AWK 2008: Die Produktion am Standort Deutschland langfristig sichern

Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium am 5. und 6. Juni in Aachen

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Das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium AWK 2008, das am 5. und 6. Juni in Aachen stattfinden wird, will Zukunftskonzepte für produzierende Unternehmen im Hochlohnland Deutschland präsentieren. Die deutsche Wirtschaft befindet sich zwar nach langer Talfahrt wieder im Aufwind, aber reicht dieser Aufschwung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen langfristig zu sichern?

Unter dem Motto „Integrative Produktionstechnik für Hochlohnländer“ offeriert das AWK erstmals zwei parallele Vortragsreihen an. In den Bereichen Technologie und Produktionssysteme sowie Innovationsmanagement und strategische Produktplanung bieten die Veranstalter, das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, 22 Vorträge an. Wie immer sind die Vorträge in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der beiden Institute und herausragenden Persönlichkeiten aus der Industrie erarbeitet worden. In diesen Vorträgen werden Lösungsansätze und Strategien präsentiert, wie produzierende Unternehmen im Hochlohnland Deutschland ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sichern können.
Als Plenarredner konnten die Veranstalter unter anderem den geistigen Vater der Lean-Bewegung, Prof. Daniel T. Jones, gewinnen. Weitere Plenarredner sind VDMA-Präsident Manfred Wittenstein, Professor Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, NRW-Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart, sowie Prof. Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Weltwirtschafts-Instituts.

Was diese zukunftsorientierte Produktionstechnik unter anderem ausmacht, erläuterten die Professoren Christian Brecher, Fritz Klocke, Robert Schmitt und Günther Schuh von den veranstaltenden Instituten Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen und Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in einem Pressegespräch.

Die Aachener Produktionstechniker sind sich einig: Eine effektive und effiziente Gestaltung und der Betrieb von Produktionsanlagen erfordern in Zukunft ein stringentes Zusammenwirken einer Vielzahl von Faktoren. Zu nennen sind hier vor allem die Organisation von Produktionsbetrieben, die verwendeten Produktionsmaschinen und Automatisierungskonzepte, die Fertigungstechnologien und Werkstoffe sowie die Informationstechnologie. „Die Qualität und Leistungsfähigkeit der Geschäfts- und Produktionsprozesse wird durch das Zusammenwirken dieser Faktoren über alle Gestaltungsfelder hinweg bestimmt“, so Prof. Christian Brecher vom Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen am WZL im Pressegespräch.
Er mahnte gleichzeitig, Werkzeugmaschinen an der Prämisse der Bedarfsgerechtigkeit auszurichten. Nur so könne aus Spitzentechnologie ein Wettbewerbsvorsprung resultieren.

Bild: Die Produktionstechnik im Fokus: von links: Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt, Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke, Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh und Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher

„Durch eine intelligente Integration aller an einem Produktionsprozess Beteiligten lassen sich noch große Potenziale erschließen“, ist sich Professor Günther Schuh, Lehrstuhl für Produktionssystematik am WZL, sicher. Diese Potenziale, so Prof. Schuh weiter, reichten nicht nur aus, Produktionen im eigenen Land zu halten, sondern auch, um bereits in sogen. Billiglohnländer verlagerte wieder zurückzuholen. Er wies darauf hin, dass der Anteil an Verlagerungen in Billiglohnländer, die sich heute noch rechnen, gering geworden ist.

Prof. Fritz Klocke, Lehrstuhl für Technologie der Fertigungsverfahren am WZL, sieht als wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche neue technologische Plattformen die Betrachtung der Fertigungskette eines Produktes in ihrer Gesamtbilanz. Dabei darf die Leistungsfähigkeit dieser Prozesse nicht durch überhöhten planerischen und organisatorischen Aufwand gefährdet werden.
Deutliche Auswirkungen auf die Kosten hat, so Prof. Klocke weiter, der bewusste, Ressourcen schonende Umgang mit den Rohstoffen Wasser, Energie, Mineralöl und Werkstoffe. Mittlerweile entfallen im produzierenden Gewerbe in Deutschland rund 40 % der anfallenden Kosten auf Rohstoffe.
Neben einer Wertorientierten Produktion richtet Prof. Klocke seinen Fokus auch auf funktionalisierte Oberflächen. Das sind Oberflächen, etwa von Solarzellen, Optiken, medizintechnischen Produkten oder im Automobilbereich, die „durch Mikrostrukturen oder Beschichtungen einfache Bauteile in (multi-)funktionale Elemente verwandeln. Es entstehen Hochleistungsprodukte, die durch ihre Einzigartigkeit am Markt für ein nachhaltiges Wachstum in Europa sorgen“, ist Prof. Klocke überzeugt.
Des weiteren halten die Aachener Produktionstechniker die Optikfertigung für einen Markt mit großem Potenzial. Die Optikfertigung sei ein Beispiel für die Rückverlagerung der Produktion an den Standort Deutschland. Sie zeige, dass der Standort Deutschland immer noch maßgeblich ist, was die Entwicklung und Anpassung von Fertigungstechniken an individuelle und hochqualitative Optikkomponenten angeht.
Auch der Bereich „Qualität“ sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber. Prof. Robert Schmitt, Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement am Werkzeugmaschinenlabor, ist sich bewusst, dass es zukünftig nicht mehr ausreicht, „fehlerfrei“ zu produzieren. Kundenbegeisternde Produkte müssen es sein, die künftig die Kunden zum Kauf veranlassen werden, da diese sich nicht mehr nur durch objektiv messbare Kriterien, sondern bei ihrer Produktwahrnehmung auch durch ihre subjektiven Sinne leiten lassen (Perceived Quality). „Hier wird es zunehmend wichtig, den Kunden gezielt in die Produktentwicklung zu integrieren, um seine subjektiven Forderungen, Wünsche und Assoziationen mit einzubeziehen“, so Prof. Schmitt.
Neben der Fehlervermeidung und –beseitigung steht auch die Senkung der Kosten für Garantie- und Kulanzfälle im Fokus des AWK. Diese Aufgabe ist, insbesondere bei innovativen und technologisch anspruchsvollen Produkten, wie sie in Hochlohnländern überwiegend produziert werden, nur interdisziplinär zu lösen.
„Um nachhaltig Wettbewerbsvorteile für die Produktion in Hochlohnländern zu erzielen, gilt es, Wege zu finden, die Variabilität und Individualität von Produkten steigern und sie gleichzeitig zu Kosten einer Großserienfertigung produzieren zu können“, sind die Aachener Produktionstechniker überzeugt.
Insgesamt erwartet die Teilnehmer ein spannendes Potpourri verschiedenster Facetten und Aspekte, die die Aachener Produktionstechniker unter dem Begriff der integrierten Produktionstechnik zusammenbringen.

Anmerkungen:
Kontakt:
Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium
Fraunhofer IPT
Steinbachstr. 17
52074 Aachen

Tel. 0241-80-27400
E-mail: info @awk-aachen.de

www.awk-aachen.de