Deutsche Produktionstechnik am Wachstumsmarkt Indien

Deutsche Werkzeugmaschinen präsentieren sich zum vierten Mal in Indien

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VDW-Symposium in Indien. Gruppenbild der deutschen Delegation

Auf unvermindert großes Interesse trifft die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie in Indien. Zum vierten Mal infolge hat der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) gemeinsam mit der Deutsch-Indischen Industrie- und Handelskammer ein jeweils eintägiges Symposium am 15. März in Chennai und am 17. März in Pune organisiert.
17 Unternehmen wie DMG Mori, Emag, Gehring, Gleason-Pfauter, Heckert, Heller, Hermle, Kapp, Leistritz, MAG, Mauser, Open Mind, Peiseler, Profiroll, Samag, Schwäbische Werkzeugmaschinen und Waldrich Coburg stellten ihre Produkte, Lösungen und Dienstleistungen für die moderne Industrieproduktion vor. Rund 240 Kunden aus der Automobil- und Zulieferindustrie, dem allgemeinen Maschinenbau sowie der Luftfahrtindustrie folgten der Einladung in Chennai; 220 Kunden kamen in Pune.

„Der VDW ist bereits zum vierten Mal in jeweils zwei Städten mit seinen Symposien in Indien vertreten. Dies hat sich aufgrund der Größe und regionalen industriellen Verteilung des Landes bewährt“, erklärt Klaus-Peter Kuhnmünch, beim Organisator VDW verantwortlich für die Technologiesymposien.

Indischer Werkzeugmaschinenmarkt bietet großes Potenzial

Mit einem Marktvolumen von knapp 1,8 Mrd. Euro belegte Indien 2015 den achten Platz im Welt-Ranking für Werkzeugmaschinen. Der britische VDW-Prognosepartner Oxford Economics erwartet für die kommenden Jahre eine Belebung der indischen Wirtschaft mit steigender Industrieproduktion und Investitionstätigkeit. Der Werkzeugmaschinenmarkt soll 2016 und 2017 um jeweils 9 bis 10 Prozent zulegen. Das Wachstum des indischen Marktes ist unmittelbar mit der Verbesserung der örtlichen Infrastrukturen verbunden. „Der Slogan ‚Make in India‛ zielt auf zentrale Investitionen vor Ort ab und schafft ideale Bedingungen für ausländische Direktinvestitionen. Von dieser positiven Entwicklung wollen wir unmittelbar profitieren“, betont Gerhard Flores, Leiter Technologieentwicklung und Patente bei der Gehring Technologies GmbH, Ostfildern, am Rande des VDW-Symposiums.

Deutsche Hersteller sehen Trendwende

Die deutsche Werkzeugmaschinenbranche erzielte in den Jahren 2007 und 2008 ihre größten Erfolge in Indien. Die Exporte erreichten einen Wert von knapp 300 Mio. Euro. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise brachte in den zwei Folgejahren einen Einbruch um ein Viertel. So lag das Exportvolumen 2014 bei nur noch 150 Mio. Euro. 2015 zeigt sich jedoch eine positive Trendwende. Daran will die Branche anknüpfen. Dr. Manfred Berger, Executive Vice President Global Sales bei der MAG IAS GmbH in Eislingen: „Es sind vor allem die Branchen Automobil und deren Zulieferer, auf den wir unseren primären Fokus in Indien richten. Bei diesen Abnehmerbranchen erwarten wir künftig einen deutlichen Zuwachs. Insbesondere internationale Komponentenzulieferer gehören zum Wachstumspotenzial mit höherer Dynamik.“

Traditionelle Führungsrolle Japans soll aufgebrochen werden

Wichtigster ausländischer Anbieter ist erwartungsgemäß Japan. 2014 lieferte das Land 28 Prozent der indischen Importe. Die deutschen Hersteller können als zweitgrößter Lieferant ihren Anteil hingegen von 13 Prozent auf 14,5 Prozent erhöhen. Auch die Auftragslage in Indien verzeichnete 2015 einen Zuwachs von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch hat sich die Führungsposition Japans in Indien im vergangenen Jahrzehnt gefestigt. Die in Indien aktiven deutschen Werkzeugmaschinenhersteller wollen ihre Marktanteile gegenüber Japan sukzessive erhöhen. Die anspruchsvolle Preisstruktur nimmt dabei als wichtige Stellschraube eine zentrale Rolle ein. Maximilian Waizenegger, Regionalverkäufer bei der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG in Gosheim, erklärt: „Indien ist seit vielen Jahren ein sehr preissensibler Markt. Deutsche Werkzeugmaschinen gelten als zu teuer. Wir stellen aber zunehmend fest, dass auch teurere Maschinen gekauft werden und sich das Bewusstsein für hohe Qualität vor Ort drastisch erhöht.“

Jens Wunderlich, Prokurist Profiroll Technologies GmbH in Bad Düben, bestätigt die Aussage und liefert gleich zwei strategische Ansätze mit, wie es seiner Ansicht nach möglich ist, den indischen Markt künftig besser bearbeiten zu können: „Erstens müssen deutsche Hersteller bereit sein, technologische Unterstützung vor Ort zu leisten, die über die Bedürfnisse anderer Märkte hinausgehen. Zweitens muss man als Unternehmen in Indien bereit sein, sich mit seinen Produkten den Markbedürfnissen vor Ort anzupassen, das heißt auch Maschinen bedarfsgerecht für den Kunden auf das Wesentliche abzuspecken und Vor-Ort-Service zu leisten.“

Symposien sind ideale Plattform

Um mit indischen Kunden in den direkten Dialog zu treten und neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen, bietet der VDW seit Jahren seine erfolgreichen Technologiesymposien in Indien an. Firmen wie DMG Mori, Emag, Gehring, Heller und Profiroll sind bereits zum vierten Mal mit von der Partie.

Für Viktor Schulze, Verkaufsleiter bei der Saalfelder Samag Werkzeugmaschinen GmbH, geht das Konzept auf. „Die Symposien sind eine Superplattform, auch für die kleineren deutschen Anbieter. Die Kunden kommen zu uns und sind sehr interessiert. Wir hatten während der Symposien die Möglichkeit, intensiv Gespräche zu führen. Zusätzlich besteht die Gelegenheit, den indischen Markt kennen zu lernen. Das müsste man sich sonst alleine erarbeiten.“ Dr. Berger von MAG IAS ergänzt: „Die Besucherqualität in Chennai und Pune war sehr gut, und ich bin mit der Gesamtveranstaltung sehr zufrieden.“

Die Veranstaltung und die gezeigten Produktlösungen der deutschen Unternehmen kommen bei den indischen Kunden gut an. K. Mohan, Managing Director beim indischen Automobilzulieferer Sep India PVT Ltd in Hosur, bringt es auf den Punkt: „Das Symposium ist eine einmalige Chance, die Vielfalt deutscher Werkzeugmaschinen präsentiert zu bekommen. Im Gegensatz zu einer Messe erfährt man an einem Tag alles Wissenswerte und kann in die direkte Diskussion mit den Anbietern einsteigen.“

Ashol Aseri, Vice President der Luftfahrtsparte der Maini Precision Products Limited in Bangalore, zeigt sich vor allem über das gezeigte Leistungsspektrum deutscher Werkzeugmaschinen begeistert und sagt: „Die Automobil- und Luftfahrtindustrie brauchen höchste Qualität. Ausschließlich deutsche Anbieter werden diesem Anspruch im Sinne von Genauigkeit, Effizienz und hoher Verfügbarkeit gerecht. Deshalb kommen für uns nur Maschinen aus Deutschland in Betracht.“

Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie setzt auf starke Mitstreiter

Das VDW-Symposium wurde in Kooperation mit der Deutsch-Indischen Industrie- und Handelskammer vor Ort organisiert. Nach Ansicht von Hubert Reilard, AHK-Präsident in Indien, ist der indische Subkontinent für den deutschen Maschinenbau ein wichtiger Markt. Insbesondere unter der neuen Regierung entwickelt sich die indische Industrie spürbar und deutsche Anbieter könnten mit ihren Produkten eine zentrale Rolle für die kommende Industrialisierung des Landes einnehmen, betont der AHK-Präsident.

Klaus-Peter Kuhnmünch vom VDW bestätigt dies und ergänzt: „Wir als deutsche Werkzeugmaschinenindustrie sind überzeugt davon, dass Indien sich auch künftig weiterhin sehr dynamisch entwickeln wird. Vor allem in Chennai und Pune befinden sich die Zentren der indischen Automobil- und Zulieferindustrie.“ Deshalb werde der Verband auch in Zukunft hier präsent sein zum beiderseitigen Nutzen von indischen Kunden und deutschen Werkzeugmaschinenanbietern.