monaten fortsetzen, da die türkische Lira gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren hat. Im Juli 2018 war eine Lira im Durchschnitt noch 18 Euro-Cent wert. Im Jahresdurchschnitt 2017 waren es 24 Euro-Cent und im Jahr davor sogar 30 Euro-Cent. “Die Sanktionen und Strafzölle, die US-Präsident Donald Trump für die Türkei jüngst erlassen hat, haben die Lira erneut auf Talfahrt geschickt. Damit verteuern sich für die türkischen Kunden die Einfuhren erheblich. Der schwache Lira-Kurs ist aber auch für all diejenigen Unternehmen eine große Last, die ihre Kredite in Fremdwährung aufgenommen haben”, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Für das türkische verarbeitende Gewerbe bleiben die Rahmenbedingungen schwierig. Zwar hat sich im Juli nach den Wahlen die Stimmung verbessert. Mit 49 Indexpunkten (Juni: 46,8) notierte der Einkaufsmanagerindex aber weiter unter der Schwelle von 50 Punkten, was eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung signalisiert. Während Produktion und Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe rückläufig sind, konnten die Exportaufträge zum ersten Mal seit drei Monaten zulegen. Für die türkische Exportwirtschaft hat sich durch die schwächere Lira die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Doch der Vorteil wird teilweise dadurch aufgezehrt, dass zahlreiche Vorprodukte zunehmend teuer aus dem Ausland zugekauft werden müssen.

Hohe Importabhängigkeit
Mit einem Marktvolumen von rund 29 Milliarden Euro ist die Türkei der zwölftgrößte Maschinenmarkt weltweit. Nur etwas mehr als ein Drittel der verkauften Maschinen stammt aus inländischer Produktion. Dies bedeutet, dass der überwiegende Teil der Maschinen im Ausland gekauft werden muss. Deutschland ist der wichtigste ausländische Maschinenanbieter in der Türkei mit einem Marktanteil von 13 Prozent. Auf den nachfolgenden Plätzen kommen China (10 Prozent), Italien (9 Prozent) sowie das Vereinigte Königreich und Japan mit jeweils 4 Prozent Marktanteil.

Aus Sicht der deutschen Maschinenindustrie, liegt die Türkei derzeit auf Platz 14 der Top-Exportmärkte. Maschinen und Anlagen im Wert von 3,7 Milliarden Euro wurden 2017 aus Deutschland in die Türkei geliefert. Wichtige Exportgüter sind Fördertechnik (Anteil an der Gesamtausfuhr: 8 Prozent), Antriebstechnik, Allgemeine Lufttechnik, Power Systems und Textilmaschinen (jeweils 7 Prozent).

Geringe eigene Wertschöpfung
Die Türkei verfügt über eine breite Industriebasis. Das Textil- und Bekleidungsgewerbe ist der wichtigste Industriezweig, gemessen an Beschäftigung, Umsatz und Wertschöpfung. Wichtige Exportbranchen neben dem Textilgewerbe sind die Fahrzeug- und Fahrzeugteileindustrie sowie die Nahrungsmittelbranche. Der türkische Maschinenbau kommt im Ranking der Industriezweige auf Platz 7 und hatte 2015 rund 212.000 Beschäftigte, die einen Umsatz von 18 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die Wertschöpfungsquote betrug lediglich 25 Prozent. Dies zeigt, dass der türkische Maschinenbau in starkem Maße auf den Zukauf von Vorprodukten angewiesen ist, auch aus dem Ausland.

Produktion wächst
Laut dem türkischen Statistikamt entwickelt sich der Maschinenbau derzeit sehr positiv. Nach einem Produktionswachstum von 9 Prozent im vergangenen Jahr konnte die Produktion in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres um fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht werden. Die kumulierte Wachstumsrate dürfte in den nächsten Monaten leicht abnehmen und einstellig werden, da die Produktionswerte in der zweiten Jahreshälfte 2017 deutlich höher waren als in der ersten. Folglich treffen die Produktionswerte im zweiten Halbjahr 2018 bereits auf höhere Basiswerte.

Quelle: VDMA